Ich wurde mit 65 entlassen – so habe ich mich selbstständig gemacht und bereise dabei die Welt
Ich begann meine Karriere im Jahr 1985 beim Finanzdienstleister Fannie Mae Software Systems.
Von da an ging es beruflich bergauf. Ich startete im Lager, versandte etwa Computer an Hypothekenunternehmen. Später gründete und leitete ich ein technisches Beratungsunternehmen für Hypotheken. Auch als Chief Information Officer (CIO) für zwei neu gegründete Hypothekenunternehmen arbeitete ich. Und all diese Jobs übte ich ohne einen Hochschulabschluss aus.
Meine Karriere als CIO endete abrupt im Jahr 2006
Auf den Traumjob als CIO hatte ich jahrelang hingearbeitet. Doch nach neun Jahren wurde er plötzlich gestrichen. Ich wechselte vom technischen Bereich in den Vertrieb und erhielt dort eine Position als Kreditvermittler. Ich hatte einen guten Start und baute Beziehungen zu Immobilienmaklerinnen und -maklern, Bauherrinnen und -herren sowie Kundinnen und Kunden auf.
Dann brach der Finanzmarkt 2008 zusammen. Zwei Jahre später scheiterte mein Kreditvermittlungsgeschäft. Ich verlor mein Haus in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia und musste Konkurs anmelden.
Die First Republic Bank in San Francisco rekrutierte mich über Linkedin
First Republic war ein seriöses, stabiles und wachsendes Unternehmen. Sie beauftragten mich damit, ein Imaging-Team für ihre Kreditabteilung aufzubauen und zu leiten. Ich zog also in die nordkalifornische Bay Area – meine Karriere schien gerettet.
Bei First Republic genoss ich 13 Jahre und verdiente jährlich 200.000 US-Dollar (183.000) im Jahr, als der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank einen Run auf unsere Bank auslöste. Wir konnten uns nicht mehr erholen. Die Federal Reserve stellte uns unter Zwangsverwaltung, was uns zur zweitgrößten Bankenpleite der Geschichte machte.
Im Juni 2023 wurden ich und eintausend andere entlassen. Damals war ich 65 und wollte in ein paar Jahren in den Ruhestand gehen, aber die dritte meiner letzten drei Karrieren im Finanzdienstleistungssektor war abrupt zu Ende. Ich nahm dies als Geschenk und Chance wahr.
Ich gründete ein Unternehmen und bin heute min eigener Boss
Ich nutzte meine jahrelange Erfahrung als Redner, Teamentwickler, Mentor und Führungskraft und gründete ein Unternehmen für Unternehmensschulung und Führungscoaching.
Ich beschloss, mir zusätzliche Einkommensquellen zu erschließen. Immerhin weiß man nie, wann die eigene Branche zusammenbricht oder eine Pandemie ausbricht. Ich gründete einen Print-on-Demand-Shop und einen Youtube-Kanal und begann, freiberuflich zu schreiben.
Außerdem beschloss ich, ein digitaler Nomade zu werden. Ich wollte an Orte reisen, an denen ich noch nie gewesen war.
Das größte Problem war mein Zuhause
Ohne einen Vollzeitjob konnte ich mir die Hypothek für mein Haus in der Bay Area nicht mehr leisten. Ein Freund schlug mir vor, die Immobilie bei Furnished Finders einzustellen, einer Website für reisende medizinische Fachkräfte, die oft auf drei Monate befristete Verträge haben. Ich könnte es voll möbliert mieten und zurückkehren, wenn ich wollte.
Ich bot mein Zuhause für 3500 Dollar (3200 Euro) pro Monat an, um meine Kosten zu decken, einschließlich eines sehr geringen Gewinns je nach Nebenkosten. Im Jahr 2022 verließ ich Kalifornien und wanderte den 800 Kilometer langen Jakobsweg durch Spanien. Unterwegs konnte ich arbeiten und kommunizieren. Meine ersten Mietenden unterzeichneten aus der Ferne einen Mietvertrag, und meine Hypothek war abbezahlt.
Ich hatte eine angemessene Abfindung. Das Geld konnte ich in meine Unternehmen zu investieren und Ausgaben tätigen. Ich ging nach Portugal, um den portugiesischen Camino zu laufen.
Mein neuer Lebensstil hat mich bereits in die ganze Welt geführt
Nach Portugal schloss ich mich Freunden im kolumbianischen Medellín an, einem preiswerten Paradies für digitale Nomaden. Im November mietete ich dort eine Wohnung, die größer war als mein eigenes Haus, für nur 1370 Euro im Monat.
Nicht nur Lebensmittel waren dort billiger – alles andere auch. Es gibt ein 90-Tage-Touristenvisum, also verließ ich das Land an Weihnachten und kehrte für weitere 90 Tage zurück. Das war perfekt für mich.
Ich verbrachte viereinhalb Monate damit, Medellín zu genießen. Ich hielt aus der Ferne mein Business aufrecht, lernte Spanisch und führte dort ein wunderbares Leben. Auch neue Mietende für meine Haus in den USA fanden sich über Furnished Finder gefunden.
Als ich meinen Reisepass erneuern musste, nutzte ich den Anlass, um quer durch die USA zu reisen und bei Familie und Freunden zu wohnen, bis ich einen neuen in den Händen hielt. Anschließend verbrachte ich den Juni in Deutschland bei einem Freund.
Die nächsten Monate werde ich in Atlanta wohnen, bevor ich zu meinem nächsten Ziel im Ausland aufbreche.
Es war hart für mich, meinen Job zu verlieren – aber es hat mich gestärkt
Ich arbeite jetzt in vielen Branchen und setze meine Fähigkeiten, mein Wissen und meine Motivation ein, um anderen zu helfen. Anstatt wieder in den Arbeitsmarkt einzusteigen, habe ich beschlossen, das zu tun, was ich will.
Es fällt oft schwer, den Mut beizubehalten und hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken. Aber als ich vom Balkon meiner Wohnung in Medellín blickte, wusste ich, dass ich genau den richtigen Weg eingeschlagen hatte.
Ich überlege nun, mich in Spanien, Portugal oder Kolumbien zur Ruhe zu setzen. Meine staatliche Rente beziehe ich ab Oktober. Mein Haus in Kalifornien ist noch vermietet, aber ich plane, es zu verkaufen, sobald sich der Markt verbessert.
Meine Karriere mit den vielen Höhen und Rückschlägen bedaure ich nicht. Ich habe gutes Geld verdient und war in meiner Branche führend. Ich konnte meinen Töchtern ermöglichen, aufs College zu gehen und dort ihren Abschluss zu machen.
Ich habe alles verloren und bin gestärkt daraus hervorgegangen. Es ist machbar. Ich habe es immer geschafft, zu überleben und zu wachsen. Falls ihr euren Job verliert, könnt ihr das auch.
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