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Dieser CEO einer börsennotierten Firma hat ein Gehalt von nur 10.000 Euro pro Jahr – das steckt dahinter

Hannes Niederhauser ist der CEO von Kontron.  - Copyright: Kontron AG
Hannes Niederhauser ist der CEO von Kontron. - Copyright: Kontron AG

"Ich bin ein CEO, der ohne Gehalt arbeitet“, sagt Hannes Niederhauser. Zumindest ohne Gehalt im herkömmlichen Sinne - denn seit mehr als 20 Jahren lasse sich Niederhauser fast ausschließlich in Aktien oder Aktienoptionen bezahlen. Dass er auf ein klassisches Gehalt verzichtet, habe sich „im Großen und Ganzen gelohnt“, behauptet Niederhauser. Der 61-Jährige ist der Geschäftsführer von Kontron. Das ist ein Technologieunternehmen – im TecDax gelistet – mit rund 8000 Mitarbeitenden weltweit.

Seit einem Vierteljahrhundert gründet Niederhauser immer wieder Firmen, kauft Unternehmen zu und stößt sie wieder ab. In einem Alter, in dem andere langsam Richtung Ruhestand gehen, denkt der Elektrotechniker noch lange nicht ans aufhören. Erst kürzlich hat Niederhauser beispielsweise mit Kontron die Mehrheit am Münchener Elektronikunternehmen Katek übernommen.

„Unter den CEOs bin ich fast der einzige Saurier, der über die Zeit übrig geblieben ist", witzelt er im Gespräch mit Business Insider. Mit sechs Jahren habe er seinen ersten Elektronikbaukasten von seinen Eltern bekommen. "Da hat meine Begeisterung für Technologie angefangen", erinnert sich der CEO.

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Warum er so für die Branche brennt? „In der Technologiebranche hat man viel Freiheit und Spielraum, um sich zu entwickeln. Als ich meinen Sohn das erste Mal in Händen gehalten hab, war das toll. Aber es war auch super, als mein erster selbstprogrammierter Computer angegangen ist und auf dem Bildschirm stand ‚Hallo Hannes‘", schwärmt er.

Studiert hat der 61-Jährige an der TU Graz. "1994 habe ich meine erste eigene Firma namens Teknor GmbH gegründet, im Keller meines Hauses." Später habe er dann Kontron von BMW abgekauft. Der Autohersteller nutzte das Unternehmen damals zur Entwicklung von Prozessortechnologien. "Die Übernahme habe ich damals mithilfe von drei Venture Capitalists finanziert." Nach dem Kauf wuchs Kontron "stürmisch" erklärt Niederhauser. "Wir waren Vorreiter in einem Spezialfeld - im Bereich der sogenannte Embedded Computers." Dabei stellten sie Computer her, die in Maschinen eingebettet werden. "Wir machen Maschinen intelligent, haben wir damals gesagt."

Warum Niederhauser auf ein klassisches Gehalt verzichtet

„2001 habe ich gelesen, dass John Chambers, der Chef von Cisco, auf sein Gehalt verzichtet und habe beschlossen, das auch zu machen", erinnert sich der 61-Jährige. Er mache das aber nicht, weil er ein Samariter sei, sondern weil er damit mehr verdienen könne, wenn die Aktie gut läuft. "Wenn es nicht gut läuft, dann ist es ein Nullspiel.“

Momentan halte er in etwa fünf Prozent von Kontron. Zudem bekomme er jährlich Optionen. Diese räumen ihm das Recht ein, zum damaligen Kurs die Aktien zu kaufen. "Ich würde sagen, über die Jahre bin ich gut gefahren. 2010 lag der Kurs bei 1,70 Euro und jetzt steht er bei rund 20 Euro. Wir waren auch schon mal bei 25 Euro.“

Zudem erhält Niederhauser laut Geschäftsbericht 2023 eine Gehaltsauszahlung in Höhe von 10.000 Euro - ein Betrag, der notwendig sei, damit er keine Ansprüche auf Sozialhilfe habe.

Performance der Aktie von Kontron über ein Jahr.  - Copyright: Finanzen.net
Performance der Aktie von Kontron über ein Jahr. - Copyright: Finanzen.net

Wovon Niederhauser ohne Gehalt lebt? "Natürlich brauche ich auch Geld zum Leben, daher verkaufe ich regelmäßig Positionen. Aktuell finde ich Small Caps aber zu niedrig bewertet.“ Er habe einen internen Preis, bei dem er bereit ist, einen Teil seiner Positionen zu verkaufen - wo dieser liegt, möchte er uns jedoch nicht verraten.

