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Der Wohlstand entsteht in der Pampa

Finanzkrise, Klimakrise und gierige Manager machen den Kapitalismus zu Recht angreifbar. Er ist das schlechteste System – abgesehen von allen anderen.

 Foto: dpa
Foto: dpa

Boris Johnson und Norbert Walter-Borjans sind sich überraschend ähnlich. Beide gewinnen 2019 das Rennen um ein Spitzenamt, beide provozieren und flunkern gerne. Der britische Premier und Churchill-Jünger Johnson behauptete mal, dass die EU eine Einheitsgröße für Kondome einführen wolle. Walter-Borjans erklärte auf dem Weg an die SPD-Spitze, die Partei habe sich von Beratern in die „neoliberale Pampa“ führen lassen. Neoliberal? Echt jetzt? Gerhard Schröders Heiligsprechung von Wladimir Putin als „lupenreiner Demokrat“ gilt als ähnlich realitätsfern.

Fake News ebneten in Großbritannien den Weg zum Brexit, in Deutschland fallen sie auf den fruchtbaren Boden der Kapitalismuskritik. Von ungefähr kommt das nicht. Nieten in Nadelstreifen verkaufen so lange wertlose Immobilienkredite, bis das Finanzsystem zusammenbricht und vom Steuerzahler gerettet werden muss. Dieselben Nieten kassieren das bis zu 300-Fache eines Arbeitersalärs. Nebenbei heizt ihr brachialer Wachstumsglaube die Erde auf. Oder sie bewundern das menschenverachtende Regime in Peking, weil dort der Bau eines Flughafens keine Realsatire ist, sondern nur vier Jahre dauerte.

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Das sind alles Zutaten für eine Legitimitätskrise. Das sind die Steilvorlagen für Kapitalismuszweifler, die den Mietendeckel einfordern, die Enteignung der Immobilienkonzerne, eine politisierte EZB als grüne Wohltäterin oder eine harte Industriepolitik im Peking-Stil. Hauptsache, der Markt tut nicht weh. Allein seine Erwähnung gilt als Frevel.

Doch der Markt ist nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung. Oder frei nach Johnsons Guru Winston Churchill: Er ist das schlechteste System, ausgenommen alle anderen. Darum braucht es ein feines Regelwerk gegen Exzesse als Rahmen für eine marktwirtschaftliche Anreizstruktur. Verbote helfen nicht weiter. Europas Emissionshandel verteuert beispielsweise elegant die Kohleverstromung, womit Deutschland doch noch Chancen hat, seine Klimaziele 2020 annähernd zu erreichen.

Hierzulande fehlt nach Jahren des Aufschwungs eine wirtschaftliche Erinnerungskultur. Woher der Wohlstand kommt und was ein zu starker Staat anrichtet, geht langsam vergessen. Es lässt sich in Geschichtsbüchern nachlesen – oder wieder bei Churchill: „Dem Kapitalismus wohnt ein Laster inne: Die ungleichmäßige Verteilung der Güter. Dem Sozialismus hingegen wohnt eine Tugend inne: Die gleichmäßige Verteilung des Elends.“ Auf in die Pampa!