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Zickzack-Kurs leitet Mike Mohrings Abstieg ein

Lange kannte die Karriere Mike Mohrings in der Thüringer CDU nur eine Richtung: nach oben. Doch nach dem jüngsten Wahl-Debakel im Landtag bröckelt der Rückhalt.

Die Thüringer Staatskanzlei war sein Ziel, dem er alles untergeordnet hat: Doch erreichen wird es Mike Mohring wohl nicht mehr. Sein Amt als Chef der Thüringer CDU-Fraktion gibt er nach zwölf Jahren ab, eher unfreiwillig. Der 48-Jährige wird bei der Wahl zum Fraktionsvorsitz im Mai nicht wieder antreten, wie die Thüringer CDU am Freitag bestätigte.

Zunächst hatte er dies noch offen gelassen, erst als die ersten CDU-Abgeordneten öffentlich revoltierten, schwenkte er um. Doch der Rückhalt der Fraktion hatte bereits nach der Schlappe der CDU bei der Landtagswahl im Oktober zu bröckeln begonnen.

Seit seinem 17. Lebensjahr ist Mohring politisch aktiv. In seiner Heimatstadt Apolda engagierte sich der Abiturient in der Zeit der DDR-Revolution im „Neuen Forum“. 1993 trat er in die CDU ein.

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Schon damals zeigte er Ehrgeiz und bewarb sich bald um eine Nominierung für ein Landtagsmandat. 1999 klappte es mit dem Einzug ins Parlament. 2004 wurde er CDU-Generalsekretär in Thüringen, zehn Jahre später Landesvorsitzender, 2018 stieg er in das CDU-Bundespräsidium auf. Zeitweise profilierte sich der konservative Christdemokrat als Kritiker von Kanzlerin Angela Merkel (CDU).

Den Landesvorsitz übernahm Mohring in einer Zeit, als die CDU nach 24 Jahren an der Regierung erstmals in die Opposition musste. Eine rot-rot-grüne Koalition unter dem linken Ministerpräsidenten Bodo Ramelow übernahm die Macht. „Wir sind Regierung im Wartestand“, sagte Mohring in dieser Zeit häufig.

Doch der Wahlabend am vergangenen 27. Oktober endete für die Christdemokraten und ihren Frontmann mit einer noch größeren Enttäuschung als vier Jahre zuvor. Sie fuhren das schlechteste Ergebnis seit 30 Jahren ein. Nur noch Platz drei hinter Linken und AfD blieb ihr.

Mohring begab sich auf einen Zickzack-Kurs und zog damit viel Kritik auf sich: Gesprächssignale in Richtung Linke kollidierten mit dem Beschluss der Bundespartei, eine Zusammenarbeit mit Linker wie AfD strikt auszuschließen; anschließend brachte Mohring ein Minderheits-Viererbündnis von CDU, FDP, SPD und Grünen ins Spiel; schließlich stellte er Rot-Rot-Grün Unterstützung bei ausgewählten Projekten in Aussicht.

Doch bei der Ministerpräsidenten-Wahl am Mittwoch unterstützte die CDU im dritten Wahlgang den FDP-Politiker Thomas Kemmerich, der mit Stimmen seiner Fraktion und der AfD zum Landeschef gewählt wurde. 24 Stunden später bot Kemmerich seinen Rücktritt an und forderte Neuwahlen – was die Thüringen CDU ablehnte.

Mit ihrem Nein zu Neuwahlen setzte sich Mohring CDU auch gegen die Parteispitze im Bund durch. Erst wenn der Versuch einer Lösung innerhalb des Landtags scheitere, „sind Neuwahlen unausweichlich“, sagte Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer am Freitag nach Präsidiumsberatungen in Berlin.

Die CDU schob nun SPD und Grünen die Verantwortung zu, einen neuen Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten zu präsentieren. Beide unterstützen aber den früheren Amtsinhaber Bodo Ramelow (Linke), den die CDU nicht mittragen will. In Erfurt blieb weiter offen, auf welchem Weg der gewählte Ministerpräsident Thomas Kemmerich abgelöst wird.

Wie Mohrings politischer Weg weitergeht, ist unklar. Als Chef der Landespartei hat er sich vor dem Rückzug vom Fraktionsvorsitz noch abgesichert und das Vertrauen des Landesvorstandes ausgesprochen bekommen. Doch das große Ziel dürften künftig andere ins Auge fassen.

Aufgeben ist seine Sache nicht. Vor einem Jahr hatte Mohring eine Krebserkrankung öffentlich gemacht. Von seiner politischen Tätigkeit ließ er sich trotz Krankheit und strapaziöser Therapie nicht abhalten. Öffentliche Auftritte absolvierte er mit Mütze. Die Krankheit habe ihn verändert, sagte er wiederholt. Er sehe viele Dinge reflektierter und gelassener und versuche, sich stärker in andere hineinzuversetzen.