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Öllager leeren sich weiter

Die Förderkürzung der Opec zeigt Wirkung, die Öl-Lagervorräte der Welt sinken. Vor allem in den USA schreitet der Abbau voran. Warum das Kartell dennoch in einer Zwickmühle steckt.

Schon seit acht Wochen in Folge sinken die Öllagerbestände in den USA. Bei der Organisation erdölexportierender Staaten (Opec) dürften die mittlerweile kontinuierlichen Rückgänge für Aufatmen sorgen. Schließlich legt es den Schluss nahe, dass die Angebotsverknappung der Opec gemeinsam mit zehn Nicht-Opec-Ländern wirkt.

Wie die US-Energiestatistikbehörde EIA mitteilte, sind die Rohöllager in der vergangenen Woche um 8,9 Millionen Barrel gefallen, so viel wie seit vergangenem September nicht. Der Branchenverband American Petroleum Insititute (API) hatte bereits am Dienstagabend geschätzt, dass die Lagervorräte allein in der vergangenen Woche um 9,2 Millionen Barrel fielen.

Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent verteuerte sich am Mittwoch auf knapp 51 Dollar. Ein Fass des nordamerikanischen Leichtöls WTI kostete etwas mehr als 47 Dollar. „Dies unterstützt die These vom voranschreitenden Abbau des Überangebotes in den USA, zumal der Lagerabbau auf weiterhin niedrige Importe zurückzuführen war. Die OPEC-Kürzungen bei den Lieferungen in die USA scheinen also die gewünschte Wirkung zu erzielen“, erläutern die Analysten der Commerzbank.Dennoch hielten sich die Preissteigerungen in Grenzen, was wohl auf die gestiegenen Benzinvorräte in den USA zurückzuführen ist.

Zuletzt hatte die Opec trotz allmählich sinkender Lagerbestände Rückschläge zu verkraften. Die Umsetzung der Förderkürzung sank im Juli mit 75 Prozent auf ihren niedrigsten Wert seit das Abkommen im Januar umgesetzt wurde. Vor gut einem Monat hatte zudem Ecuador aufsehenerregend als erstes Land des Ölkartells die Förderkürzung aufgekündigt. Ölminister Perez begründete den Schritt mit leeren Staatskassen. Nun folgt die Kehrtwende. Die Lateinamerikaner möchten ihre Förderung erneut begrenzen – allerdings auf das heutige Niveau von 541.000 Barrel pro Tag, 19.000 Fass mehr als ursprünglich vorgesehen.

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Obwohl sich die Opec gemeinsam mit zehn weiteren Nicht-Mitgliedsstaaten bereits seit Anfang des Jahres verpflichtet hat, täglich 1,8 Millionen Barrel Öl vom Markt zu nehmen, sinken die Lagerbestände nur langsam.


Die Welt braucht weniger Opec-Öl

Im Mai schließlich verlängerte die Kürzungsallianz ihr zunächst bis Ende Juni begrenztes Abkommen bis Ende März 2018. Zudem beschränkt Saudi-Arabien, das gemessen an der Produktion größte Mitglied des Ölkartells, seit August seine Exporte auf 6,6 Millionen Barrel pro Tag. Seit Beginn der Förderkürzung hatten Experten moniert, dass reine Produktionskürzungen keine Angebotsverengung auf dem Weltmarkt nach sich ziehen müssten, da die Produzenten ihre Kunden auch aus ihren Lagern beliefern könnten. Daher erschien es nur konsequent, nun gezielt die Exporte einzuschränken.

Für September plant Saudi-Arabien, seine Exporte weiter zu drosseln, um 520.000 Barrel pro Tag. Dies hatte der saudische Ölminister Khalid Al-Falih in der vergangenen Woche bei einem Treffen der Kürzungsallianz in Abu Dhabi angekündigt.

Währenddessen steigert Libyen weiter seine Förderung. Das Opec-Mitglied ist wie auch Nigeria von der Förderkürzung ausgeschlossen. Schon im August will das Land laut dem Chef des libyschen Staatskonzerns, Mustafa Sanalla, die Förderung auf eine Million Barrel pro Tag erhöhen – Ende 2016 waren es noch 630.000 Fass. Die jüngsten gemeldeten Produktionsausfälle wegen Sicherheitsproblemen seien laut Bloomberg mittlerweile überwunden.

Doch Libyen ist nicht der einzige Störfaktor, den das Ölkartell in den Griff kriegen muss, um die Öllager der Welt wie geplant auf ein Fünf-Jahres-Niveau zu senken: In ihrem jüngsten Bericht erkennt zwar auch die Internationale Energieagentur an, dass die Vorräte sinken. Dennoch weist die Agentur aus Paris daraufhin, dass sie bei 3.021 Millionen Barrel immer noch um 219 Millionen Barrel über dem angepeilten Fünf-Jahres-Durchschnitt liegen.

Aufgrund der zuletzt schwächelnden Umsetzung des Kürzungsabkommens mahnt die IEA das Kartell: Will die Opec ihr Ziel bis Ende März 2018 erreichen und die Lagervorräte beträchtlich dezimieren, müssen sie den Markt überzeugen, dass alle im selben Boot säßen.

