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Xiaomi-IPO: „Das Apple Chinas“ will der nächste Tech-Gigant werden – enttäuscht aber beim Börsengang

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Lange Gesichter in Hongkong: Der chinesische Smartphone-Hersteller Xiaomi bleibt beim Börsengang unter den Erwartungen

Die Spannung war groß: Nach jahrelanger Vorbereitung hat sich der chinesische Smartphone- und Verbraucherelektronikhersteller Xiaomi an die Hongkonger Börse gewagt. Es war der größte Tech-Börsengang seit Alibaba. Anleger wurden jedoch enttäuscht: Die Anteilsscheine wurden am Montag unter ihrem Ausgabekurs gehandelt, obwohl sie schon am unteren Ende der Preisspanne zugeteilt worden waren. Welches Potenzial besitzt Xiaomi?

Der Preis war extrem heiß – seit Jahren schon. Vier Jahre ist es her, dass ein chinesischer Smartphone-Hersteller namens Xiaomi zum wertvollsten Start-up der Welt aufstieg. Mit bemerkenswerten 46 Milliarden Dollar wurde der damals gerade mal vier Jahre alte Überflieger bereits bewertet – höher sogar als der Fahrdienstvermittler Uber.

Die Zukunft schien glänzend auszusehen, was nicht zuletzt an der Wiedererkennbarkeit der Produkte lag, die jeder bereits aus anderen Ländern kannte – und damit nicht aus China. Xiaomi wirkt seit Tag eins wie die asiatische Version von Apple, bietet seine Geräte jedoch deutlich erschwinglicher an als der Kultkonzern aus Cupertino.

Apple-ähnliche Smartphones sind das Markenzeichen

Mit seinem Debütgerät Mi bot Xiaomi 2011 ein erstes ansehnliches Smartphone an, das technisch mit dem iPhone 4 mithalten konnte, aber nur für einen Bruchteil dessen Preises angeboten wurde. Mit den Nachfolgegenerationen Mi2 bis Mi7attackierte Xiaomi Apple und Samsung, wo es den Marktführern am meisten wehtat: beim Preis.

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Das neueste Flaggschiff-Smartphone Mi8, das auf Googles mobilem Betriebssystem Android basiert, ahmt unterdessen wenig überraschend Apples Randlos-Modell iPhone X nach – die charakteristische Kerbe („Notch“) am oberen Bildschirmrand inklusive. Dafür kostet es jedoch mit Preisen von rund 400 Euro für die Einstiegsversion fast nur ein Drittel des Preises, den Apple für sein im vergangenen September gelaunchtes Flaggschiffmodell verlangt.

Kult um Gründer Lei Jun

Wie beim Techpionier aus Kalifornien war der Hype um Xiaomi unentwirrbar mit seinem Gründer verknüpft, der als die chinesische Variante von Steve Jobs gilt. Wie der verstorbene Apple-Chef tritt der inzwischen 48-Jährige Lei Jun im Einheitslook mit schwarzem Rollkragenpullover auf seinen charismatischen Keynotes auf.

Die Apple-Kopie ging auf. Anfang 2015 formulierte Konzernchef Jun seinen Führungsanspruch aus einer Position der Stärke: Xiaomi war gerade zum absatzstärksten Smartphonehersteller Chinas aufgestiegen und gab bis Jahresende den Meilenstein von 100 Millionen absetzten Smartphones aus.

Mehr als 100 Millionen verkaufte Smartphones im laufenden Jahr erwartet

Doch daraus wurde nichts: Weder 2014, als 61 Millionen Einheiten über die Ladentische gingen, noch 2015, als die bisherige Bestmarke von 71 Millionen Einheiten aufgestellt wurde, noch 2016, als das Wachstum ausgereizt zu sein schien und Xiaomi mit nur 53 Millionen verkauften Einheiten einen schweren Knick erlitt und hinter die einheimischen Rivalen Huawei, Oppo und sogar Vivo zurückfiel.

Im vergangenen Jahr folgte dann ein großes Comeback: Xiaomi konnte mehr als 92 Millionen Smartphones verkaufen – ein Plus von beachtlichen 75 Prozent. Im ersten Quartal 2018 fällt das Wachstum noch dynamischer aus: Die Verkäufe explodierten förmlich um 125 Prozent auf bereits 28,5 Millionen Einheiten.

Nach den ersten drei Monaten des Jahres liegt Xiaomi damit nicht nur auf Kurs, 2018 endlich die 100 Millionen-Gerätemarke zu knacken, sondern hat sich nach Samsung, Apple und Huawei auf den vierten Platz der weltgrößten Smartphonehersteller vorgearbeitet. Und mehr noch: Die Produktpalette, die wie bei Apple ebenfalls Tablets, Computer und Wearables umfasst, wurde um Alltagsartikel wie Staubsauger, smarte Lampen und Feuermelder, aber auch Drohnen und Fernseher ausgeweitet. Die Expansion in Europa soll zudem im zweiten Halbjahr in den ersten Märkten in Frankreich und Italien starten.

Xiaomi-IPO: Börsengang mit Abstrichen

Höchste Zeit für Konzernchef Jun und seine Investoren, das Wachstum zu monetarisieren. An diesem Montag gibt Xiaomi nach jahrelanger Vorbereitung nun endlich sein Debüt an den Kapitalmärkten. Ein Börsengang der ganz großen Superlative, nach dem es zunächst aussah, ist es allerdings nicht geworden.

Ursprünglich wollte Xiaomi bei seinem Doppel-Listing in Hongkong und Shanghai zu einer Bewertung von bis zu 100 Milliarden Dollar einen Emissionserlös von bis zu 10 Milliarden Dollar erzielen – doch daraus wurde nicht zuletzt wegen der immer größeren wirtschaftspolitischen Spannungen zwischen Washington und Peking nichts – das Zweitlisting in Shanghai scheiterte zudem zunächst wegen regulatorischer Hürden.

Bewertung von 54 statt 100 Milliarden Dollar

So strebt Xiaomi, das im vergangenen Geschäftsjahr bereits über 15 Milliarden Dollar umgesetzt hat, heute fast zum halben Preis an die Hongkonger Börse. Anteilsscheine wurden am unteren Ende der bereits reduzierten Bookbuildingspanne zu 17 Hongkong-Dollar zugeteilt, auf deren Basis der chinesische Tech-Hersteller lediglich mit 54 Milliarden Dollar bewertet wird – und damit gerade mal um 17 Prozent höher als vor vier Jahren in der letzten großen Finanzierungsrunde.

Und mehr noch: Die Mittelzuflüsse sind mit 4,7 Milliarden Dollar gar nur halb so hoch wie im Vorfeld des IPOs erwartet. Xiaomis Bewertung war nach dem unerwarteten Preisnachlass zumindest attraktiver geworden: Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) beträgt im kommenden Jahr inzwischen nur noch 23 – und damit weniger als die hoch gewetteten chinesischen Internetgiganten Alibaba und Tencent.

Enttäuschender Börsenstart

Mit entsprechender Spannung wurden die ersten Kurstaxen im heutigen Handelsverlauf erwartet. Schnell machte sich jedoch Enttäuschung auf dem Handelsparkett in Hongkong breit: In den ersten Minuten fiel der Kurs um fast sechs Prozent, erholte sich dann aber und notierte am Ende knapp unter dem Ausgabepreis von 17 Hongkong-Dollar.

Nach Einschätzung von Marktbeobachtern hat die Eskalation des Handelskonflikts zwischen China und den USA die Stimmung vor dem Börsengang zudem deutlich eingetrübt.