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WOCHENAUSBLICK: Die Inflationsdebatte treibt die Dax-Anleger weiter um

FRANKFURT (dpa-AFX) - Den Anlegern dürfte das Inflationsgespenst auch in der neuen Woche im Nacken sitzen. Jüngst hatte der für April gemeldete höchste Anstieg der US-Verbraucherpreise seit 2008 bei den Investoren die Alarmglocken schrillen lassen und für Kursturbulenzen gesorgt. Mitglieder der US-Notenbank (Fed) hatten zwar zuletzt betont, die vom Hochfahren der Wirtschaft nach den Corona-Lockdowns ausgelösten Preissteigerungen seien nur vorübergehender Natur. Dennoch bleibt die Nervosität unter den Anlegern hoch.

Die Furcht vor Geldentwertung ist angeblich die "Urangst" insbesondere der deutschen Anleger. Sie reicht zurück bis in die frühen 1920er-Jahre, als in der Weimarer Republik die Hyperinflation grassierte und die Wirtschaft teilweise zusammenbrach. Heutzutage herrscht die Sorge vor, dass insbesondere die tonangebende Fed zur Bekämpfung der Inflation eine schärfere Gangart einschlagen und zum Beispiel die Zinsen früher als gedacht erhöhen könnte. Dies würde Aktien im Vergleich zu Anleihen weniger attraktiv machen und Finanzierungskonditionen für Unternehmen verschlechtern.

In der Eurozone waren die Verbraucherpreise im April auf den höchsten Stand seit zwei Jahren gestiegen. Nach Einschätzung der Analystin Claudia Windt von der Landesbank Helaba "scheinen die Inflationsängste im Euroraum sogar ausgeprägter als in den USA" - obwohl die Konjunktur diesseits des Atlantiks derzeit weniger rund läuft als die in den Vereinigten Staaten.

Während in den USA die wirtschaftliche Aktivität mit der seit Wochen laufenden Beseitigung der Covid-19-Restriktionen deutlich steige, hinke Europa noch hinterher, sagte Robert Greil, der Chefstratege der Privatbank Merck Finck: "Mit der zunehmenden Rückkehr zur Normalität winkt zwar auch Deutschland ein deutlicher Sommeraufschwung - allerdings nicht so stark wie in den USA, wo gewaltige Fiskalprogramme der Wirtschaft einen Turbo aus der Krise heraus verleihen."

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Greil zufolge dürfte die Inflation in den westlichen Industrieländern erst ab Herbst wieder sinken; damit schüre sie vorerst weiterhin Zinsängste, was für mehr Schwankungen an den Finanzmärkten spreche. Erst am Donnerstag war der deutsche Leitindex Dax <DE0008469008> aus Furcht vor steigenden Zinsen zunächst auf den tiefsten Stand seit Ende März abgesackt, bevor er sich stark erholte. Dank der vom Billiggeld der Notenbanken getrieben Kursrally notiert das Börsenbarometer derweil weiter in der Nähe seines erst Mitte April erreichten Rekordhochs bei gut 15 500 Punkten.

Für Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, ist klar, dass in diesem Jahr die Inflationsraten weiter steigen werden: "Nach dem coronabedingten Preisdämpfer im letzten Jahr gibt es nun aufgrund von Impferfolgen und Lockerungen preistreibende Sondereffekte". Wenn nun diese Preissteigerungen tatsächlich gemeldet würden und sogar stärker als erwartet ausfielen, dann dürften die Inflationserwartungen spürbar ansteigen.

Noch aber bleiben die Aktienmärkte laut Kater recht gelassen: "Die Berichtssaison ist sehr gut ausgefallen, und die Aussichten auf gute Unternehmensgewinne im weiteren Jahresverlauf stützen die Börsen."

In den kommenden Tagen fehlt es derweil dem Dekabank-Experten zufolge an echten marktbewegenden frischen Indikatoren, die die Inflationsdebatte weiter befeuern könnten. Chinesische Konjunkturdaten würden zwar am Montag wohl für den April beeindruckende zweistellige Zuwächse zum Vorjahresniveau bei Einzelhandelsumsätzen und Industrieproduktion zeigen. Das sei aber ebenso wenig eine Überraschung wie die Einkaufsmanagerindizes in der Eurozone am Freitag, die für die Industrie kaum von ihren extrem hohen Niveaus nachgeben dürften.

Damit bleibt Kater zufolge an den Aktienmärkten Zeit, über die Inflationsentwicklung nachzudenken und der Frage nachzugehen, wann die US-Notenbank beginnen mag, aus ihrem Anleiheankaufprogramm auszusteigen. Hier werde am Mittwoch das Sitzungsprotokoll zum April-Zinsentscheid der Fed Einblicke liefern.

Analyst Christian Kahler von der DZ Bank weitete derweil den Blick und kommentierte: "Das Hauptrisiko für die Kursrally besteht darin, dass die Aktien zu teuer werden, wie es zwischen 1998 und 2000 der Fall war." Damals sei eine der größten Spekulationsblasen der Geschichte entstanden, und der Boom sei nicht durch hohe Bewertungen, sondern durch eine schnelle Straffung der Geldpolitik durch die US-Notenbank beendet worden: "Die US-Notenbank hob die Leitzinsen innerhalb kurzer Zeit um 1,75 Prozentpunkte an, was zu einem Crash am Aktienmarkt führte."

Viele Modelle deuten Kahler zufolge heute schon darauf hin, dass die Aktienmärkte überbewertet sind. Das komplexe System aber, in dem sich die Finanzmärkte bewegten, könne ein einzelner Indikator wie etwa ein Kurs-Gewinn-Verhältnis niemals abbilden. Anleger sollten daher immer mehrere Indikatoren im Blick behalten. Und die überwiegende Zahl der relevanten Indikatoren spricht laut dem DZ-Bank-Fachmann immer noch für weiter steigende Aktienkurse./la/ajx/jha/

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---