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Zinsen steigen, Materialkosten auch: Wie die Politik trotz explodierender Preise den Kauf von Eigentum fördern will

Mehrere Einfamilienhäuser entstehen am Leipziger Stadtrand. Nicht nur steigende Preise für Grundstücke oder Kompletthäuser belasten Häuslebauer, jetzt kommen noch der akute Handwerkermangel und täglich höhere Materialpreise hinzu.
Mehrere Einfamilienhäuser entstehen am Leipziger Stadtrand. Nicht nur steigende Preise für Grundstücke oder Kompletthäuser belasten Häuslebauer, jetzt kommen noch der akute Handwerkermangel und täglich höhere Materialpreise hinzu.

Die Zinsen für Immobilienkredite steigen rasant. Wer Anfang des Jahres noch mit dem Gedanken spielte, ein Haus oder eine Eigentumswohnung zu kaufen, muss nun eventuell umplanen. Außerdem steigen die Kosten für Rohstoffe und es mangelt an Handwerkern – beides macht es teurer, ein Haus zu bauen oder zu kaufen.

Den Wunsch, einmal in einem Haus zu wohnen, das einem selbst gehört, rückt derzeit für viele in weite Ferne. Viele Menschen fragen sich, ob sie sich jemals eine Immobilie leisten können oder ihr ganzes Leben zu Miete wohnen werden. Was kann die Politik noch tun, um Menschen zu unterstützen? Tatsächlich gibt es ein paar Stellschrauben – und manches ist bereits in Arbeit.

Regierung plant Reform der Grunderwerbssteuer

Weder Bund noch Länder können die Preise für Eigentum senken. Gerade Immobilien in großen Städten und deren Umland sind weiterhin sehr begehrt und damit teuer. Der entscheidende Punkt, bei dem Bund und Länder den Menschen unter die Arme greifen kann, sind die Kaufnebenkosten. Wer ein Grundstück, ein Haus oder eine Wohnung kauft, zahlt Makler, Notar und Grunderwerbsteuer. Oftmals finanzieren die Banken diese nicht und junge Familien haben diese nicht in bar auf dem Konto. "Zu häufig sind hohe Kaufnebenkosten der Hinderungsgrund für eine Finanzierung – gerade für junge Familien", sagt auch Sandra Weeser (FDP), Vorsitzende des Bauauschusses im Bundestag.

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Der wohl größte Hebel liegt bei der Grunderwerbsteuer. Sie wird fällig, wenn jemand eine Wohnung, ein Haus oder ein Grundstück kauft. Der Bund hat den Mindestsatz auf 3,5 Prozent festgelegt, doch alle Bundesländer außer Bayern und Sachsen haben höhere Sätze festgelegt. Spitzenreiter sind mit 6,5 Prozent Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, das Saarland, Brandenburg und Thüringen. Wer dort ein Haus für 450.000 Euro kauft, zahlt 29.250 Euro Steuern.

CDU und CSU wollen Käufern hier einen Rabatt verschaffen. Laut einem Antrag der Bundestagsfraktion sollen Menschen, die ihre erste Immobilie kaufen, um selbst darin zu wohnen, von einem Freibetrag profitieren. Dieser soll pro Person 250.000 Euro betragen, pro Kind kommen weitere 150.000 Euro hinzu. Kauft eine vierköpfige Familie also ein Haus für bis zu 800.000 Euro, müsste sie dabei keine Grunderwerbssteuer zahlen.

Die Forderung nach einem Freibetrag findet sich auch im Koalitionsvertrag der Ampel. Finanzminister Christian Lindner (FDP) hat dazu auch bereits ein Eckpunktepapier vorgelegt. Einfach umsetzen kann er dies jedoch nicht. Denn die Einnahmen der Grunderwerbsteuer streichen die Länder ein. 2021 waren das insgesamt 18 Milliarden Euro. Die Haushalte der Bundesländer gehören also zu den großen Profiteuren des Immobilienbooms der vergangenen Jahre. Seit 2010 haben sich die Einnahmen verdreifacht, allein im vergangenen Jahr stiegen sie um 14,2 Prozent. Darauf werden sie nicht verzichten wollen.

Eine Kabinettszeitplanung der Bundesregierung, die Business Insider vorliegt, zeigt jedoch, dass die Ampel-Koalition sich an das Thema wagen will: Mitte Juli steht ein "Entwurf eines Gesetzes zur Flexibilisierung der Grunderwerbsteuer für die Länder bei Erwerb von Wohneigentum" auf der Tagesordnung.

Die Politik scheut den Konflikt mit Maklern und Notaren

CDU-Politiker Jan-Marco Luczak, einer der Autoren des Unions-Antrags, sagt jedoch, wegen der gestiegenen Einnahmen der Länder bei der Grunderwerbssteuer sei keine Gegenfinanzierung nötig – auch weil der Bund den Ländern zuletzt für Aufgaben wie der Flüchtlingsaufnahme Geld überwiesen hat.

An zwei weitere Punkt trauen sich zudem weder Ampel noch die Union in ihrem Antrag heran: Makler und Notare. Denn zu den Kaufnebenkosten zählen auch Maklerprovision und Notargebühren, die sich wie die Grunderwerbssteuer nach dem Kaufpreis der Immobilie berechnen. Bei Maklern sind das üblicherweise 3,57 Prozent, jeweils von Käufer und Verkäufer. Eine Maklerin, die vor 15 Jahren ein Haus für 400.000 Euro verkauft hat, bekam 28.560 Euro als Provision. Angenommen sie verkauft dasselbe Haus 2021 für 650.000 Euro, könnte sie sich über 46.410 Euro freuen. Ein deutliches Plus, auch wenn man die Inflation berücksichtigt – zumal sich der Aufwand für sie kaum verändert hat.

Ähnlich ist es bei Notaren, die in der Regel rund ein Prozent des Kaufpreises erhalten. Das Problem: Notare und Makler sind gut organisiert und mit dieser Lobby scheut die Politik bislang einen Konflikt.

Bei steigenden Rohstoff- und Energiepreisen kann die Politik wenig tun

Eine weitere Idee ist das Konzept "Jung kauft Alt", bei dem Anreize geschaffen werden, dass bereits bestehende Gebäude auf dem Land verkauft werden. Dies kann auch aus ökologischer Sicht sinnvoll sein, da nicht neu gebaut werden muss. Notwendige Sanierungen will die Union fördern.

Aufgrund verteuerter Kredite und höherer Baukosten stehen derzeit viele Bauprojekte auf der Kippe. Daher fordert die Union Schritte, damit sichergestellt wird, dass auch weiterhin viel gebaut wird. So soll es Klarheit bei der Bauförderung geben. Im Frühjahr hatte sich die Ampel-Regierung wegen des Förderstopps beim "EH 55"-Standard viel Ärger mit der Baubranche eingehandelt.

In anderen Bereichen hat die Politik kaum eine Handhabe. Der Krieg in der Ukraine treibt etwa den Preis von Baustahl in die Höhe, weil Russland und die Ukraine wichtige Lieferanten waren. Auch die steigenden Energiepreise verteuern das Bauen. Hier kann die Bundesregierung nur wenig tun.