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Die VW-Mitarbeiter haben die ewigen Skandale satt. In einer internen Umfrage des Betriebsrats rechnen sie hart mit der Führung ab.

Die VW-Mitarbeiter haben die ewigen Skandale satt. In einer internen Umfrage des Betriebsrats rechnen sie hart mit der Führung ab.

Zuletzt polterte der mächtige VW-Betriebsrat Bernd Osterloh wieder los. Harsch kritisierte der die jüngsten Enthüllungen über Abgastests mit Affen. Bei Warnstreiks während der Tarifverhandlungen legte er noch mal gegen den eigenen Vorstand nach: „Asozial“ seien die Forderungen des Unternehmens, künftig für Silvester und Heiligabend einen Arbeitstag anrechnen zu wollen.

Bei den Arbeitnehmervertretern herrscht längst kein Verständnis mehr für die Praktiken der Konzernführung in den vergangenen Jahren. Es gärt in der Belegschaft.

Das belegt nun auch eine interne Studie des Betriebsrats, über die „Bild“ vorab berichtete. Dem Artikel zufolge wurden rund 51.400 Mitarbeiter für den Stimmungsbericht befragt – unter der wissenschaftlichen Aufsicht von Professor Ludger Pries von der Ruhr-Universität Bochum.

Die Ergebnisse sind eine Ohrfeige für die Führung: Für nur einen von drei Befragten wurde das Versprechen, die Unternehmenskultur zu verbessern, auch eingelöst. Genau das hatte Konzernchef Matthias Müller nach seinem Amtsantritt versprochen.

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Statt den Kulturwandel voranzutreiben, werde vor allem Schadensbegrenzung betrieben. Die Aufklärung des Dieselskandals bewerten die eigenen Mitarbeiter als „ungenügend“.

Dokumentationen der Aufklärung wie den Abschlussbericht der US-Kanzlei Jones Day hält Volkswagen bis heute unter Verschluss. Informationen erhielte man auch als Mitarbeiter vor allem über die Medien, nicht durch das eigene Unternehmen, so die Befragten weiter.

Für Personalvorstand Karlheinz Blessing sind die Berichte Schuld an der schlechten Stimmung im Unternehmen: „Bei den negativen Schlagzeilen, die uns immer wieder überraschen, wäre es erstaunlich, wenn das nicht auf die Stimmung schlagen würde“, sagte er in einem von VW im Intranet verbreiteten Interview. „Wir können uns bei der Belegschaft nur entschuldigen, für das, was sie ertragen muss, auch wenn wir nicht der Verursacher dieser Schlagzeilen sind.“ Die Umfrageergebnisse gäben zusätzliche wichtige Hinweise, wo sich Volkswagen verbessern müsse, speziell an den Standorten der Marke VW in Deutschland.

Der VW-Vorstand Blessing übt in dem Interview aber auch Selbstkritik: „Sicher: Wer viel tut, der macht nicht alles richtig. Das gilt für jeden.“ Er betonte, das Thema Diesel werde „unverändert mit großem Kraftaufwand“ aufgearbeitet, die Transformation des Unternehmens sei sozialverträglich in Gang gesetzt. „Eine Kulturveränderung kann man nicht kurzfristig umsetzen, sie erfordert Zeit.“ Blessing verweist auf die Ergebnisse des konzernweiten Stimmungsbarometers, wonach die allermeisten Beschäftigten Volkswagen als guten Arbeitgeber sähen.

Osterloh selbst sagte im VW-Intranet zur Kritik am Unternehmen: „Die interne Kommunikation benötigt Reformen, der Kulturwandel kommt nicht aus den Startlöchern, etliche Kolleginnen und Kollegen machen sich langfristig Sorgen, ob sie gesund in die Rente kommen. Und, für mich besonders alarmierend: Die große Mehrheit der Befragten fühlt sich auf dem Weg in die Zukunft unzureichend eingebunden - das darf nicht sein.“

Die Arbeitnehmervertretung will die Ergebnisse ihrer Umfrage bei einer Betriebsversammlung am 27. Februar präsentieren. Der Betriebsrat habe bereits damit begonnen, die Belegschaft zu informieren. Über erste Resultate und Trends habe der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh bereits mit dem Vorstandsvorsitzenden Matthias Müller gesprochen. Beide hätten vereinbart, die anstehenden Themen gemeinsam anzugehen. Ein Punkt dabei sei die unternehmensinterne Information an die Beschäftigten.

Korrektur: In einer ursprünglichen Fassung dieses Artikels wurde eine zitierte Bewertung von Betriebsratschef Bernd Osterloh falsch zugeordnet. Wir bitten darum, diesen Fehler zu entschuldigen.