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Im Würgegriff der Krisen

Der Deutsche Aktien Index DAX war Vormittags unter die Marke von 9000 Punkten gerutscht. (Bild: dpa)
Der Deutsche Aktien Index DAX war Vormittags unter die Marke von 9000 Punkten gerutscht. (Bild: dpa)


Die Krisen dieser Welt setzen die Finanzmärkte unter Druck. Vor allem belastet der Konflikt in der Ukraine. Anleger befürchten nun eine Sanktionsspirale zwischen Russland und der EU.

Bislang fielen die Sanktionen Russlands gegen die EU noch recht harmlos aus. Doch nun fängt es langsam an, ans Eingemachte zu gehen. Warum ausgerechnet Agrarprodukte?  Ein Drittel seiner Lebensmittel bezieht Russland aus der Europäischen Union. Der Schluss liegt also nah, dass sich das Land mit den ausgesprochenen Sanktionen vor allem selbst schadet. Doch hinter dem Importverbot für Lebensmittel aus der EU steckt eine einfache Rechnung.

Für Lebensmittel lassen sich ganz einfach alternative Bezugsquellen finden. So hat Brasilien bereits angekündigt, in die Bresche zu springen. Statt aus Polen kommen die Kartoffeln dann eben aus Lateinamerika. Deutsche Unternehmen liefern vor allem Fleisch, Käse und andere Milcherzeugnisse nach Russland. Auch deutsches Gemüse und einige Spezialprodukte aus deutschen Landen stehen auf dem Speisezettel der Russen. Der nun ausgesprochene Boykott ist zwar nur ein Nadelstich gegen die deutsche Wirtschaft. Verharmlosen sollte man die Maßnahme nicht. Immerhin hatten die Lieferungen einen Umfang von 1,5 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Russland ist - nach den EU-Partnern - wichtigster Abnehmer deutscher Lebensmittel.

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An der Börse finden sich Unternehmen dieser Branche eher selten. Dennoch ist der Deutsche Aktienindex (Dax) ganz gehörig in die Knie gegangen. Anleger schauen sich die 9.000-Punkte-Marke wieder von unten an. Das liegt natürlich nicht am Agrarimport-Verbot sondern an den Handelsbeziehungen insgesamt.

Im vergangenen Jahr lieferte die deutsche Wirtschaft Waren und Güter im Wert von 36 Milliarden Euro nach Russland, vor allem Maschinen, Anlagen, Autos und Chemische Erzeugnisse. Schon allein die Diskussion um mögliche Sanktionen hat die Handelsbeziehungen schwer belastet. Allein im Mai sind die deutschen Ausfuhren um fast 18 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro gesunken. Damit hat sich der Rückgang im Jahresverlauf immer weiter beschleunigt.

Zwei Gründe gibt es dafür. Zum einen ist der Rubel deutlich gesunken. Das hat deutsche Waren und Güter für russische Kunden deutlich verteuert. Viele Unternehmen haben also ihre Investitionen gestoppt, weil sie sich diese nicht mehr leisten konnten. Zum anderen ist das Vertrauen zwischen deutschen und russischen Handelspartnern schwer belastet. Wie können die russischen Kunden, die jetzt eine deutsche Maschine kaufen sicher sein, dass sie in ein paar Monaten noch Ersatzteile erhalten? Neue Sanktionen könnten dies verbieten.

Viele Deutsche Unternehmen haben viel Geld in Russland investiert. VW steckte Milliarden in ein neues Werk, der Pharmakonzern Stada hat erst kürzlich ein großes Medikamentenpaket gekauft, das natürlich vor Ort produziert werden soll. Jedes vierte deutsche Unternehmen, so heißt es, ist von den Sanktionen betroffen. Nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertags hängen 300.000 deutsche Jobs von den deutsch-russischen Handelsbeziehungen ab. Das alles fließt aktuell in die Kurse ein.

Die größte Angst ist jedoch, dass Russland der EU ihre Abhängigkeit von russischem Gas und Öl vor Augen führen könnte und umgekehrt die EU Russland seine Abhängigkeit von Einnahmen aus dem Öl- und Gasverkauf. Beide Regionen würde das unweigerlich in die Rezession stürzen. Ob es wirklich soweit kommt? Es steht zu hoffen, dass sich die Parteien wieder aufeinanderzubewegen. Trotzdem würde sich die Situation nur langsam wieder normalisieren. Der Stachel des Misstrauens sitzt tief.