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Zalando im Lockdown: Vom Buhmann zum Helfer des Modehandels

(Bloomberg) -- Für die meisten Einzelhändler in Europa, die vom harten Lockdown betroffen sind, fällt das lukrative Weihnachtsgeschäft dieses Jahr so gut wie aus. Es sei denn, sie schließen sich mit dem Feind zusammen.

Genau das tut Kaufhaus Ganz in Bensheim, wo Kunden in normalen Zeiten nach Kleidung, Spielzeug und Schreibwaren stöbern. Obwohl die Online-Konkurrenz dem Familienbetrieb in dritter Generation zusetzt, bietet es seit diesem Jahr über Internetseiten von Zalando SE seine Mode zum Verkauf. Das hilft, den Umsatz im Lockdown am Laufen zu halten sowie einen Teil der vorrätigen Ware loszuschlagen, so Geschäftsführerin Tatjana Steinbrenner.

“Viele Händler bekommen dadurch eine realistische Chance, durch die Pandemie zu kommen”, sagte Steinbrenner in einem Bloomberg-Interview. “Ein solches Geschäft war schon vor Corona eine riesige Herausforderung. Das Kaufverhalten hat sich extrem verändert.”

Deutschland hatte letzte Woche die meisten Einzelhändler mit einem harten Lockdown belegt mindestens bis zum 10. Januar und die Unternehmen gebeten, ihre Mitarbeiter wo möglich in die Weihnachtsferien zu schicken. Laut HDE dürfte das die betroffenen Geschäfte - zusammen mit dem ersten Lockdown - in diesem Jahr ein Fünftel ihres Umsatzes kosten.

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Viele Länder wie die Niederlande und Frankreich haben ähnliche Beschränkungen eingeführt zum Nachteil des Einzelhandels, der normalerweise in den Wochen vor Weihnachten den meisten Umsatz macht.

Kaufhaus Ganz hat sich für das Connected Retail-Programm von Zalando angemeldet, mit dem stationäre Geschäfte ihre Waren auf den Webseiten von Zalando anbieten können. Zalando verzichtete bis Ende März auf die Provision für den Service. Die Teilnehmer müssen lediglich die Lieferungen der Päckchen an den Kunden bezahlen.

Rund 2.400 Geschäfte haben sich mittlerweile bei Connected Retail angemeldet und versenden täglich mehr als 40.000 Bestellungen, so Carsten Keller, der bei Zalando für das Programm verantwortlich ist. Das Geschäft boomte durch die jüngsten Schließungen. Wurden zuvor pro Tag pro Geschäft durchschnittlich 20 Sendungen bearbeitet, so ist dieser Wert bei einigen mittlerweile auf bis zu 150 angestiegen, sagte Keller in einem Interview.

Laut Zalando benötigen Ladenbesitzer lediglich ein elektronisches Warenwirtschaftssystem, ein mit dem Internet verbundenes Endgerät und einen Drucker. Der Service ist derzeit in acht Ländern verfügbar. Im nächsten Jahr kommen fünf weitere Länder hinzu.

Während Zalando sich über finanzielle Details ausschweigt, schätzt UBS-Analystin Olivia Townsend, dass jedes teilnehmende Geschäft in diesem Jahr Waren im Wert von 86.000 Euro versenden wird, was das Bruttowarenvolumen von Zalando um mehr als 160 Millionen Euro erhöhen dürfte. Nächstes Jahr könnte es schon doppelt so viel sein, so die Analystin.

“Durch Covid-19 haben sich neue Möglichkeiten ergeben, und Connected Retail ist eine dieser Möglichkeiten”, sagte Townsend. Der stark fragmentierte Modemarkt hat viele kleine und unabhängige Läden, für die das Programm gut funktioniert, so die Analystin.

Für Zalando ist Connected Retail Teil der Strategie, sich längerfristig weg vom reinen Großhandel hin zu einer Plattform für Mode zu entwickeln - bei steigenden Margen.

Die Anbindung von mehr Geschäften bringt Zalando eine größere Auswahl und bessere Verfügbarkeit an Waren, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Besucher tatsächlich etwas kaufen. Das Programm kann auch Auslieferungen beschleunigen, da Geschäfte in Kundennähe als Fulfillment-Zentren fungieren. Bald können Kunden möglicherweise gezielt Sendungen aus Geschäften in ihrer Nähe auswählen, um lokales Einkaufen zu fördern.

Keller sagte, Zalando habe vor Entwicklung des Programms chinesische Unternehmen wie Alibaba Group Holding Ltd., Tmall und JD.com Inc studiert. Zalando arbeitet derzeit daran, die Anbindungszeit neuer Geschäfte von knapp zwei Wochen auf einen Tag zu beschleunigen.

Steinbrenner vom Kaufhaus Ganz zeigte sich beeindruckt, wie schnell Zalando Händler wie sie bezahlt. Zwar wünscht sie sich zusätzliche Optionen, bei denen Kunden gezielter lokale, kleinere Geschäfte vorab auswählen können, neigt aber dazu, auch dabei zu bleiben, wenn ab dem Frühjahr Provisionen an Zalando fällig werden. Für teurere Artikel können diese immerhin bis zu 20% betragen.

“Zalando war der böse Feind, das hat sich geändert”, sagte sie. “Ich würde nicht so weit gehen, Zalando einen Freund zu nennen, aber sie könnten ein guter Partner für die Zukunft werden.”

Überschrift des Artikels im Original:Germany’s Shuttered Retailers Turn to Online Rival for Help

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©2020 Bloomberg L.P.