Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.492,49
    +15,40 (+0,08%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.083,42
    +1,68 (+0,03%)
     
  • Dow Jones 30

    39.807,37
    +47,29 (+0,12%)
     
  • Gold

    2.254,80
    +16,40 (+0,73%)
     
  • EUR/USD

    1,0800
    +0,0007 (+0,06%)
     
  • Bitcoin EUR

    65.199,70
    -852,27 (-1,29%)
     
  • CMC Crypto 200

    885,54
    0,00 (0,00%)
     
  • Öl (Brent)

    83,11
    -0,06 (-0,07%)
     
  • MDAX

    27.043,04
    -48,91 (-0,18%)
     
  • TecDAX

    3.454,38
    -2,98 (-0,09%)
     
  • SDAX

    14.294,62
    -115,51 (-0,80%)
     
  • Nikkei 225

    40.369,44
    +201,37 (+0,50%)
     
  • FTSE 100

    7.952,62
    +20,64 (+0,26%)
     
  • CAC 40

    8.205,81
    +1,00 (+0,01%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.379,46
    -20,06 (-0,12%)
     

ZF Friedrichshafen kauft Bremsenhersteller Wabco

Der Stiftungskonzern hat sein Angebot für Wabco vorgelegt. ZF würde mit dem Milliardendeal auf Tuchfühlung zu den Branchenriesen gehen.

Der angelsächsische Filmtitel dieses Milliardendeals würde sicherlich „Wabco reloaded“ lauten. Wie vor zwei Jahren will ZF Friedrichshafen den Lkw-Bremsenhersteller Wabco für gut sieben Milliarden Dollar übernehmen und damit eine Lücke in seinem Nutzfahrzeug-Geschäft schließen. Es handelt sich zudem um die größte grenzüberschreitende Transaktion in der Branche in diesem Jahr.

„Es ist eigentlich der gleiche Deal, nur dass diesmal die Eigentümer und die Arbeitnehmer besser eingebunden waren“, sagt eine mit der Transaktion vertraute Person aufseiten von Wabco. Größer könnte das Lob für den seit gut einem Jahr amtierenden neuen ZF-Chef Wolf-Henning Scheider nicht ausfallen.

Denn sein Vorgänger Stefan Sommer wollte die Übernahme des amerikanisch-belgischen Lkw-Bremsenherstellers mit aller Gewalt durchdrücken und überwarf sich dabei mit der Eigentümerstiftung. An deren Spitze steht der Oberbürgermeister von Friedrichshafen. Sommer musste gehen und ist heute Einkaufschef im VW-Konzern. Das von Goldman Sachs beratene Wabco-Management wollte schon damals den Zusammenschluss.

Jetzt gelang der Deal mit dem neuen Chef und in der Zwischenzeit deutlich reduzierter Schuldenlast. Der Stiftungskonzern vom Bodensee, beraten von JP Morgan, bietet 136,50 Dollar für jede der an der New Yorker Börse notierten Wabco-Aktie.

WERBUNG

Das sind zwar insgesamt rund 200 Millionen Dollar mehr als vor zwei Jahren. Allerdings sei der Deal wegen veränderter Wechselkurse und einem Aktienrückkaufprogramm bei Wabco nicht teurer als damals, hieß es in Finanzkreisen.

„Wir sind davon überzeugt, dass ZF gemeinsam mit Wabco den weltweit führenden Systemanbieter für Nutzfahrzeugtechnik bilden kann“, erklärte ZF-Chef Scheider. Bremsentechnik werde für Lastwagen beim autonomen Fahren immer wichtiger, begründete ZF die Übernahmepläne, über die vor rund vier Wochen das Handelsblatt zuerst berichtete. Noch müssen die Wabco-Aktionäre dem Vorschlag des Managements zustimmen. Eine Ablehnung wäre allerdings in den USA eher ungewöhnlich.

Wabco kommt mit rund 16.000 Mitarbeitern auf 3,8 Milliarden Dollar Umsatz. ZF, derzeit die Nummer drei in Deutschland, käme einschließlich Wabco auf 40 Milliarden Euro Umsatz und damit auf Tuchfühlung zu den Weltmarktführern Bosch (47 Milliarden Euro) und Continental (45 Milliarden Euro).

Noch wichtiger: ZF hätte mit Wabco das Komplettsystem für Getriebe und Fahrwerk mit Bremsen für Nutzfahrzeuge im eigenen Haus. Wabco wurde 1869 als Westinghouse Air Brake Company von George Westinghouse gegründet, dem Erfinder der Druckluftbremse. Heute ist das Unternehmen hinter Knorr-Bremse die Nummer zwei auf dem Weltmarkt.

„Wir sehen in Zukunft große Chancen, aber diese umzusetzen wird eine größere Herausforderung“, erklärte Wabco-Chef Jacques Esculier. „Das ist die richtige Verbindung zum richtigen Preis zur richtigen Zeit.“

Zweiter Milliarden-Zukauf in den USA

Viele Wabco-Aktionäre hatten aber auf mehr gehofft: Am Mittwoch schloss die Aktie bei 146 Dollar, am Donnerstag fiel sie auf 131,50 Dollar. Der Konzern war 2007 von American Standard abgespalten und an die Börse gebracht worden.

Für den Konzern ist es bereits der zweite milliardenschwere Zukauf in den USA. Vor vier Jahren hatte ZF 12,4 Milliarden Dollar für den Zulieferer TRW ausgegeben um bei den Zukunftstechnologien für Pkws wie Fahrerassistenzsystemen zu Bosch und Conti aufzuschließen. „Genauso wichtig wie TRW für die Zukunftsfähigkeit der Pkw-Sparte von ZF ist Wabco für die Nutzfahrzeugsparte“, betonte Autoexperte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM).

Finanziell könne man die Übernahme gut stemmen, sagte ZF-Finanzvorstand Konstantin Sauer. Die Verschuldung steigt jetzt wieder von fünf auf über elf Milliarden Euro. Die Übernahme soll bis Anfang 2020 über die Bühne gehen.

Die Ratingagentur Moody’s belässt die Bonitätsbewertung von ZF Friedrichshafen nach dem Deal auf „Baa3“, was einer mittleren Kreditqualität entspricht. Der Ausblick wurde allerdings von „stabil“ auf „negativ“ gesenkt.