Bei Kontron sei er seiner Wissens nach der einzige, der fast ausschließlich Aktienpositionen anstatt eines Gehalts nehme. „Wir haben andere Vorstandsmitglieder, die vergleichsweise wenig verdienen, so in etwa 150.000 Euro, aber dann eben auch Kontron-Optionen bekommen. Andere Vorstände bei uns verdienen mit Bonus etwa um die 300.000 Euro im Jahr.“

Generell sei er mit der Entwicklung des Unternehmens zufrieden: „Die Firma hat eigentlich immer ihre Ziele erreicht oder zumindest größtenteils und dabei ein gutes Wachstum hingelegt, wenn auch nicht so stürmisch wie Tesla oder SAP.“ Niederhauser hat jedoch auch Visionen für die Zukunft: „Mein Lieblingsprojekt heißt Kontron OS. Wir wollen das Microsoft beziehungsweise das Windows für Maschinen werden." Was Kontron OS so besonders mache: „Kontron OS ist anders als Microsoft, da es nicht gehackt werden kann", ist Niederhauser überzeugt.

Warum das wichtig ist? "Wir steuern 60 Prozent der Hochgeschwindigkeitszüge in Europa. Dazu werden 4000 Flugzeuge von uns gesteuert. Es wäre fatal, wenn so etwas gehackt werden würde.“ Kontron selbst habe zehn Hacker, die regelmäßig die Sicherheit des Systems prüfen. "Ich behaupte mal, die würden in jedes Microsoft-System reinkommen", sagt Niederhauser. "Wie, erkläre ich gerne anhand eines mittelalterlichen Schlosses, das rundherum tausende Eingangstüren hat. Dort würden Angreifer sehr einfach reinkommen. Wenn ich aber ein Schloss habe, dass nur ein Tor hat, dann wird es wesentlich schwieriger. Bei uns gibt es nur diesen einen Zugang.“

Diese Tipps hat Niederhauser für Jungunternehmer

Niederhauser ist bereits lange im Business, dabei hat auch er einmal klein angefangen: „Das Schwierigste als Jungunternehmer ist es, genügend Cashflow zu haben. Ich weiß noch, als ich mich selbstständig gemacht habe und einen Kredit gebraucht habe, hat die Bank zu mir gesagt: Ah Sie machen sich selbstständig - dann schließen wir ihren Immobilienkredit."

Was bedeutet, Gründer sollten die Finanzierung ihres Unternehmens sehr genau durchdenken. "Es ist wahrscheinlich klug, mit Partnern zu arbeiten, sei es durch Venture-Capital, Business Angels oder ähnliches. Alleine wird man sich schwertun."

Als "letzter Saurier", wie er sich gerne betitelt, habe auch er den Umbruch am Arbeitsmarkt bemerkt. "Ingenieure zu finden, ist schwer, aber wir finden sie." Die Frage, ob die Gen Z dabei zu viel vom Arbeitgeber verlange, verneint Niederhauser: „Wir können nicht die 60-Stunden-Woche wie im 18. Jahrhundert verlangen. Das würde heute niemand mehr tun.“

Dabei ist der CEO überzeugt: "Ich denke, ob alt oder jung, wenn man etwas Spannendes macht, dann macht man es gerne. Ich sehe bei Ingenieuren keinen Generationenkonflikt.“ Dabei sei es wichtig, dass Technologieunternehmen eine angemessene Bezahlung bieten, spannende Aufgaben für ihre Mitarbeitenden haben und Flexibilität durch beispielsweise Home-Office gegeben ist.

Er verstehe nicht, warum sich manche Firmen in der Technologiebranche gegen Home-Office sperren: „Wir haben Effizienzmessprogramme, die geprüft haben, wie die Leute im Home-Office arbeiten – und wir konnten einen höheren Output messen. Zudem konnten wir durch Home-Office unsere Bürofläche halbieren und somit Geld einsparen.“

Er selber arbeite nach eigenen Angaben jedoch auch mal bis zu 100 Stunden die Woche. Für ihn sei das aber kein Problem, denn es sei der tollste Job der Welt.