Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • Nikkei 225

    37.628,48
    -831,60 (-2,16%)
     
  • Dow Jones 30

    38.085,80
    -375,12 (-0,98%)
     
  • Bitcoin EUR

    60.296,16
    +794,18 (+1,33%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.393,25
    +10,67 (+0,77%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.611,76
    -100,99 (-0,64%)
     
  • S&P 500

    5.048,42
    -23,21 (-0,46%)
     

Zulieferer wollen mit Software-Plattformen Preise für automatisiertes Fahren senken

Aptiv zieht mit Bosch und Conti gleich. Durch das Baukastenprinzip sollen marktfähige Preise erreicht werden. Das würde der gesamten Branche helfen.

Die Entwicklung des autonomen Fahrens durchläuft zwei Entwicklungsstränge; einen schrittweisen evolutionären und einen sprunghaften disruptiven. Die Google-Tochter Waymo, GMs Cruise sowie die chinesischen Tech-Unternehmen Autox und Baidu preschen derzeit voran. Sie wollen in Zukunft vollautonome Taxis anbieten, die Menschen in einer Stadt von A nach B bringen.

Doch das wird dauern. Auf der diesjährigen Technikmesse CES in Las Vegas sagte Michael Bolle, Technikchef bei Bosch: „Wir glauben, dass vollautonome Robotaxis in Metropolen nicht in der ersten Hälfte dieses Jahrzehnts zu sehen sein werden, vielleicht erst in der zweiten Hälfte.“

Die entsprechenden Unternehmen haben im Dezember noch allesamt Fortschritte präsentiert. So werden beispielsweise die neuesten Fahrzeuge von Waymo und Autox nur noch über eine Zentrale fernüberwacht. Ein Sicherheitsfahrer ist nicht mehr an Bord. Auch Tesla spricht von einer baldigen Einführung vollautonomer Fahrzeuge. Auf der anderen Seite stehen die Autohersteller, die jetzt erst mit Systemen kommen, die auf der Autobahn selbstständig fahren können. Nun deutet sich auch auf der Kostenseite ein Durchbruch für die Systeme an. Allerdings hängt der auch von den unterschiedlichen Ansätzen ab.

WERBUNG

Die Robotaxi-Unternehmen wollen in Zukunft Mobilität verkaufen, keine Autos. Sie interessieren sich nicht für die unteren Entwicklungsstufen des autonomen Fahrens. Ziel ist das Level 5, also die höchste Stufe der Autonomie, bei der jederzeit auf einen menschlichen Fahrer verzichtet werden kann.

Im Gegensatz zu den Tech-Konzernen geht die Autoindustrie schrittweise vor. Sie entwickelt komplexe Fahrerassistenzsysteme, die in bestimmten Situationen, zum Beispiel auf der Autobahn, das Fahrzeug selbstständig steuern können. Zulieferer wie Continental, Bosch und Aptiv nehmen zentrale Rollen ein. Sie entwickeln die notwendigen Sensoren, schreiben Software und sammeln mit Prototypen Testkilometer, um die Fahrtalgorithmen zu verbessern.

Standardisierte Bausteine statt maßgeschneiderte Lösungen

Das ist teuer, allerdings nähert sich die Industrie marktreifen Preisen an. „Ab 2024 dürften sich Level-3-Systeme auf dem Markt in der Breite durchsetzen“, ist sich Aptiv-CEO Kevin Clark sicher.

Die Zulieferer wollen mit einem Plattformmodell die Kosten senken. Aus diesen Baukästen können sich die Autobauer nach Belieben bedienen. Sie können bei einem Zulieferer beispielsweise nur die Radar-Software bestellen, die restliche Sensorik woanders. Oder sie bestellen direkt das ganze Paket aus Fahrerassistenzsystemen samt Software.

Voraussetzung für den Baukasten: Alle Elemente sind auf der Softwareseite aufeinander abgestimmt und können ohne größeren Aufwand integriert werden. Die Steuerung des ganzen Systems läuft zusammen über einen zentralen Rechner.

Der Vorteil: Statt maßgeschneiderte Lösungen für jeden einzelnen Herstellen anfertigen zu müssen, können die Zulieferer mithilfe der standardisierten Bausteine mehrere Autobauer bedienen und so schneller Skaleneffekte erreichen. Nach Continental und Bosch hat am Montag auch der US-Zulieferer Aptiv eine Plattformlösung im Fahrerassistenz- und Softwarebereich vorgestellt.

Aptiv-Chef Clark sieht sich gegenüber den Konkurrenten aus Hannover und Stuttgart im Vorteil. „Weil wir uns dem Thema auf zweierlei Weise nähern, bin ich davon überzeugt, dass wir Erfahrungen im Bereich des automatisierten Fahrens haben, die unsere Konkurrenten nicht besitzen“, sagt Clark.

Aptiv verfolgt neben der evolutionären Entwicklung auch einen disruptiven Robotaxi-Ansatz. Motional, Joint Venture mit dem südkoreanischen Autobauer Hyundai, wird mit vier Milliarden Dollar bewertet. Etwa 70 Motional-Fahrzeuge sammeln unter anderem in Las Vegas Verkehrsdaten zur Verbesserung der Fahrtalgorithmen. Der Ridesharing-Anbieter Lyft wird auf die Technik von Motional zurückgreifen und ab 2023 in mehreren US-Städten autonome Taxis anbieten.

„Es gibt einige Unternehmen, die eine evolutionäre Herangehensweise bei der Entwicklung des autonomen Fahrens eingeschlagen haben“, sagt Clark mit Verweis auf den neuen Conti-Chef Nikolai Setzer. Der hatte in einem Interview mit dem Handelsblatt gesagt, dass die Entwicklung automatisierter Fahrsysteme keine Disruption darstellen würde. „Wir haben uns entschieden, evolutionär und gleichzeitig mit Motional, unserem Joint Venture mit Hyundai, disruptiv vorzugehen“, sagt Clark.

Clark zufolge profitieren beide Geschäftsfelder technologisch voneinander. So können die Entwicklungen im höheren Level-Bereich im Robotaxi-Geschäft die Level-3-Systeme für Pkw-Kunden entscheidend verbessern.