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WOCHENAUSBLICK: Dax kehrt nach Wahl zur Tagesordnung zurück

FRANKFURT (dpa-AFX) - Am Aktienmarkt können die Investoren nach der Bundestagswahl aufatmen. Der von einigen Anlegern befürchtete Linksrutsch ist ausgeblieben. Und auch, wenn sich die Regierungsbildung lange hinziehen dürfte und dies hin und wieder zu starken Schwankungen führen könnte, sollte der Markt jetzt wieder zur Tagesordnung übergehen. Damit sollten am Aktienmarkt in den kommenden Wochen und Monaten wieder die Notenbanken mit ihrem Kurs, die Konjunkturentwicklung und die Lage der Unternehmen im Mittelpunkt stehen.

Die erste Reaktion an den Finanzmärkten fiel dementsprechend aus. Der Eurokurs bewegte sich kaum. Am Aktienmarkt deutet die Indikation des Brokers IG auf anziehende Kurse hin. Rund zweieinhalb Stunden vor der Handelseröffnung wurde der Dax auf 15 600 Punkte taxiert und damit leicht höher als am Freitag. Damit bleibt der deutsche Leitindex weiter auf dem Niveau, das er seit dem Frühjahr innehat.

Seit Ende Mai pendelt der Dax mit manchmal stärkeren Ausschlägen um die 15 500 Punkte. Anfang vergangener Woche hatte der Dax die Marke von 15 000 Punkten getestet, sich aber schnell wieder erholt. Zuletzt lag er rund 500 Punkte unter dem Rekordhoch von 16 030 Punkten aus dem August.

Sieger der Bundestagswahl ist die SPD. Nach dem vorläufigen Ergebnis wurden die Sozialdemokraten mit Olaf Scholz die stärkste Partei. Die CDU/CSU stürzte nach 16 Jahren Regierung von Kanzlerin Angela Merkel mit Armin Laschet auf ein Rekordtief. Trotzdem reklamierte am Wahlabend nicht nur Scholz, sondern auch Laschet den Auftrag zur Regierungsbildung für sich. Beide streben eine Koalition mit Grünen und FDP an. Die wollen jetzt erst einmal untereinander reden.

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Bei den derzeit wahrscheinlichen Koalitionen unter einem Kanzler Scholz (Ampel-Koalition) oder mit einem Regierungschef Laschet (Jamaika-Bündnis) sollten sich die Rahmenbedingungen für die deutschen Unternehmen nicht dramatisch verändern, sagte Fidelity-Fondsmanager Christian von Engelbrechten am Sonntagabend. "Ich erwarte, dass sich Trends wie eine expansivere Fiskalpolitik und mehr Investitionen in beispielsweise Klimaschutz und Digitalisierung fortsetzen werden".

Seiner Einschätzung nach könnte eine Ampel-Koalition einen etwas größeren Ausgabenstimulus auslösen, der sich positiv auswirken wird. "Auch Punkte wie ein höherer Mindestlohn wären für deutsche Unternehmen verkraftbar", sagte von Engelbrechten. "Eine Jamaika-Koalition könnte einen größeren Fokus auf die Ausgabendisziplin und geringere Staatsverschuldung legen. Auf der anderen Seite könnten sich weniger Regulierung und die Steuerpolitik positiv auswirken."

Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity International, sieht in dem Wahlausgang eine Absage an einen drastischen Politikwechsel. "Es gibt wenig Stimmen an den politischen Rändern. Damit wird eine bürgerliche Regierungskoalition aus der Mitte sehr wahrscheinlich", sagte er. "Eine Koalition mit drei Parteien spricht jedoch für eine längere Sondierungsphase, die durchaus bis zum Ende des Jahres dauern könnte."

