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Warum zwei US-Ölmultis mit Milliardengeboten um Anadarko kämpfen

Occidental heizt den Bieterstreit um den Ölförderer mit einem Gebot von 57 Milliarden US-Dollar an. Für Chevron geht es bei dem Deal um einiges.

Es ist ein Wettkampf, bei dem es um Milliarden US-Dollar geht: Während der zweitgrößte Ölkonzern der Vereinigten Staaten schon den größten Branchen-Deal seit vier Jahren sicher glaubte, legt auf einmal ein deutlich kleinerer Kontrahent ein Gegenangebot auf den Tisch, dass sich sehen lassen kann.

57 Milliarden US-Dollar und damit sieben Milliarden US-Dollar mehr als Chevron will Occidental Petroleum für den texanischen Ölkonzern Anadarko hinblättern. Dabei ist das Objekt der Begierde eigentlich ein vergleichsweise kleines Ölunternehmen. Im vergangenen Jahr verbuchte Anadarko gerade mal 615 Millionen US-Dollar Gewinn, bei einem Umsatz von 13 Milliarden US-Dollar.

Die Stärke des Unternehmens liegt ganz woanders, nämlich mitten im Perm-Becken, dem größten Ölfeld der Vereinigten Staaten und dem zweitgrößten der Welt. Hier befindet sich der Schieferöl-Himmel der fossilen Giganten. Es ist das Vorkommen, was die USA im vergangenen Jahr zum größten Öl-Produzenten der Welt gemacht hat – sogar vor Saudi-Arabien.

Schieferöl, das mit Hilfe der umstrittenen Fracking-Methode gewonnen wird, lässt sich schneller und billiger produzieren als herkömmlich gewonnenes Öl. Die Förderung im Perm-Becken wächst mittlerweile so rasant, dass dort sogar die Kapazitäten der Pipelines nicht mehr ausreichen.

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Anadarko besitzt über 240.000 Hektar zwischen Texas und New Mexico. Die Multis der Branche haben sich in den vergangenen Jahren massiv in die rohstoffreiche Region eingekauft, allen voran Chevron und Exxon Mobil.

Die Milliardenkonzerne haben erst Anfang 2019 angekündigt, ihre Schieferölproduktion massiv auszuweiten. Chevron will bis 2023 rund 900.000 Barrel an Öläquivalent pro Jahr produzieren, Branchenprimus Exxon sogar eine Million bis 2024.

Aber auch Occidental besitzt große Vorkommen im Perm-Becken. „Oxy“, wie das Unternehmen auch in den USA genannt wird, ist laut eigener Aussage für zehn Prozent der produzierten Menge in dem reichhaltigen Ölfeld verantwortlich. Mit dem Erwerb von Anadarko würde es diese Position deutlich ausbauen.

Für Chevron sind die Anteile am Perm-Becken ein großer Faktor. Aber für den Ölriesen steht noch deutlich mehr auf dem Spiel als das lukrative Schieferöl-Geschäft: Anadarkos LNG-Anlage in Mosambik zum Beispiel, vor dessen Küste so viel Flüssigerdgas gefunden wurde, dass es Europa ganze zehn Jahre lang versorgen könnte.

Chevron will zu den Branchenführern aufschließen

Und dann kommt noch ein nicht unerhebliches Portfolio im Bereich der Tiefsee-Ölförderung im Golf von Mexiko dazu. Zusammengenommen ist Anadarko damit für Chevron die Eintrittskarte in die erste Liga der Ölgiganten.

„Für Chevron geht es bei dem Deal natürlich auch um LNG und das Perm-Becken. Aber gleichzeitig würde es den Konzern auf eine Stufe mit Exxon, Shell und Co. heben“, erklärt Ölexpertin Cornelia Meyer.

Durch die Übernahme käme Chevron endlich auf eine Ebene mit Schwergewichten wie Exxon Mobil und dem britisch-niederländischen Shell-Konzern, die Big Oil im vergangenen Jahrzehnt im Alleingang beherrschten. Der Cashflow von Chevron und Anadarko hätte mit 36,5 Milliarden US-Dollar im vergangenen Jahr sogar den von Exxon übertroffen.

Durch das Gegenangebot von Occidental gerät Chevron allerdings in die Defensive. Der kleinere Konkurrent hat schlicht und ergreifend das bessere Angebot. Occidental bietet für jede Anadarko-Aktie 76 US-Dollar, davon 38 US-Dollar in bar sowie rechnerisch 0,6094 eigene Aktien. Das sind 19 Prozent mehr als der Anadarko-Schlusskurs vom Dienstag und 62 Prozent mehr als der Schlusskurs unmittelbar vor der Chevron-Offerte vom 12. April. Chevron bietet 16,25 Dollar und rechnerisch 0,3869 eigene Aktien.

Für die Ölindustrie ist solch ein Bieterwettkampf äußerst ungewöhnlich. Immerhin legt sich Occidental mit einem Unternehmen an, das fast viermal so groß ist. Während Chevron im vergangenen Jahr über 14 Milliarden US-Dollar Gewinn machte, waren es bei Occidental gerade mal vier Milliarden US-Dollar.

Die meisten Experten sehen deswegen auch die besseren Chancen für Chevron, auch wenn der Ölriese jetzt nochmal ordentlich draufzahlen müsste. „Das Angebot von Oxy ist schon etwas übermütig“, sagt auch Meyer.

Aber wie heißt es so schön: Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Anadarko und seine Aktionäre sind schon jetzt die Gewinner dieses Wettstreits. Seit dem Angebot von Chevron ist die Aktie des Unternehmens bereits um satte 54 Prozent nach oben geschnellt und legte nach der Occidental-Offerte am Mittwoch noch einmal um elf Prozent zu.