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In dieser Woche erhöhen die Europäische Zentralbank und die US-Fed erneut die Leitzinsen – das sind die Folgen für euer Geld

Neues Jahr, neue Zinsrunde. In dieser Woche erhöhen die Notenbanken in den USA und Europa erneut die Leitzinsen. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Die Europäische Zentralbank (EZB) und ihre Präsidentin Christine Lagarde werden in dieser Woche erneut den Leitzins erhöhen. (Bild: AP Photo/Michael Probst)
Die Europäische Zentralbank (EZB) und ihre Präsidentin Christine Lagarde werden in dieser Woche erneut den Leitzins erhöhen. (Bild: AP Photo/Michael Probst)

Neues Jahr, neue Zinsrunde. Im Kampf gegen die hartnäckig hohe Inflation erhöhen die Notenbanken in Europa und den USA in dieser Woche erneut die Leitzinsen. Den Anfang macht am Mittwoch die US-Notenbank Fed. Am Donnerstag folgen die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of England.

Die Inflationsraten sind in den USA und im Euro-Raum zuletzt zwar gesunken. Sie liegen aber deutlich über den Zielwerten der Zentralbanken für Preisstabilität. EZB, Federal Reserve und Bank of England haben klar signalisiert, dass sie die Leitzinsen weiter anheben. Als wahrscheinlich gilt, dass die US-Fed ihr Tempo nochmals drosselt und den Leitzins für die USA um 0,25 Punkte erhöht. Bei der EZB gilt eine Erhöhung um erneut 0,50 Punkte als sicher.

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Die Zentralbanken müssen berücksichtigen, dass höhere Zinsen nicht nur die Inflation dämpfen, sondern auch die Konjunktur insgesamt. Die USA, Großbritannien, Deutschland und viele Länder der Euro-Zone stehen aber am Rand oder bereits am Beginn einer Rezession.

Die Zinsen der Zentralbanken sind ein mächtiges Instrument. Sie haben großen Einfluss auf die gesamte Wirtschaft – und damit auch auf Sparer, Kreditnehmer oder Anleger. Sie beeinflussen den Euro- Wechselkurs, die Börsen und die Immobilienmärkte.

Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um die Zinsentscheidungen und die Folgen für euer Geld.

Wie entwickeln sich die Inflationsraten?

Die Teuerung dürften ihren Höhepunkt im Herbst 2022 erreicht haben. In der Euro-Zone verzeichnete die Inflationsrate ihren höchsten Stand im Oktober mit 10,6 Prozent. Seither ging sie bis auf 9,2 Prozent im Dezember zurück.

Allerdings verfestigt sich die Inflation. Das zeigt ihre Kernrate, ohne die stark schwankenden Preise für Energie und Lebensmittel. Sie stieg im Dezember auf 5,2 Prozent, den höchsten Wert seit Einführung des Euro. Die Kernrate ist auch die maßgebliche Kennzahl für die Zinspolitik der EZB. Die Zentralbank strebt eine Kernrate der Inflation von zwei Prozent an.

In Europa gibt es große Unterschiede bei der Inflation, mit starkem Ost-West-Gefälle. Am höchsten ist die Teuerung in Lettland und Litauen mit rund 20 Prozent. Die niedrigste Inflation in der EU hat Spanien mit 5,5 Prozent. Deutschland liegt 9,6 Prozent im Mittelfeld.

Dabei ist zu beachten, dass dies die Veränderung der Verbraucherpreise in einer europaweit harmonisierten Berechnung widerspiegelt. In Deutschland ist daneben auch die Berechnung des Statistischen Bundesamtes verbreitet. Danach beträgt die Teuerung in Deutschland 8,6 Prozent.

Vor der Zinsentscheidung der EZB am Donnerstag gibt es am Dienstag und Mittwoch noch die ersten Schätzungen für die Inflationsraten in Deutschland und im Euro-Raum im Februar.

In den USA fiel die Inflationsrate im Dezember von 7,1 auf 6,5 Prozent. Auch die Kernrate ging leicht auf 6,0 auf 5,7 Prozent zurück.

Wie haben sich Leitzinsen von EZB und Fed entwickelt?

