BRÜSSEL (dpa-AFX) -Die Wasserknappheit in Europa ist einer Untersuchung des WWF zufolge größtenteils auf "jahrzehntelanges Wassermissmanagement" zurückzuführen - und nicht vor allem auf den Klimawandel. Praktisch überall auf dem Kontinent seien Feuchtgebiete trockengelegt, Flüsse begradigt, kanalisiert und aufgestaut, Grundwasserneubildungsgebiete zerstört worden, hieß es in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie der Umweltschutzorganisation. "Hinzu kommen illegaler Wasserraubbau für die Landwirtschaft und unverantwortliche Praktiken beim Bau von Wasserkraftwerken." Die Klimakrise mit unter anderem häufigeren Dürreperioden erhöht nach Einschätzung der Autoren das Wasserrisiko für Europa weiter.
Der Bericht zeigt unterschiedliche Beispiele von Wassermissmanagement und -raubbau in Europa auf. So werde in Spanien und den Niederlanden illegal und übermäßig sowie teilweise unkontrolliert Wasser für die Landwirtschaft entnommen. In Frankreich werden den Angaben zufolge Wasserreservoirs für die Landwirtschaft illegal befüllt und betrieben. In Bulgarien sei der illegale Bau und der unregelmäßige Betrieb von Wasserkraftwerken ohne Berücksichtigung der für die Natur und den Menschen notwendigen Wasserströme ein Beispiel für Wassermissmanagement. Diese Fallstudien seien nur eine Momentaufnahme der tiefgreifenden und weit verbreiteten Bewirtschaftungsprobleme auf dem gesamten Kontinent.
Auch Deutschland habe mit dem Voranschreiten der Klimakrise zunehmende Wassersorgen, sagte Theresa Schiller, WWF-Referentin für Internationale Wasserressourcen. "Langzeitfehler im Flussgebietsmanagement und in der Bewirtschaftung unserer Wasserressourcen schlagen nun voll durch." Anstatt nachhaltigen Wassermanagements gebe es in Deutschland ein regelrechtes "Entwässerungsmanagement", kritisierte Schiller: "Wir tun alles dafür, das Wasser möglichst schnell aus der Landschaft abzuleiten - und wundern uns dann im Sommer, wenn es zu Ernteausfällen wegen Trockenheit und Dürre kommt."
Bestehende, zielgerichtete EU-Vorgaben wie die Wasserrahmenrichtlinie würden in den Mitgliedsstaaten, wie etwa in Deutschland, nach wie vor nicht hinreichend umgesetzt, so die Expertin. "Die EU muss eine zukunftsfähige Wasser- und Klimaanpassungsagenda vorantreiben und bestehende gesetzliche Instrumente nutzen, um eine nachhaltiges Flussgebiets- und Wasserressourcenmanagement in Europa dauerhaft sicherzustellen."