Gesprächsstoff gibt es also genügend, wenn sich das Kürzungs-Überwachungsgremium am 21. August in Wien trifft. Der Opec dürfte ihre missliche Lage bewusst sein: Derzeit fördert sie 32,8 Millionen Barrel Öl pro Tag. Wegen der steigenden Produktion in anderen Teilen der Welt, nicht zuletzt den USA, schätzt das Ölkartell schließlich selbst, dass die Welt im kommenden Jahr nur 32,4 Millionen Barrel seines Öls pro Tag braucht. In anderen Worten: Will die Opec den Ölmarkt nach ihrer Förderkürzung ausgeglichen halten, muss sie noch weniger fördern als jetzt. Die Kartellführer dürften es schwierig haben, ihre Mitglieder davon zu überzeugen.

KONTEXT

Fragen und Antworten zur Entwicklung des Ölpreises

Warum fallen die Preise, obwohl die Opec weniger fördert?

Im Vorfeld der Entscheidung der Opec und ihrer Partnerländer wie Russland waren die Anleger schon auf die Verlängerung der seit Januar geltenden Förderbremse bis März 2018 vorbereitet worden. Einige hatten aber auf eine deutlichere Verlängerung und stärkere Kürzungen spekuliert.

Was bezweckt die Opec mit der niedrigeren Förderung?

Das Kartell und seine Partner, darunter Russland, wollen das Überangebot auf dem Weltmarkt schmälern und damit die Preise stützen. Erklärtes Ziel ist es, die Ölvorräte von einem aktuellen Rekordhoch von drei Milliarden Fässern auf 2,7 Milliarden Fässer zu senken - dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Das für die Finanzmärkte richtungsweisende Nordseeöl Brent kostet derzeit gut 50 Dollar - im Sommer 2014 war der Preis mit 115 Dollar noch mehr als doppelt so hoch.

Wie wird sich der Preis jetzt entwickeln?

Das hängt davon ab, wie viel Öl tatsächlich vom Weltmarkt verschwindet. Und genau das ist der Haken. Die US-Ölindustrie dürfte in die Bresche springen und die Lücke schließen, die durch den Opec-Beschluss von Donnerstag entsteht.

Gibt es besondere Preis-Marken?

Ja. Umkämpft ist fast jede runde Marke - auch aus psychologischen Gründen. Doch in der Vergangenheit waren stets zwei Preis-Marken wichtig: die 30-Dollar-Marke und die 50-Dollar-Marke. Die erstere wurde Anfang 2016 erstmals seit 2003 wieder unterschritten, was letztlich die Opec auf den Plan rief. Nachdem das Kartell im November erstmals wieder eine Förderkürzung beschloss, kletterte der Preis wieder über 50 Dollar und hat sich seither mehr oder weniger darüber behauptet.

Welche Rolle spielen die US-Ölkonzerne

Die USA machen bei der Förderkürzung nicht mit - dürften sie aus rechtlichen Gründe vermutlich auch gar nicht. In den USA ist die Ölindustrie zudem nicht staatlich organisiert wie in vielen anderen Förderländern. Von Texas bis in die Dakotas feiert das Fracking seit Mitte 2016 ein Comeback. Die US-Ölindustrie pumpt derzeit wieder so viel Öl an die Oberfläche, wie vor einigen Jahren, als die Ölschwemme erstmals die Preise ins Rutschen brachte.

Ist Fracking nicht ein sehr kostspieliges Verfahren?

Ja und nein. Denn während des Preisverfalls der vergangenen beiden Jahre hat die Branche nicht geschlafen. In Texas und anderen US-Regionen sind die Förderkosten inzwischen teilweise so niedrig wie in Nahost. Der technische Fortschritt macht Fracking wieder profitabel. Machten US-Firmen vor einigen Jahren erst ab einem Ölpreis von 60 Dollar Profit, reichen ihnen inzwischen schon 30 Dollar.

Was macht die Opec denn jetzt?

Bis März 2018 kürzt die Opec die Produktion um 1,8 Millionen Barrel täglich. Am 30. November kommen die Mitglieder erneut in Wien zusammen, um die Lage zu beraten. Außerdem wollen sie enger mit den Nicht-Opec-Partnern - sprich Russland - zusammenarbeiten. Saudi-Arabien will zudem seine Exporte in die USA verringern. Doch das ist nicht ohne Risko: Die Opec-Länder und Russland drohen Marktanteile an die US-Ölkonzerne zu verlieren.

Wer sind die größten Ölförderer der Welt?

Die Opec steht für rund ein Drittel des weltweiten Rohöl-Angebots. Neben dem Kartell-Mitglied Saudi-Arabien sind Russland und die USA mit großem Abstand und einer Förderung von je etwa neun bis zehn Millionen Fässern Öl am Tag die größten Ölproduzenten der Welt.

Welche Folgen hätte ein neuerlicher Ölpreisverfall für die Weltwirtschaft?

Wenn der wichtigste Schmierstoff für die Produktion nicht viel kostet, ist das generell gut für die Konjunktur und den Geldbeutel des Verbrauchers, der beim Benzin spart. Aber es gibt auch Kehrseiten - beispielsweise für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Denn sie kämpft seit Jahren gegen eine zu geringe Inflation, was auf Dauer für die Konjunktur schädlich ist. Erwarten Verbraucher und Firmen fallende Preise, halten sie sich mit Käufen und Investitionen zurück. Der niedrige Ölpreis dämpft zudem in einigen Förderländern die wirtschaftliche Dynamik. Vielerorts werden Investitionen zurückgestellt.