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Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland steigt auf Rekord, doch die Produktivität sinkt deutlich – das ist alarmierend

Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland ist auf dem höchsten Stand aller Zeiten. Doch die Produktivität sinkt. - Copyright: Picture Alliance
Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland ist auf dem höchsten Stand aller Zeiten. Doch die Produktivität sinkt. - Copyright: Picture Alliance

In Deutschland sind so viele Menschen erwerbstätig wie niemals zuvor. Ihre Zahl stieg im dritten Quartal 2022 auf gut 45,6 Millionen. Dies waren 166.000 Erwerbstätige mehr als im zweiten Quartal, teilte das Statistische Bundesamt mit. Damit wurde der bisherige Höchstwert von Ende 2019, also direkt vor der Corona-Pandemie, um gut 80.000 übertroffen.

Der deutsche Arbeitsmarkt ist damit weiter robust. Dennoch hinterlässt die Krise infolge des Ukraine-Krieges nun Spuren. Der saisonübliche Anstieg der Erwerbstätigenzahl nach den Sommerferien fiel kleiner aus als in den letzten drei Vorkrisenjahren 2017 bis 2019.

Auch der Vergleich zum Vorjahr zeigt die nachlassende Dynamik. Die Zahl der Erwerbstätigen stieg zwar immer noch sehr deutlich um 490.000 Personen oder 1,1 Prozent. Das Wachstum wird aber kleiner. Im zweiten Quartal betrug der Abstand zum Vorjahr noch 669.000.

Arbeitsvolumen steigt, die Produktivität sinkt

Nicht nur die Zahl der Erwerbstätigen steigt, sondern sie arbeiten im Durchschnitt auch mehr Arbeitsstunden. Die Arbeitszeit erhöhte sich nach Berechnung der Bundesagentur für Arbeit im Vergleich zum Vorjahr um 1,1 Prozent auf 342,1 Stunden.

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Zusammengenommen wuchs das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen – also das Produkt aus der Erwerbstätigenzahl und den geleisteten Stunden. Es war im dritten Quartal mit 15,6 Milliarden Stunden um 2,2 Prozent höher als vor einem Jahr.

Das Arbeitsvolumen stieg damit schneller als die Wirtschaftsleistung, denn das Bruttoinlandsprodukt wuchs in Deutschland im dritten Quartal zum Vorjahr nur um 1,1 Prozent. Daraus folgt, dass die Produktivität je Arbeitsstunde gesunken ist. Die gesamtwirtschaftliche Produktivität ging mit minus 1,1 Prozent sogar deutlich zurück.

Eine sinkende Produktivität ist für jede Volkswirtschaft ein alarmierendes Signal. Besonders gilt dies aber für Länder mit einer schrumpfenden und alternden Bevölkerung. Sie müssen in der Zukunft sowohl den Wohlstand mit weniger Arbeitskräften erwirtschaften als auch höhere Kosten für Ruhegehälter, Gesundheit und Pflege aufbringen.

In Deutschland gibt es zudem tendenziell den Wunsch, weniger zu arbeiten. Die SPD hat sich sogar eine 25-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich als Ziel gesetzt. Dies wäre nur bei einer stark steigenden Produktivität möglich.

Selbst ohne kürzere Arbeitszeiten schrumpft die Erwerbsbevölkerung in Deutschland in den nächsten Jahren stark. Denn es gehen mehr Berufstätige aus den geburtenstarken Jahrgängen in den Ruhestand als Jüngere neu in das Arbeitsleben einsteigen. Allein um den Wohlstand zu halten, braucht Deutschland daher in jedem Jahr netto 400.000 bis 500.000 Zuwanderer in den Arbeitsmarkt. Spürbar ist bereits jetzt der Mangel an Arbeitskräften. Im dritten Quartal waren über 1,8 Millionen offene Stellen in Unternehmen nicht besetzt.

All diese Herausforderungen werden größer, wenn die Produktivität nicht steigt.

In den frühen Jahren der Bundesrepublik stieg die Produktivität zunächst stark. Dadurch wurden sowohl steigende Löhne und Gehälter als auch kürzere Arbeitszeiten möglich. Nach der Wiedervereinigung wuchs die Produktivität noch einmal deutlich, weil Unternehmen mit niedrigerer Produktivität in Ostdeutschland modernisiert oder geschlossen wurden. Seither geht das Wachstum der Produktivität zurück.

Mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, weniger Selbstständige

Positiv an der jüngsten Entwicklung am Arbeitsmarkt war, dass der Anstieg der Erwerbstätigkeit vor allem auf sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zurückgeht, also nicht nur auf Minijobs. Die Zahl der geringfügig oder nur kurzfristig Beschäftigten ging sogar leicht zurück, wie auch die Zahl der Selbstständigen. Insgesamt erhöhte sich die Zahl der Arbeitnehmer um 546.000 auf 41,7 Millionen Personen. Die Zahl der Selbstständigen sank um 56.000 Personen auf 3,9 Millionen.