Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • Nikkei 225

    37.552,16
    +113,55 (+0,30%)
     
  • Dow Jones 30

    38.503,69
    +263,71 (+0,69%)
     
  • Bitcoin EUR

    61.790,06
    -563,00 (-0,90%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.430,24
    +15,48 (+1,09%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.696,64
    +245,33 (+1,59%)
     
  • S&P 500

    5.070,55
    +59,95 (+1,20%)
     

Yoga während der Arbeitszeit? Bei diesem Startup kein Problem

Der Awork-Gründer Tobias Hagenau (zweiter von rechts) mit seinem Team  - Copyright: Awork
Der Awork-Gründer Tobias Hagenau (zweiter von rechts) mit seinem Team - Copyright: Awork

Jeden Mittwoch um 12.30 Uhr kehrt Tobias Hagenau seinem Schreibtisch den Rücken zu, schnürt sich seine Laufschuhe an und verlässt die Büroräume für einen Lauf entlang der Alster. Mindestens eine Stunde lang entschwindet der 36-Jährige so dem Alltag, seinen Kollegen und der Arbeit – und daran ist nicht zu rütteln. „Run” steht als Fixpunkt für alle sichtbar in seinem Kalender.

„Anfangs wurde versucht, mir in der Zeit ein Meeting oder einen Call aufzuerlegen. Ganz nach dem Motto: Joggen kann er ja später noch”, sagt der Firmenchef. Aber aus Prinzip blieb der gebürtige Düsseldorfer seinem Mittagstermin treu, denn: „Manchmal”, sagt er, „muss man als Gründer eben voll übertreiben, damit sich die Mitarbeiter dann trauen, ihre privaten Termine auch ernster zu nehmen.“

WERBUNG

Genau solche Themen beschäftigen Hagenau mit seinem neuen Startup Awork. Das Arbeitsmanagement-Tool möchte die Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitern verbessern. Beispielsweise in kreativen Firmen, in denen die Anwesenheitspflicht im Büro seit der Corona-Pandemie kaum noch Thema ist oder in Startups mit flachen Hierarchien. „Ob wir wollen oder nicht”, sagt der Awork-CEO, „solche neuen Arbeitsstile sind gekommen, um zu bleiben. Und wir brauchen jetzt dringend die passenden Werkzeuge, um sie zu managen.”

Der 36-Jährige sammelte mit seinem ersten Startup, dem Agentur-Software-Anbieter HQLabs, elf Jahre lang Erfahrungen zum Thema Team-Management.  - Copyright: Awork 2021
Der 36-Jährige sammelte mit seinem ersten Startup, dem Agentur-Software-Anbieter HQLabs, elf Jahre lang Erfahrungen zum Thema Team-Management. - Copyright: Awork 2021

Dass es für das neue, agilere Zusammenarbeiten noch keine allumfassende digitale Lösung gab, erkannte Hagenau, während er sein erstes Startup HQLabs aufbaute. Gemeinsam mit Nils Czernig und Lucas Bauche hatte er 2012 das Software-Unternehmen gegründet, um Mitarbeiter in den Arbeitsabläufen von finanziellen Prozessen zu unterstützen: von der Rechnungsstellung bis hin zum Schreiben von Angeboten. Hagenau, Czernig und Bauche bekamen durch die Klienten von HQLabs Einblick in zahlreiche Arbeitsweisen – und in immer wieder auftauchende Probleme.

Ein Startup innerhalb eines Startups

Was ihnen besonders auffiel: In fast allen Bereichen eines Unternehmens wurde gerne Geld für Software ausgegeben, die die Produktivität der Firma steigern sollte. „Dabei ist die wichtigste Ressource eines jungen Unternehmens doch der Mensch, der dort arbeitet”, sagt Hagenau. Noch während die drei Gründer ihr Startup HQLabs aufbauten, schufen sie 2019 innerhalb der Firma eine eigene Abteilung, die sie als Versuch betrachteten: Awork sollte sich anfangs nur mit Zeiterfassung und Projektplanung beschäftigten und dadurch die Zusammenarbeit unter Kollegen verbessern.

Allerdings lief ihr Projekt des „Startups innerhalb eines Scaleups” eigenen Angaben nach so erfolgreich – innerhalb kürzester Zeit sei der Umsatz von Awork 20 Prozent monatlich gewachsen und habe schnell Millionen generiert – dass Hagenau, Czernig und Bauche sich entschieden, HQLabs zu verkaufen. Statt auf „Finanzkram”, wie Hagenau es nennt, wollten sie sich voll und ganz auf Awork fokussieren. Nach dem Exit von HQLabs an den Hamburger Software-Investor BID Equity Anfang des Jahres steckten sie deswegen drei Millionen Euro aus dem Verkauf ihrer Anteile in ihr neues Konzept.

„Unser Ziel mit Awork ist es, Teams dabei zu helfen, in diesen digitalen, ortsunabhängigen Zeiten produktiver zu arbeiten”, so der CEO. Das mache Awork, in dem es Basics managt, wie zum Beispiel die Übersicht des „wer macht was wann“. Laut Hagenau ist das in Zeiten von New Work für Angestellte deutlich komplizierter und unübersichtlicher geworden. Ein täglicher Reibungspunkt in vielen Teams.

Unternehmen sollten Verständnis für Privatleben der Mitarbeitenden haben

„Das bedeutet für jeden Einzelnen von uns: Wir müssen uns insgesamt – im privaten Bereich, im Arbeitsleben und auch im Team – viel besser organisieren”, so der Gründer. Ein möglichst simples Interface ist Hagenau dabei wichtig gewesen, sodass auch weniger IT-affine Geschäftsbereiche mit Awork ausgestattet werden können. So habe er beispielsweise eine ganze Stadtverwaltung als Kunden für Awork gewonnen.

Mit seiner Software will der Gründer eine der wichtigsten Lektionen der Pandemie umsetzen: „Unternehmen müssen heute auch ein Verständnis für das Privatleben ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben. Awork soll es einfacher machen, die Work-Life-Balance zu finden, indem es unter anderem dokumentiert, wer wann gearbeitet und wie viele Stunden in ein Projekt gesteckt hat.

So können Angestellte ihr Privatleben besser in den Arbeitsalltag einbauen. Und allgemein würde mehr Übersicht und Struktur für mehr Zufriedenheit sorgen, sagt der Gründer. Dann sind auch ein später beginnender Arbeitstag für Eltern, weil sie morgens zunächst Kinder in die Schule bringen müssen oder eine regelmäßige Pause für die dienstägliche Lieblings-Yogaklasse kein Problem mehr: Etwaige Neider oder Unklarheiten werden mit der Software aus dem Weg geschaffen, sagt er.

Sollte ein berufliches To-Do dennoch mal wegen eines unvorhergesehenen privaten Events liegenbleiben, könnte man sich als Chef besser darauf verlassen, dass es nach Arbeitsschluss oder am Wochenende nachgearbeitet wird. Hier helfen dann die digitale Zeiterfassung der Software und integrierte Checklisten, die von überall aus abgearbeitet werden können. Und bestimmt arbeitet es sich in Zukunft am Wochenende deutlich entspannter, wenn später ein Entschädigungs-Lauf entlang der Alster nur einen Kalendereintrag entfernt ist.