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Wolkiger Aufstieg – warum die SAP-Aktie Analysten glücklich macht

Die Turbulenzen an der Börse erschüttern SAP vergleichsweise wenig. Die Aktie des Softwareherstellers hat sich in den vergangenen Monaten deutlich besser entwickelt als Dax und Dow Jones und zwischenzeitlich ein Allzeithoch von gut 105 Euro erreicht. Dieser Aufwärtstrend könnte sich fortsetzen: Die meisten Analysten empfehlen das Papier weiter zum Kauf, einige halten gar einen Kurs von 120 Euro für angemessen, ein Plus von gut 20 Prozent.

Für den Optimismus gibt es mehrere Gründe. So brummt das Kerngeschäft mit betriebswirtschaftlicher Software, während die Vernetzung von Fahrzeugen, Maschinen und anderen Geräten – das Internet der Dinge – erhebliches Potenzial verspricht. Mit der großen Kundschaft und dem breiten Produktportfolio sei SAP „für die beginnende digitale Revolution in den Unternehmen hervorragend positioniert“, lobt Mirko Maier, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).

Ein Faktor ist aber von besonderer Bedeutung: Nach den hohen Investitionen der vergangenen Jahre steigert SAP wieder die Profitabilität. Mit dem Geschäftsjahr 2017 sei die „Talsohle durchschritten“, versprach Finanzchef Luka Mucic im Januar – und ließ den Worten Taten folgen. Im ersten Quartal stieg die Marge wieder. Bei der Vorlage der Halbjahreszahlen am 19. Juli sollten Anleger genau auf diese Kennzahl achten.

Die hohen Investitionen waren nötig, daran besteht heute kein Zweifel. Als Vorstandssprecher Bill McDermott 2010 gemeinsam mit Jim Hagemann Snabe das Amt antrat, setzte SAP zwar den Standard für die digitale Buchhaltung. Doch der Markt für Softwarelizenzen wuchs nur noch langsam. Immer mehr Unternehmen nutzten Cloud-Computing, also Software und Dienste aus dem Netz – hier hatte der Konzern wenig im Angebot.

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Investitionen in die Cloud machen sich bezahlt

In den folgenden Jahren investierte SAP kräftig: in Zukäufe, Rechenzentren und Vertrieb. Der Ausbau des Cloud-Angebots habe über Jahre „seinen Tribut gefordert“, beobachtet LBBW-Analyst Maier. Nun scheinen sich die Investitionen bezahlt zu machen: Das Geschäft wächst, die Ausgaben sinken. Im ersten Quartal erwirtschaftete SAP erstmals mehr als eine Milliarde Euro Umsatz mit der Cloud.

Gleichzeitig ist das Kerngeschäft mit Softwarelizenzen bemerkenswert stabil. SAP hat mit S/4 Hana eine neue Version der Software zur Steuerung von Unternehmensabläufen entwickelt, Experten sprechen von „Enterprise-Resource-Planning“ (ERP). 8 300 Organisationen haben dafür mittlerweile einen Vertrag unterschrieben, auch wenn nur ein kleiner Teil von ihnen das System bereits im Alltag nutzt. 30 bis 40 Prozent sind Neukunden.

SAP vermarktet nicht nur ein Produkt, sondern auch eine Vision: Auf seiner Konferenz „Sapphire Now“ in Orlando präsentierte der Softwarehersteller im Mai das Konzept des „intelligenten Unternehmens“ – Kunden sollen Routineaufgaben automatisieren und mithilfe moderner Analysewerkzeuge bessere Entscheidungen treffen können. SAP-Software liefert beispielsweise Prognosen, wo sich der Einsatz weiterer Vertriebler lohnen könnte, und zwar in Echtzeit.

Davon sind auch die Börsenexperten angetan. Die Konferenz habe gezeigt, dass die Kernprodukte von SAP ausreichend gereift seien, um bei mehr Kunden zum Einsatz zu kommen, notiert Charles Brennan von der Credit Suisse. Er hat das Kursziel auf 120 Euro angehoben und belässt seine Einstufung auf „outperform“. Die mittlere Erwartung liegt derzeit bei 107 Euro.

Nicht zuletzt fällt die Belastung durch Wechselkurseffekte deutlich geringer aus als am Jahresanfang – im ersten Quartal machte das beim Umsatz einen Unterschied von neun Prozent aus. Der Kurs des Euros ist zuletzt wieder deutlich gesunken. „Im zweiten Quartal fallen die Währungsverluste deutlich geringer aus, im zweiten Halbjahr könnte es sogar Gewinne geben“, sagt Wolfgang Donie, Analyst bei der NordLB.

Im Zusammenspiel mit dem starken operativen Geschäft sieht der Analyst deutliches Potenzial für SAP. „Die Umstellung des Geschäftsmodells aufs Cloud-Computing geht profitabel über die Bühne“, betont er – anders als bei Konkurrenten wie Oracle, wo das klassische Lizenzgeschäft schrumpft. Donie hat deswegen kürzlich das Kursziel auf 115 Euro angehoben und belässt die Einstufung auf „kaufen“.

Anleger sehen SAP inzwischen mit anderen Augen

Zum Aufwärtstrend könnte zudem beitragen, dass sich der Blick auf SAP wandelt: Bislang sehen die meisten Aktionäre den Konzern aus dem Südwesten als einen klassischen Softwarehersteller – mit einer relativ niedrigen Bewertung. Das Cloud-Computing gewinnt jedoch an Bedeutung – hier sind deutlich höhere Kurs-Gewinn-Verhältnisse üblich. „SAP ist im Branchenvergleich gegenüber den reinen Cloud-Anbietern unterbewertet“, urteilt Harald Schnitzer von der DZ Bank.

So argumentiert auch Konzernchef McDermott, wenn er begründet, warum SAP innerhalb weniger Jahre einen Börsenwert von 300 Millionen Dollar erreichen könne: „Die Teile sind definitiv größer als das große Ganze“, sagte er im März auf dem Kapitalmarkttag in New York. So werde das Cloud-Geschäft 2020 rund 8,5 Milliarden Dollar erwirtschaften. Lege man die gleichen Bewertungsfaktoren zugrunde wie bei der Konkurrenz – etwas Salesforce –, sei es allein 100 Milliarden Dollar wert. Nicht jeder Beobachter teilt diese Einschätzung indes.

Als wertvollster Konzern im Dax mit einer Marktkapitalisierung von rund 120 Milliarden Euro steht SAP bereits im Blickpunkt vieler Anleger. Die Bedeutung des Softwareherstellers dürfte weiterwachsen, wenn die Deutsche Börse am 24. September ihre bekanntesten Indizes neu ordnet und dann Dax-Mitglieder aus dem Technologiebereich im TecDax notiert sein können.

SAP ist größer als alle 30 TecDax-Unternehmen zusammen. Selbst wenn der Anteil pro Gesellschaft beschränkt wird, wird die Entwicklung des Softwarekonzerns die Richtung für den TecDax vorgeben. Solange die Analysten so optimistisch wie derzeit sind, dürfte es den Anlegern recht sein.