2022 war das Jahr der Zinswende. Nach eine langen Phase mit niedrigen, teilweise negativen Zinsen, begannen die Zentralbanken ab dem Frühjahr 2022 die Zinsen anzuheben, teilweise in großen Schritten. Die EZB leitete die Wende später als die US-Fed erst im Juli 2022 ein.

Die EZB erhöhte die Leitzinsen 2002 viermal: Im Juli um einen halben Prozentpunkt, im September und Oktober jeweils um 0,75 Prozentpunkte und Mitte Dezember noch einmal um 0,5 Prozentpunkte.

Der Zinssatz, zu dem Banken sich Geld von der EZB leihen können, beträgt aktuell 2,5 Prozent. Der Einlagenzinssatz, zu dem Banken Geld bei der EZB parken können, stieg auf 2,0 Prozent. Die Zinsen im Euro-Raum sind damit immer noch niedriger als in den USA und Großbritannien.

Ein Grund für das lange Zögern der EZB ist die hohe Verschuldung einiger EU-Staaten wie Italien. Für sind hohe Zinsen eine gefährliche Last. Die EZB hat daher ein neues Instrumentarium geschaffen, um Anleihen von Staaten kaufen zu können, die aufgrund höherer Zinsen in Bedrängnis geraten.

Ab März baut die EZB zudem ihren Bestand an Staatsanleihen ab. In der Finanzkrise und in der Corona-Zeit hatte die EZB Anleihen gekauft, und damit insgesamt 3,4 Billionen Euro zusätzliches Geld in die Märkte geleitet. Wenn Staaten fällige Anleihen bei der EZB tilgen, und die EZB dieses Geld nicht wieder anlegt, sinkt die Geldmenge. Auch dies dämpft die Preise. Bis zum Ende des zweiten Quartals 2023 will die EZB so monatlich zunächst 15 Milliarden Euro aus dem Markt nehmen.

In den USA hat die Federal Reserve den Leitzins in sieben Schritten auf eine Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent angehoben. In Großbritannien liegt der Leitzins nach der letzten von neun Zinserhöhungen der Bank of England seit Dezember bei 3,5 Prozent.

Welche Zinsschritte werden 2023 noch erwartet?

Spitzen der EZB haben deutlich gesagt, dass die Zentralbank die Zinsen weiter erhöhen wird. Das niederländische EZB-Ratsmitglied Klaas Knot nannte sogar konkret zwei Erhöhungen um jeweils 0,50 Prozentpunkte im Februar und im März.

Auch danach könnten die Leitzinsen weiter steigen, sagte Knot. Den Zinsgipfel erwarten Experten im Laufe des Jahres 2023 bei Sätzen zwischen drei und vier Prozent für den niedrigeren Einlagenzinssatz. Deutsche Bank Research erwartet noch drei Zinserhöhungen der EZB, um jeweils 0,50 Prozentpunkte im Februar und März und dann um noch einmal um 0,25 Prozentpunkte im Mai. Der Einlagezins wäre dann bei 3,25 Prozent.

Für die USA erwarten viele Marktteilnehmer in dieser Woche eine erneute Reduzierung des Tempos der Zinsschritte auf 0,25 Prozentpunkte. Die US-Experten von Deutsche Bank Research erwarten für Februar, März und Mai drei Erhöhungen um jeweils einen Viertelprozentpunkt bis auf einen Leitzins von dann knapp über fünf Prozent. In diesem Bereich bewegen sie die meisten Schätzungen von Ökonomen.

Wie (schnell) senkt eine Zinserhöhung die Inflation?

„Wenn man heute die Zinsen anhebt, geht nicht morgen oder übermorgen automatisch die Inflation nach unten“, sagt Tobias Basse, Analyst bei der Norddeutschen Landesbank. Zinsänderungen wirken mit einer Verzögerung von mehreren Monaten bis zu einem Jahr. Das macht das richtige Timing und Ausmaß für die Währungshüter so schwierig.

Wenn die EZB die Leitzinsen erhöht, müssen Banken einen höheren Zins zahlen, wenn sie sich Geld bei der Zentralbank besorgen. Die höheren Kosten geben die Banken an ihre Kunden weiter und erhöhen die Zinsen für Kredite. Das macht Sparen gegenüber dem Konsum attraktiver, und es macht Investitionen teurer. Dadurch dämpfen höhere Zinsen die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und damit den Druck auf die Preise.

