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Zwei-Milliarden-Euro-Deal: Siemens verkauft Flender an Finanzinvestor

Ursprünglich sollte die Tochter 2021 an die Börse gehen. Der neue Eigentümer Carlyle gibt Garantien für Mitarbeiter und Standorte in Deutschland ab.

Siemens verkauft den Getriebespezialisten Flender für gut zwei Milliarden Euro an den Finanzinvestor Carlyle. Der ursprünglich für 2021 angekündigte Börsengang ist damit vom Tisch. „Die rasche Entscheidung bringt für Kunden und Mitarbeiter Planungssicherheit und Klarheit“, sagte Siemens-Chef Joe Kaeser am Donnerstag. Die neue Eigentümerstruktur biete Flender bestmögliche Wachstums- und Entwicklungsmöglichkeiten.

Carlyle hat sich damit in einem Bieterwettbewerb gegen andere Private-Equity-Spezialisten durchgesetzt. Der Finanzinvestor gab laut Siemens langfristige Garantien für Mitarbeiter und die deutschen Standorte ab. „Als Weltmarktführer im Wind- und Industriegetriebebereich ist Flender mit einem hervorragend aufgestellten Produkt- und Technologieportfolio und globaler Präsenz bestens für nachhaltiges Wachstum positioniert“, sagte Carlyle-Manager Gregor Böhm.

Nach einem Bieterwettkampf hatte der damalige Siemens-Chef Klaus Kleinfeld im Jahr 2005 rund 1,2 Milliarden Euro für das Bocholter Unternehmen gezahlt. Doch eine Erfolgsgeschichte war die Akquisition nicht. Die Profitabilität ließ lange zu wünschen übrig. Zudem passt Flender nicht mehr in den neuen Siemens-Konzern, der vor allem auf die Digitalgeschäfte setzt.

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Flender stellt unter anderem Getriebe für die Windkraftindustrie her. Vor dem Verkauf hübschte Siemens die inzwischen restrukturierte Tochter weiter auf und integrierte die Einheit Siemens Wind Energy Generation, die auf elektrische Antriebskomponenten wie Generatoren spezialisiert ist.

Der Getriebe-Spezialist kommt nun auf etwa 2,2 Milliarden Euro Jahresumsatz und hat 8600 Mitarbeiter. Attraktiv für Investoren ist unter anderem die Tatsache, dass der Windkraftspezialist Siemens Gamesa einen langfristigen Auftrag an Flender vergab. Das Unternehmen stellt aber auch große Getriebe und Kupplungen für Kräne, Schiffe oder die Öl- und Gasförderung her.

Mehrere Finanzinvestoren hatten um den Getriebespezialisten geworben. „Das Interesse zeigt deutlich die Attraktivität des Unternehmens“, sagte Siemens-Finanzvorstand Ralf Thomas. Laut Industriekreisen fiel die Entscheidung im Aufsichtsrat einstimmig. Verhandlungskreisen zufolge schloss Carlyle für eine Übergangszeit betriebsbedingte Kündigungen und Standortschließungen in Deutschland aus.

Unter anderem die kanadische Brookfield Asset und Triton waren laut Finanzkreisen interessiert, das in diesem Jahr bereits den Getriebehersteller Renk von Volkswagen übernommen hatte. Triton will Renk nun von der Börse nehmen.

Mit dem Kaufpreis von 2,025 Milliarden Euro wird Flender laut Finanzkreisen mit dem Neun- bis Zehnfachen des operativen Gewinns von zuletzt gut 200 Millionen Euro bewertet. Die Veräußerung dürfte nach Einschätzung in Industriekreisen zu einem „erheblichen Buchgewinn“ in dreistelliger Millionenhöhe bei Siemens im laufenden Geschäftsjahr 2020/21 (30. September) führen.

Siemens schließt Portfolioumbau ab

Ein Preis dieser Größenordnung war laut Unternehmenskreisen Voraussetzung für den Direktverkauf. Finanzvorstand Thomas sprach von einer „attraktiven Bewertung“. Eigentlich hatte Siemens angekündigt, Flender im kommenden Jahr abzuspalten und an die Börse zu bringen. Für die Abspaltung engagierte der Konzern die Investmentbanken Bank of America und die Citigroup.

Den Weg des Spin-offs war Siemens bereits mit dem Energietechnik-Geschäft gegangen, das im September als Siemens Energy das Börsendebüt feierte. Die Aktie startete mit einem Kurs von 22 Euro und ist seither in schwierigem Umfeld auf zuletzt knapp 19 Euro gesunken.

Im Umfeld der Investmentbanken hieß es, der Auktionsprozess sei „sehr kompetitiv“ gewesen. Carlyle habe sicher kein Schnäppchen gemacht, doch seien alle Beteiligten mit dem Ergebnis zufrieden. Es sei ein gutes Zeichen für den Markt, dass in der Coronazeit ein solcher Deal so schnell und zu so einem Preis über die Bühne gehe. „Es geht auch mitten in der Krise etwas.“ Private-Equity-Spezialisten säßen immer noch auf hoher Liquidität.

Siemens-Chef Joe Keser sagte: „Mit dem Verkauf von Flender führen wir unsere Strategie zu einer neuen, fokussierten Siemens AG erfolgreich und konsequent weiter.“ Das Konzept der „Eigensanierung mittels Anwendung mittelständischer Strukturen“ innerhalb von Siemens habe sich bewährt.

Der Verkauf von Flender schließt den radikalen Portfolioumbau von Siemens ab. Der scheidende Konzernchef Kaeser hatte neben der Energietechnik auch die Medizintechnik als Healthineers an die Börse gebracht. Sein designierter Nachfolger Roland Busch hat signalisiert, dass er die verbliebene Siemens AG nun nicht weiter aufspalten, sondern vor allem durch organisches Wachstum wieder ausbauen will.

Der Spielraum für Großakquisitionen ist auch begrenzt. Die Tochter Healthineers übernimmt gerade den US-Krebstherapiespezialisten Varian für 16 Milliarden Dollar. Damit handelt es sich um die mit Abstand größte Übernahme der Siemens-Geschichte. Die Verschuldung des Konzerns ist durch den Megadeal deutlich gestiegen. Doch nun kann die Bilanzstruktur mit dem Verkaufserlös wieder etwas gestärkt werden.