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Zeitenwende bei der Fed

Die US-Notenbank Fed hat den Pfad der lockeren Geldpolitik verlassen: Die Federal Reserve hat am Mittwoch den Leitzins erhöht. Wie erwartet stieg der Leitzins um einen Viertelpunkt und liegt nun in einer Spanne zwischen 0,75 und 1,0 Prozent. Außerdem stellte die Fed weitere zwei Zinsschritte in diesem Jahr in Aussicht.

Sie will damit verhindern, dass die US-Wirtschaft überhitzt. Nach ihrer zweitätigen Sitzung veröffentlichte die Notenbank auch ihre Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt. Sie rechnet damit, dass die Wirtschaft in diesem Jahr zwischen 2,0 und 2,2 Prozent wächst – eine engere Spanne als bisher. Im kommenden Jahr werde das Wachstum laut der Prognose zwischen 1,8 und 2,3 Prozent liegen. Mit graduellen Anpassungen werde die Wirtschaft „mit einer moderaten Geschwindigkeit wachsen und die Inflation werde sich mittelfristig bei zwei Prozent stabilisieren“, lässt die Fed wissen.

Gerade der Kommentar zur Inflation hat die Märkte aufhorchen lassen. Die Fed hat zu verstehen gegeben, dass sie es durchaus tolerieren werde, wenn die Inflation zwischenzeitlich den angestrebten Wert übersteigt. Deshalb hat der Dollar am Mittwoch an Wert verloren und auch die Rendite auf US-Staatsanleihen ging nach unten. Der Goldpreis zog dagegen angesichts der lockeren Einstellung zur Inflation gestern leicht an. Die Aktienmärkte nahmen die Nachrichten aus Washington positiv auf. Auch der Eurokurs stieg am Donnerstag auf ein Fünf-Wochen-Hoch.

Die guten Daten vom US-Arbeitsmarkt hatten am Freitag die letzten Zweifel an einer Zinserhöhung aus dem Weg geräumt. Ihre Erwartungen für die Arbeitslosenzahl ließ die Fed unverändert bei 4,5 bis 4,6 Prozent.

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Es ist vor allem das Tempo, das sich geändert hat: Für die amerikanische Notenbank ist dies bereits die zweite Zinserhöhung binnen weniger Monate. Seit der Anhebung im Dezember lag der Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Geld in einer Spanne zwischen 0,5 und 0,75 Prozent. In den Jahren 2015 und 2016 hatte sich die Notenbank nur zu jeweils einem kleinen Schritt nach oben durchringen können. Nun hat die Fed gleich zwei weitere Zinsschritte in diesem Jahr angekündigt.

Nach gut acht Jahren Krisenbekämpfung kehrt die Präsidentin Janet Yellen damit zur Normalität zurück. Ihr Vorgänger Ben Bernanke hatte dies im Jahr 2013 eingeleitet, als er ankündigte, dass die massiven Ankäufe von Zinspapieren durch die Notenbank auslaufen sollen.

Nun erwarten Beobachter mit Spannung, wie US-Präsident Trump auf die Zinserhöhung der Fed reagieren wird. Denn die Zinspolitik ist in den USA längst zum Politikum geworden. Trump gilt als klarer Gegner von Yellen. Er hatte ihr vorgeworfen, mit niedrigen Zinsen seinem Amtsvorgänger Barack Obama geholfen zu haben. Im Umkehrschluss ist die Rückkehr zu einer strengeren Geldpolitik ein Affront gegen ihn. Wer sich eine Bewertung der Trump-Politik erwartet hatte, ging jedoch leer aus. „Wir haben die Steuerpolitik nicht im Detail besprochen“, antwortete Yellen in einer Pressekonferenz. Yellen sagte, sie habe den neuen Finanzminister Steven Mnuchin bereits mehrfach getroffen und „gute Diskussionen“ mit ihm gehabt. Auch mit Trump habe sie sich getroffen.

Yellen sieht sich nicht als eine Verhinderin der Trump-Wachstumspolitik. „Wir würden Wachstum begrüßen in einem Umfeld der Preisstabilität“ sagte sie und betonte, dass es wichtig sei, die Produktivität zu erhöhen. Yellen hat in ihrer Pressekonferenz mehrfach darauf hingewiesen, „dass wir in die Nähe der Zielwerte kommen“, was Beschäftigung und Inflation angeht. Ein klares Signal, dass die Zinsen weiter nach oben gehen können.


Wie Beobachter die Zinsentscheidung einschätzen

Von Ökonomen und Bankvertretern wurde die Fed-Entscheidung unterschiedlich beurteilt. Marcel Fratzscher, Präsident des DIW Berlin, sieht durch die Aussicht auf weitere Zinserhöhungen in den USA die Europäische Zentralbank „unter Druck, ihre expansive Geldpolitik nicht vorschnell zu beenden. Die langfristigen Zinsen sind dadurch in der Euro-Zone bereits deutlich gestiegen, was die Wirtschaft der Eurozone in ihrer Erholung behindern könnte.“ Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim hingegen ist der Ansicht, dass die EZB „nach Fed-Vorbild das Ende der Negativzinsen einläuten“ sollte.