Wichtig ist daneben die psychologische Wirkung. Die EZB will verhindern, dass sich Haushalte und Unternehmen an hohe Inflationsraten gewöhnen. Denn erwarten zum Beispiel Beschäftigte dauerhaft steigende Preise, erheben sie höhere Lohnforderungen, was wiederum die Preise treiben kann. Eine Lohn-Preis-Spirale droht. In Deutschland fordern Gewerkschaften bereits Gehaltserhöhungen von mehr als zehn Prozent im Öffentlichen Dienst. Die meisten Abschlüsse liegen bisher aber unter der Inflationsrate. Die Reallöhne gehen stark zurück.

Auch Unternehmen nutzen die Erwartung, dass Preise steigen, und erhöhen ihre Preise teils stärker als ihre Kosten gestiegen sind. Der Ökonom Joachim Ragnitz hat diesen Effekt nachgewiesen. Er sagt: „Wir haben neben einer Kosten- auch eine Gewinninflation.“

Umso wichtiger ist daher das klare Signal der EZB, dass sie die Inflation konsequent bekämpft. Analyst Basse: „Wenn es den Notenbanken gelingt, dass sich hohe Inflationserwartungen nicht verfestigen, wird das mittelfristig zu einem spürbaren Rückgang der Inflation führen.“

Welche Folgen haben die Leitzinsen für Sparer?

Die Zinswende hatte den Sparern 2022 das Ende der Negativzinsen beschert. Mittlerweile zahlen Banken wieder Zinsen um zwei Prozent auf Tagesgeld. Für Festgeld gibt es bereits drei Prozent bei einer Laufzeit von einem Jahr.

Weil die Inflation aber deutlich höher ist, sind die Realzinsen noch tief im Minus. Wer bei einer Inflationsrate von neun Prozent für sein Geld zwei oder drei Prozent Zinsen erhält, verliert in einem Jahr immer noch sechs bis sieben Prozent Geldwert.

Diese Schere dürfte sich erst langsam schließen. Experten erwarten, dass die Sparzinsen sich zunächst parallel zu den Leitzinsen entwickeln. Sie könnten in Deutschland also ebenfalls noch einmal um rund 0,5 Prozentpunkte steigen. Getrieben wird dies auch von Neobrokern wie Trade Republic oder Scalable. Sie werben mit hohen Zinsen auf Verrechnungskonten ihrer Kunden um neue Kunden.

Welche Folgen hat die Zinsentscheidung der EZB auf Bauzinsen?

Im Zuge der Zinswende hatten sich die Bauzinsen 2022 vervielfacht. Für Kredite mit zehn- oder 15-jähriger Zinsbindung mussten um den Jahreswechsel vier Prozent gezahlt werden. Seither sind die Hypothekenzinsen leicht in Richtung 3,5 Prozent gefallen.

Im langfristigen Vergleich sind diese Bauzinsen immer noch niedrig. Doch der starke Anstieg hat die Kalkulationen vieler Bau- oder Kaufwilligen über den Haufen geworfen. Am Immobilienmarkt sinkt die Nachfrage. Auch deshalb gaben auch die Hypothekenzinsen wieder nach.

Michael Neumann von Kreditvermittler Dr. Klein erwartet kurzfristig keine großen Veränderungen der Bauzinsen. Mittelfristig sieht er dagegen weiteres Aufwärtspotenzial: „Ich rechne mit weiteren Zinsanstiegen im ersten Halbjahr und mit einem Zinsniveau von über vier Prozent, Schwankungen können dabei immer wieder in Richtung drei Prozent gehen. Auch eine zeitweise fünf vor dem Komma will ich nicht ausschließen.“

In Deutschland wird der Effekt für bestehende Kredite gedämpft. Im Gegensatz zu vielen Ländern haben Immobilienkredite hier oft eine lange Zinsbindung. Wer eine Immobilie abbezahlt, wird nicht unmittelbar dramatische Folgen spüren. Doch die Zeit historisch billiger Bau-Kredite ist vorbei.

