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Wissenschaftlerin Amrei Bahr über die Frage: Wie sicher ist meine Zukunft? — Podcast „Die soziale Frage“

Amrei Bahr (35) ist promovierte Philosophin. Sie erhält ausschließlich befristete Arbeitsverträge.
Amrei Bahr (35) ist promovierte Philosophin. Sie erhält ausschließlich befristete Arbeitsverträge.

Hier könnt ihr alle Podcast-Folgen und den Trailer hören: Spotify, Apple Podcasts, Deezer oder Podigee.

Allein in den vergangenen fünf Jahren hatte Amrei Bahr neun Arbeitsverträge. Manchmal liefen sie nicht länger als ein halbes Jahr. Zwischendrin musste die promovierte Philosophin sogar Arbeitslosengeld beantragen, nachdem sie kurzfristig keinen Arbeitsvertrag an ihrer Universität in Düsseldorf bekommen hatte. Inzwischen ist Amrei Bahr 35 Jahre alt, doch eine Entfristung und damit ein Leben mit einem sicheren Arbeitsplatz sind auch weiterhin nicht in Sicht.

In der vierten Folge von „Die soziale Frage“ will Joana Lehner von der Wissenschaftlerin wissen, wie sie ein Leben führen kann, wenn sie sich ständig fragen muss: „Wie sicher ist meine Zukunft?“ Worauf muss Bahr verzichten und warum entscheidet sie sich in einer Branche zu bleiben, in der befristete Verträge zur Normalität geworden sind? Denn so wie der Philosophin geht es dem Großteil der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen: Durchschnittlich sind rund 92 Prozent der wissenschaftlichen Mitarbeitenden, die unterhalb der Professur arbeiten, befristet.

In Deutschland haben sechs bis acht Prozent der Arbeitnehmenden befristete Arbeitsverträge

Mit ihrer hohen Befristungsquote stellt die Wissenschaftsbranche zwar eine Ausnahme dar: Denn insgesamt haben in Deutschland je nach Quelle zwischen sechs und acht Prozent aller Arbeitnehmenden befristete Arbeitsverträge, also deutlich weniger. Trotzdem zeigt Bahrs Geschichte auch exemplarisch, wie junge Menschen mit Unsicherheiten leben müssen: Sie bekommen viel schwerer Kredite, müssen die Familienplanung aufschieben und stehen psychisch oft unter dauerhaftem Druck.

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Dabei kann es für Befristungen in der freien Wirtschaft auch gute Gründe geben: Einige Unternehmen benötigen für ihre Auftragsspitzen nur kurzfristig Personal, andere brauchen nur eine Vertretung für Mitarbeiter, die für eine bestimmte Zeit ausfallen. Unternehmen, die keinen dieser Sachgründe darlegen können, dürfen Mitarbeiter dabei maximal bis zu zwei Jahre befristen. Unter den Unternehmen werden diese Verträge dabei auch als eine verlängerte Probezeit für Berufseinsteiger genutzt. Für einige können die befristeten Verträge im besten Fall eine Brücke in einen unbefristeten Job werden.

Mit dieser Idee könnten Befristungen für Unternehmen unattraktiver werden

Ein Wissenschaftler, der schon seit über zehn Jahren zum Thema Befristungen forscht, ist Christian Hohendanner vom Institut von Arbeitsmarkt und Berufsforschung. In „Die soziale Frage“ stellt er eine Idee für die freie Wirtschaft vor, mit der es für Unternehmen attraktiver würde, schneller Menschen zu entfristen.

Auch Amrei Bahr hat einen Weg gefunden, wie sie die Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft verbessern will: Nach der Podcast-Aufnahme war sie mit zwei Kollegen und dem Hashtag #IchbinHanna für einen Twitter-Trend verantwortlich. Über 9000 Menschen beteiligten sich an der Diskussion, darunter viele Betroffene. Sie kritisieren das Wissenschaftszeitvertragsgesetz, ein spezielles Befristungsrecht, das es ermöglicht, dass Beschäftigte an Hochschulen bis zu zwölf Jahre befristet angestellt werden können. Auf den Druck Bahrs und ihrer Mitstreiter hin beschäftigte sich auch der Deutsche Bundestag mit dem Thema. Geändert hat sich seitdem noch nicht viel. Bahr aber hofft trotzdem auf Veränderung – unter einer neuen Regierung ab Herbst.

Hört jetzt die Folge direkt an und abonniert oder sichert sie euch für später bei Spotify, Apple Podcasts, Deezer oder Podigee.

Weiterführende Artikel zur Folge:

Über den Podcast

Ist Social Media böse? Was macht der Klimawandel mit mir? Brauchen wir die Kirche noch? Im neuen Politik-Podcast „Die soziale Frage“ spricht BI-Journalistin Joana Lehner jede Woche über die spannendsten, politischen Fragen ihrer Generation. Eine Folge, eine Frage.

Nach Antworten sucht die 29-jährige Journalistin bei Menschen, die sich mit den Themen besser auskennen als sie selbst. Sie will tiefer gehen und verstehen, was diese wirklich denken und fühlen. Unterschätzt eine Influencerin ihre Verantwortung? Schämt sich ein Bischof Katholik zu sein? Ist sie selbst rassistisch?

Dafür trifft Joana Lehner unter anderem den katholischen Bischof Bode, die Influencerin Louisa Dellert und den Klima-Aktivisten Jakob Blasel, der in den Bundestag einziehen will.

Die vierte Folge ist ab dem 26. August abrufbar. Ihr findet sie auf Spotify, Apple Podcasts und Deezer. Jede Woche erscheint eine neue Episode. Gefällt euch der Podcast, freuen wir uns natürlich über euer Abonnement oder eure Bewertung.

Über die Moderatorin:

Joana Lehner ist seit 2019 Journalistenschülerin an der Free Tech Academy, ihre Stammredaktion ist Business Insider. Sie hat Germanistik/BWL in Mannheim und Istanbul studiert. Zuvor hat sie unter anderem für „Spiegel TV“, „Die Süddeutsche Zeitung“ in Starnberg und den rbb-Radiosender „RadioEins“ berichtet. Ihre journalistische Karriere begann sie beim „Radio Blau“, einem Lokalradio in Leipzig.