Klar sei, dass eine Regierung mit den Grünen nahezu sicher sei. "Das ist ein deutliches Votum der deutschen Bürger und Bürgerinnen für Klimapolitik und Umweltschutz. Wir werden auch eine expansivere Fiskalpolitik sehen." Anleger sollten daher Ruhe bewahren. Er sieht die Auswirkung auf die Kapitalmärkte eher positiv. JPMorgan-Experte Georg Fuzesi hält derzeit weiter eine Jamaika-Koalition für etwas wahrscheinlicher. Aber auch eine Ampel sollte die Richtung der deutschen Politik nicht stark verändern. Der Wähler habe sich nach der Ära von Angela Merkel für Kontinuität entschieden.

Der deutsche Aktienindex Dax werde als "ein Abbild der Gesamtwirtschaft in Deutschland" wahrgenommen, hatten die Ökonomen Joachim Schallmayer und Gunnar Meyke von der Deka Bank in einer Studie zur Wahl und den Folgen für Wirtschaft und Börse geschrieben. Positiv habe die Börse in der Vergangenheit vor allem bei Regierungswechseln reagiert. Die Chancen hierfür stehen gut. Zu rechnen sei in den Wochen nach der Wahl auch mit stärkeren Kursschwankungen. "Die zu erwartende Verunsicherung für den Positionsaufbau nutzen", raten die Autoren den Anlegern.

"Für die längerfristige Wirtschaftsentwicklung in Deutschland ist die Wahl bedeutsam, da es auch um Entscheidungen für mehr Marktwirtschaft oder für mehr Interventionismus und Staatsgläubigkeit geht", hatte Volkswirt Michael Heise vom Vermögensverwalter HQ Trust kurz vor der Wahl gesagt. Wirtschaftspolitisch stehe die zukünftige Energie- und Umweltpolitik im Fokus. Sollten beispielsweise höhere Energie- oder CO2-Preise die Unternehmen und Arbeitnehmer belasten, so müsse an anderer Stelle Ausgleich geschaffen werden. "Etwa durch eine erstklassige Infrastruktur oder niedrigere steuerliche Belastungen."

Aller Voraussicht nach dürfte es nach der Volksabstimmung zu einer Dreierkoalition kommen. "Mit der CDU/CSU an der Spitze glauben wir an eine günstigere Kombination für Unternehmen und die Aktienmärkte", hatte Thomas Kruse vom Vermögensverwalter Amundi vor der Wahl geschrieben. Diese Parteien dürften die Steuerlast senken und private Investitionen fördern. Mit den Grünen in einer Koalition werde der Komplex Umwelt und Soziales in der Wirtschaft weiter in den Vordergrund rücken. "Branchen wie grüne Energie und auch der Automobilsektor auf dem Weg zur E-Mobilität könnten besonders interessant werden".

Eine "Ampel" aus SPD, Grünen und FDP sei an der Börse wohl bereits "eingepreist", werde also die Kurse nicht mehr stärker bewegen, vermutete Kruse vor der Wahl. Im Falle einer SPD-geführten Regierung seien höhere Schulden und mithin eine schlechtere Haushaltsbilanz wahrscheinlich. Auch mit Blick auf die Haushaltsdefizite europäischer Partner könnte eine Regierung unter der Führung der Sozialdemokraten mehr "Toleranz" zeigen als eine CDU/CSU-geführte Koalition.

Einig sind sich die Auguren, dass bis zur Findung einer neuen Regierung einige Zeit ins Land gehen dürfte. Abwarten könnte also zunächst die Devise am Aktienmarkt lauten. Für Abwechslung dürften Konjunkturdaten sorgen. Auf der Agenda stehen in der kommenden Woche in den USA die Auftragseingänge im August sowie Verbraucherumfragen und Frühindikatoren im September. Daneben laden mit BASF <DE000BASF111> und Covestro <DE0006062144> zwei Chemiekonzerne aus dem Dax zu Investorentreffen, wie auch die europäischen Schwergewichte Totalenergies <FR0000120271>, ASML <NL0010273215> und Novartis <CH0012005267>./bek/zb/stk

--- Von Benjamin Krieger und Bernd Zeberl, dpa-AFX ---