„Der Schritt ist angesichts der steigenden Preise und der dynamischen Wirtschaft folgerichtig“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Martin Wansleben. Laut dem Chef des Wirtschaftsforschungs-Instituts Ifo, Clemens Fuest, ist der Ausstieg der Fed aus der expansiven Geldpolitik für Europa eine gute Nachricht: „Die US-Wirtschaft wächst robust, das wird den Dollar stützen und die Exporte aus Europa in die USA fördern.“ Das gelte, so lange die US-Regierung den internationalen Handel nicht mit Strafzöllen behindere.

„Der Zinsschritt der Fed war gut vorbereitet und er ist angesichts steigender Inflation und einer guter Beschäftigungslage in den USA dringend erforderlich gewesen“, sagte Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise. Die US-Verbraucherpreise waren zuletzt so stark gestiegen wie seit rund fünf Jahren nicht mehr. Die Fed richtet ihre Geldpolitik an ihrem Auftrag zur Förderung von Preisstabilität und Vollbeschäftigung aus. Letzteres Ziel hat sie bei einer Arbeitslosenquote von zuletzt 4,7 Prozent mit der vergangenen Niedrigzinspolitik erreicht.

„Sicherlich hatten einige Marktteilnehmer damit gerechnet, dass die Fed einen schnelleren Zinszyklus als ,nur noch' zwei Schritte für den Jahresverlauf signalisieren würde“, urteilte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. Die US-Notenbankchefin Janet Yellen habe auch erneut betont, die Geldpolitik „langsam“ normalisieren zu wollen.

Nach Ansicht des Chefvolkswirtes der Privatbank Sal. Oppenheim, Martin Moryson, hat „die Fed mit der Entscheidung ihre politische Unabhängigkeit einmal mehr unter Beweis gestellt“. Im Wahlkampf habe Trump die Niedrigzinspolitik zwar noch kritisiert. Jetzt als Präsident wünsche er sich jedoch niedrige Zinsen, weil sie ihn in seiner Absicht unterstützten, für mehr Wachstum zu sorgen: „An seiner Reaktion auf die heutige Entscheidung wird sich zeigen, ob auch Donald Trump die Unabhängigkeit der Notenbank zu schätzen weiß.“

KONTEXT

Best of Mario Draghi

3.11.2011

"Wir werden von niemandem gedrängt. Wir sind unabhängig. Wir bilden uns unsere eigene Meinung. Das ist es."

(Draghi bei seiner ersten Pressekonferenz nach seinem Amtsantritt am 3.11.2011 in Frankfurt)

26.7.2012

"Die EZB ist bereit, im Rahmen ihres Mandats alles zu tun, was nötig ist, um den Euro zu retten. Und glauben Sie mir: Es wird genug sein."

(Draghi am 26.7.2012 in London)

3.4.2014

"Der EZB-Rat ist sich einig, dass die EZB gegebenenfalls auch weitere unkonventionelle Maßnahmen im Rahmen ihres Mandats einsetzen wird, um die Risiken einer zu langen Periode niedriger Inflationsraten in den Griff zu bekommen."

(Draghi nach der Sitzung des EZB-Rates am 3.4.2014 in Frankfurt)

26.5.2014

"Wir werden nicht zulassen, dass die Inflation zu lange auf zu niedrigem Niveau bleibt."

(Draghi am 26.5.2014 bei einer EZB-Konferenz im portugiesischen Sintra)

5.6.2014

"Das ist ein bedeutendes Maßnahmenpaket. Sind wir schon am Ende? Nein. Wir sind hiermit nicht am Ende, solange wir uns im Rahmen unseres Mandates bewegen."

(Draghi am 5.6.2014 in Frankfurt nachdem die Notenbank ein ganzes Bündel von Maßnahmen gegen Mini-Inflation und Konjunkturschwäche im Euroraum beschlossen hat)

4.9.2014

"Wir mussten etwas tun, das ist unsere Pflicht."

(Draghi am 4.9.2014 in Frankfurt zum EZB-Beschluss, Kreditverbriefungen und Pfandbriefe zu kaufen)

22.1.2015

"Ich könnte ein paar Witze dazu erzählen. Aber ich lese einfach noch mal das Eingangsstatement vor. Denn das ist alles, was wir heute sagen können. Und ich vermeide Witze in dieser Sache lieber."

(Draghi am 22.1.2015 auf die Frage eines Journalisten: "War's das jetzt? War's das - oder können die Leute erwarten, dass die Geldpolitik demnächst noch verschärft wird?")

3.9.2015

"Wir haben den Willen und die Fähigkeit zu reagieren, falls dies notwendig ist."

(Draghi am 3.9.2015 zu einer möglichen Ausweitung des Anleihenkaufprogramms)

9.3.2017

"Unsere Geldpolitik war erfolgreich."

(Draghi am 9.3.2017 zum Anstieg der Inflation auf zwei Prozent)

9.3.2017

"Es gibt nicht mehr das Gefühl, dass das Risiko einer Deflation drängend ist."

(Draghi am 9.3.2017 zum Erfolg seiner expansiven Geldpolitik)