Könnten fallende Preise für Kaufimmobilien eine Chance sein? Für Immobilienkäufer stellt sich die Frage: Sinken die Haus- und Wohnungspreise schneller als die Kreditzinsen steigen oder umgekehrt? Hier ist noch kein klarer Trend erkennbar, und bei den Immobilienpreisen gibt es große regionale Unterschiede.

Was bedeutet die Zinserhöhung der EZB für die Kreditzinsen

„Bei der Entwicklung der Kreditzinsen gibt die Europäische Zentralbank generell den Takt vor“, sagt Sebastian Schick vom Verbraucherportal biallo.de. Mit der Erhöhung der Leitzinsen steigen die Kosten der Banken, wenn sie Geld bei der Zentralbank leihen. Diese höheren Kosten geben sie weiter. Konsumenten- und Dispokredite werden teurer.

Erhöht die EZB die Leitzinsen, dürften also auch Dispo-, Konsumenten- und Ratenkredite noch einmal teurer werden.

Was bedeutet die Zinsentscheidung der EZB für die Börsen?

An den Finanzmärkten ist eine weitere Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte in den USA und 0,5 Prozentpunkte in der Euro-Zone weitgehend eingepreist. Wichtig wird es, welche Erwartungen die Notenbanken zur künftigen Zinsentwicklung wecken. Dabei könnte es auch eine Rolle spielen, ob die EZB ihren restriktiven Kurs bei den Staatsanleihen ausweitet.

Steigende Zinsen drücken aus zwei Gründen auf die Aktienkurse. Zum einen werden andere Anlagen mit geringeren Risiken dann im Vergleich zu Aktien attraktiver. Damit fließt weniger Geld in den Aktienmarkt, vor allem in riskantere Titel wie Tech-Aktien. Zum zweiten dämpfen höhere Zinsen die Konjunktur und damit die Geschäftschancen der an der Börse notierten Unternehmen.

Was bedeutet die Zinserhöhung der EZB für den Euro

2022 war nicht nur für Preise und Zinsen ein bewegtes Jahr, sondern auf für den Wechselkurs zwischen Euro und US-Dollar. Das lag vor allem an der Zinsdifferenz zwischen den USA und dem Euro-Raum.

Als die US-Fed 2022 den Zins erhöhte, die EZB aber noch zögerte, geriet der Euro unter Druck und fiel im August erstmals seit vielen Jahren wieder unter die Parität zum US-Dollar. Der Euro sackte sogar bis auf 95 US-Cent durch, den tiefsten Stand seit 20 Jahren. Als dann in den USA die Inflationsraten schneller zu sinken begannen als in Europa, erholte sich der Euro. Er stieg um rund 15 Prozent und ist aktuell wieder 1,09 Euro wert. Dahinter steht die Erwartung, dass die Zinsdifferenz weiter abnimmt, die EZB die Zinsen für den Euro-Raum also stärker erhöht als die Fed in den USA.

Ein starker Euro hilft der EZB gegen die Inflation in Europa. Denn ein stärkerer Euro macht große Teile des Importes in den Euro-Raum billiger. Für Deutschland ist dies besonders wichtig, weil Öl, Gas und Kohle auf den Weltmärkten meist in Dollar abgerechnet werden.

Welche Folgen hat die Zinserhöhung der EZB für die Konjunktur?

Eine Zinserhöhung dämpft die Konjunktur. Höhere Zinsen machen Kredite für Investitionen teurer und sie machen Sparen im Vergleich zum Konsum attraktiver. "Die Geldpolitik will weniger Wachstum, um die Inflation auf zwei Prozent zurückzubringen", sagt Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets.

Normalerweise dämpfen Zentralbanken mit Zinserhöhungen eine heiß laufende Konjunktur. Derzeit stehen aber viele Länder bereits am Beginn einer Rezession. Eine Zinserhöhung in einen Abschwung hinein birgt Risiken. Der EZB hilft hier, dass die Wirtschaft im Euro-Raum zuletzt robuster war als erwartet. Auch und gerade Deutschland als größte Volkswirtschaft in Europa kommt bisher besser durch die Krise noch vor Wochen befürchtet.

Dieser Text erschient erstmalig am 30.1.2023 und wurde am 31.1.2023 zuletzt aktualisiert.

VIDEO: Was Leitzinsen bewirken