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Zeitfracht will die Coronakrise alleine bewältigen

Die Logistikfirma Zeitfracht leidet unter der Coronakrise, die Zukunft der Airline LGW ist offen. Notkredite sind dabei aber erst mal kein Thema.

Mitte kommender Woche soll der Wechsel stattfinden. Dann will Wolfram Simon-Schröter, Geschäftsführer des Berliner Logistik- und Luftfrachtunternehmens Zeitfracht, den CEO-Posten an Dominik Wiehage abgeben. Schröter, der mit der Gesellschafterin des Unternehmens, Jasmin Schröter, verheiratet ist, will sich auf die Finanzen und das Transaktionsgeschäft konzentrieren.

Es ist ein schwieriger Zeitpunkt, denn das Coronavirus wirbelt alles durcheinander, auch bei dem Familienunternehmen mit 3000 Mitarbeitern. „Ich habe mir die Übergabe des CEO-Postens etwas anders vorgestellt“, sagt Schröter.

Zeitfracht ist ein Mischkonzern, den die Krise in verschiedenen Bereichen trifft – in der Luftfahrt, in der Logistik auf der Straße und in der Schifffahrt. Flugzeuge des Unternehmens fliegen im Auftrag anderer Airlines, der Ableger LGW etwa für die Lufthansa-Tochter Eurowings. Die hat aber mittlerweile den Flugbetrieb wegen Corona weitgehend eingestellt. Und keiner weiß, ob und wie schnell die großen Airlines kleine Partner wieder ins Boot holen werden.

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„Die LGW ist in einer schwierigen Situation. Unsere Maschinen müssen am Boden stehen. Wir werden jetzt alle Optionen evaluieren müssen. Wir werden mit den Sozialpartnern darüber reden“, sagt Simon-Schröter. Die Eurowings sei der einzige Auftraggeber für die LGW. „Sie ist ein sehr guter und fairer Kunde, aber jetzt ja ebenso wie ihre Muttergesellschaft, die Lufthansa, selbst von der Pandemie hart getroffen.“

Wie alle Unternehmen hat Simon Schröter erst einmal diverse Maßnahmen eingeleitet, um die eigene Liquidität zu sichern. Die nicht betriebsnotwendigen Ausgaben wurden auf Null reduziert. In einigen Bereichen in der Schifffahrt und in der Luftfahrt wurde Kurzarbeit angemeldet. „Außerdem verlagern wir Logistik-Kapazitäten in die Bereiche, wo die Nachfrage gerade groß ist, wie etwa im Lebensmittelbereich. Die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger sehe ich klar auch als unsere Aufgabe an“, sagt Simon-Schröter.

Staatliche Hilfe noch nicht reibungslos

Deshalb versuche man auch trotz der großen Herausforderungen für die Mitarbeiter die Kapazitäten im Versandhandel aufrechtzuerhalten. Außerdem schnürt das Unternehmen in der Buchhandelskooperation „Mensch“ mit über 200 Buchhandlungen gerade ein Paket, um den Buchhändlern dabei zu helfen, diese Krise zu überstehen. „Dabei geht es unter vielen anderen Aspekten auch um andere Zahlungsziele. Nur ein Kunde, dem es gut geht, ist auch in Zukunft noch ein zufriedener Kunde. Marktaustritte sind nicht in unserem Interesse“, sagt der Unternehmer.

Zeitfracht habe sich um staatliche Hilfsangebote etwa beim Thema Kurzarbeit oder Steuerstundung bemüht. „Die Reaktion der Regierung auf diese Pandemie ist beeindruckend. Die politische Unterstützung für die Unternehmen ist in den vergangenen Wochen enorm gestiegen“, lobt der Geschäftsführer ausdrücklich.

Das Problem sei aber die Umsetzung, die zuweilen noch hakelig sei, sagt Simon-Schröter. Man habe bei Gesprächen mit einer der Hausbanken feststellen müssen, dass sich die reibungslose Umsetzung, die der Bund versprochen hat, noch nicht vollständig herumgesprochen habe. „Uns wurde zum Beispiel mitgeteilt, dass dieselben Antragskriterien gelten würden wie vor der Krise. Wir haben dieses Thema deshalb erst einmal hintenangestellt und versuchen, soweit möglich, ohne solche Staatshilfen auszukommen. Ob das in jedem unserer Bereiche gelingt, wird sich noch zeigen.“

Ein Problem, das in der Politik durchaus bekannt ist. Oberste Priorität sei es, dem Markt und den Unternehmen Liquidität in dieser Zeit sicherzustellen, sagt Thomas Bareiß, Parlamentarischer Staatssekretär und der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung. Die Politik habe hier eine große Verantwortung. Man wolle schließlich bisher gesunde Strukturen nicht dauerhaft zerstören.

„Das betrifft die derzeit sicher prominentesten Beispiele wie Tui und Lufthansa, beides kerngesunde Unternehmen, wirtschaftlich, vom Geschäftsmodell und von den Perspektiven, aber auch viele kleine und mittelständische Unternehmen.“ Der Staat werde liefern, „wichtig ist jetzt auch, dass die Hausbanken ihrer Verantwortung gerecht werden und an der Seite der Unternehmen sind.“

Das Beispiel von Zeitfracht zeigt allerdings, dass die Entscheider bei den Hausbanken mit Blick auf ihr eigenes Risiko – der Bund stellt die Banken bei kleinen und mittleren Unternehmen zu 90 Prozent haftungsfrei, den Rest des Risikos müssen sie selbst tragen – lieber sehr genau hinschauen, was wertvolle Zeit kostet.

Die einzige Lösung ist für Simon-Schröter die vollständige Haftungsfreistellung durch den Bund. Allerdings sei dann die Frage, ob das auch den Unternehmen zu Gute komme, die schon vor der Krise nicht zukunftsfähig gewesen seien.

„Ich glaube aber, wir müssen den Spagat hinbekommen zwischen schnell zu helfen und sinnvoll zu helfen. Das muss nicht in 100 Prozent der Fälle funktionieren“, sagt der Unternehmer: „Wir müssen in dieser Krise auch damit leben können, dass es reicht, wenn sich eventuell nur 70 oder 80 Prozent der Hilfen am Ende als gerechtfertigt erweisen.“