Der Markt für Börsengänge war nach dem Ausbruch der Pandemie in vollem Gange: Geld überschwemmte den Markt, die Stimmung der Anleger war gut und neue Instrumente hielten die Schleusen für die neuen börsennotierten Unternehmen weit offen.
Mehr als 400 Börsengänge und 810 Spacs seien zwischen 2020 und 2021 an den Markt gekommen, so Goldman Sachs.
Doch als die Zinsen stiegen, wurde das Geld knapp. Die Stimmung ging in den Keller und mit ihm viele gescheiterte Spacs. In den letzten 21 Monaten, sein Jahresbeginn 2022 also, gab es nur 32 Börsengänge.
Ein Comeback der Börsengänge könnte jedoch bald kommen. David Kostin, Chief Investment Officer bei Goldman Sachs, wies neulich in einer Kundenmitteilung auf eine positive Entwicklung hin: Die makroökonomischen Bedingungen, die erfolgreiche Börsengänge begünstigen, kehren allmählich zurück. Nach den starken Börsengängen von Arm und Instacart letzte Woche könnten weitere Börsengänge bevorstehen.
Mehr Börsengänge bedeutet allerdings nicht unbedingt, dass sie erfolgreich sein werden. Und kluge Anleger müssen neue Qualitätsaktien von überhypten Einsteigern, die nur am ersten Tag steigen, unterscheiden.
Wie ihr einen Börsengang erkennt, der am ersten Handelstag einschlagen wird
Viele Anleger vermissen die Blütezeit der Börsengänge aus den Jahren 2020 und 2021. In Wahrheit haben die Unternehmen, die zu der Zeit an die Börse gingen, nicht die höchsten Kursanstiege verzeichnet.
"Die 2020-2021 Welle von Börsengängen hatte im geschichtlichen Vergleich eine miserable Performance an den Tag gelegt", schreibt Kostin. "Der Median der 2020-2021-Börsengängen blieb in den ersten zwölf Monaten um 48 Prozentpunkte hinter dem Russell 3000 zurück. Der Median aller Börsengänge seit 1995 hingegen liegt bei nur Minus 20 Prozent.
Von den 2020-2021-Börsengängen haben nur 18 Prozent eine bessere Performance als der Russell 3000 an den Tag gelegt. Beim Median aller Börsengängen nach 1995 waren es 35 Prozent.
Es sei nicht so, dass die Unternehmen, die in diesen Jahren an die Börse gingen, zwangsläufig schlechte Investitionen wären, kontrastiert Kostin. Am Anfang der 2020-2021-Welle verführten die fallenden Zinssätze die privaten Unternehmen und brachten sie an die öffentlichen Märkte. Die Zinssätze sind dann jedoch irgendwann gestiegen und diese Unternehmen gerieten in die Klemme. Sie mussten beobachten, wie die Multiplikatoren schrumpften, die Bewertungen sanken und ihre Aktien als Folge fielen.
Ein starker Börsengang ist kein starkes Indiz für eine gute Investition
Die meisten Aktien, die in den letzten zwei Jahren an die Börse gingen, schnellten am ersten Tag in die Höhe – mit einer danach gegenläufigen schlechten Performance.
Aktien, die zwischen 2020 und 2021 an die Börse gingen, stiegen am ersten Handelstag in der Regel um 15 Prozent. Die Aktien aus dem Zeitraum zwischen 1995 und 2019 hingegen seien an ihrem Debüttag nur um zehn Prozent gestiegen, so Kostin.
In der Regel verzeichneten die Aktien, die am ersten Tag starken ansteigen, auch einige Monate später einen Kursanstieg.
"Börsengänge, die an ihrem ersten Handelstag um mehr als 50 Prozent steigen, verzeichnen in den folgenden drei Monaten in der Regel einen zusätzlichen Wertzuwachs von fünf Prozent. Aktien hingegen, die bei ihrem Börsendebüt die 50-Prozent-Marke nicht erreichen, bleiben bei nur einem Prozent", schreibt CIO Kostin. "Eine fallende Aktie am Debüttag fällt normalerweise in den folgenden drei Monaten um weitere vier Prozent."
Woran erkennt ihr also Aktien, die am Debüttag einschlagen werden? Achtet auf die erwartete Preisspanne der Aktie.
"Seit 1995 haben Aktien, die oberhalb der Kursspanne notieren, am ersten Handelstag um 38 Prozent zugelegt", schrieb Kostin. Dieser Trend hat sich im Laufe der Zeit nur verstärkt. Seit 2020 hätten Unternehmen, deren Aktienkurs über der erwarteten Kursspanne liegt, am ersten Handelstag um 43 Prozent zugelegt.
Der Goldman Sachs CIO kontrastiert jedoch, dass die Performance unmittelbar nach dem Börsengang kein starkes Signal für einen langfristigen Anstieg sei.
Zwei Schlüsselmerkmale, die einen Börsengang zu einer guten Investition machen
Der Kursanstieg am ersten Tag fühlt sich bestimmt gut an, aber Anleger freuen sich in der Regel eher mehr, wenn sich ihre neuen Aktien in den nächsten Monaten positiv entwickeln. Das erkennt man, Goldman Sachs zufolge, an zwei Schlüsselmerkmalen: Umsatzwachstum und Rentabilität. Das zeige die Analyse von 5000 Börsengängen im Laufe der letzten 25 Jahre.
"Die meisten Unternehmen weisen auf dem Aktienmarkt eine Underperformence nach ihrem Börsendebüt. Outperformer haben jedoch zwei Merkmale: Ein Umsatzwachstum von mehr als 40 Prozent im zweiten und dann wieder im dritten Jahr nach dem Börsengang auf der einen Seite und ein positiver Nettogewinn im achten Quartalsbericht auf der anderen Seite"
Kostins Mitteilung zufolge übertrafen zwei Drittel der neuen Aktien mit diesen zwei Merkmalen in ihren ersten zwei Jahren den Russell 3000 und erzielten eine Outperformance von 22 Prozentpunkten.
Die lockere Geldpolitik der 2020 und 2021 Jahre löste eine Flut von Börsengängen von Unternehmen aus, die die Chance nutzen wollten, so Kostin. Allerdings seien diese Unternehmen unrentabel gewesen und hätten geringes Umsatzwachstum. Bei solchen Nachteilen sei es kein Wunder, dass die Aktien dieser Unternehmen nach dem Börsengang in den Keller gingen.
Zudem wies Kostin darauf hin, dass die Rentabilität ein besonders wichtiger Faktor sei.
"Wir gehen davon aus, dass die Rentabilität bei bevorstehenden Börsengängen besonders wichtig sein wird. Da die Kapitalmärkte seit fast zwei Jahren geschlossen sind, waren unrentable Unternehmen dazu gezwungen, ihren Betrieb durch Ausgaben zu finanzieren", schrieb Kostin. "Diese Erfahrung hat die Anleger dazu gebracht, Aktien mit hoher aktueller Rentabilität zu bevorzugen".
Konstin zufolge sollten Anleger hochbewertete Börsengänge mit Vorsicht genießen. Kein Unternehmen, das 2020 oder 2021 an den Aktienmarkt ging und in Bezug auf den Umsatz seiner nächsten zwölf Monate ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von mehr als 15 hatte, konnte im ersten Jahr nach seinem Börsengang den Russell 3000 übertreffen.
Dieser Artikel wurde aus dem Englischen von Amin Al Magrebi für Business Insider übersetzt. Das Original findet ihr hier.