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Exit in Schritten: Diesen Weg raus aus dem Shutdown schlagen Wissenschaftler vor

Ökonomen, Virologen, Pharmazeuten, Technik-Experten, Ärzte und Ethiker haben erarbeitet, wie ein Ende des Shutdowns aussehen könnte. Klar ist dabei nur: Den perfekten Plan gibt es nicht.

Es ist nicht einfach zu entscheiden, welcher gesellschaftliche Sektor wo und in welcher Reihenfolge wieder öffnen soll. Foto: dpa
Es ist nicht einfach zu entscheiden, welcher gesellschaftliche Sektor wo und in welcher Reihenfolge wieder öffnen soll. Foto: dpa

Zurück zur Normalität, ohne dem Coronavirus neue Gelegenheiten zur explosionsartigen Ausbreitung zu geben: Diese Quadratur des Kreises hat eine 14-köpfige Wissenschaftlergruppe unter Führung von Ifo-Präsident Clemens Fuest in den vergangenen Tagen intensiv diskutiert. An diesem Freitag legte die Gruppe einen ersten groben Plan vor: Deutschland braucht demnach einen Stufenplan, um aus den flächendeckenden Ausgangseinschränkungen wieder herauszukommen.

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Die Schwierigkeiten, vor denen die Ökonomen, Virologen, Pharmazeuten, Technik-Experten, Sozialpsychologen, Ärzte und Ethiker bei der Entwicklung des Plans standen, zeigen sich auch in dem Ergebnis: Es ist eine noch recht lose Sammlung möglicher Bausteine für einen Weg aus dem Stillstand des Landes.

Das Virus soll sich einerseits nur sehr kontrolliert in Deutschland ausbreiten, die Wirtschaft aber andererseits wieder so normal wie möglich laufen. Schulen sollen so bald wie möglich wieder öffnen, weil Bildungsverluste auch Geld kosten und der Stress in den Familien die Gesellschaft und mit ihr die Wirtschaft schädigt.

Der Schutz alter und vorerkrankter Menschen vor Ansteckung könne nicht gegen wirtschaftliche Nutzenerwägungen aufgerechnet werden, so die Gruppe. Es ist also nicht einfach zu entscheiden, welcher gesellschaftliche Sektor wo und in welcher Reihenfolge wieder öffnen soll.

Flexibel bleiben

Ein echter Plan, eine fertige Strategie, ist das 37-seitige Papier, an dem auch der Helmholtz-Infektiologe Gerard Krause, die neue Wirtschaftsweise Veronika Grimm und die Ethikerin Christiane Woopen mitgewirkt haben, also nicht geworden. Das Papier strukturiert aber die Elemente, aus denen die Bundes- und die Landesregierungen einen Normalisierungsplan entwickeln können.

Die Normalisierungsstrategie kann demnach nie ein fertiger Plan sein: Alles, was die Regierung anordnet, muss flexibel je nach regionaler Entwicklung der Virusverbreitung permanent angepasst werden können.

Und dazu brauchen sowohl Wissenschaftler als auch Politiker sehr viel schneller sehr viel mehr und bessere Daten. Flächendeckende Tests auch darüber, wer bereits die Infektion unbemerkt durchgemacht hat, hält die Gruppe für essenziell – ebenso eine IT-basierte Struktur, die es ermöglicht, neue Virenherde schnell zu entdecken und Risikogruppen verlässlich zu schützen.

Das Gesundheitssystem stärken

Als Erstes und vor jeder Lockerung des Shutdowns muss das Gesundheitssystem weiter gestärkt werden: Schutzkleidung und Masken müssten in großer Stückzahl in Deutschland produziert werden, auch Produktionskapazitäten für Impfstoffe und Medikamente müssten in Deutschland sicher vorgehalten werden, so die Expertengruppe.

Ebenso wichtig ist es demnach, Hilfe und Begleitung für Risikogruppen auszuweiten, also mehr Pflegekräfte zu gewinnen – angesichts des Personalmangels in diesem Beruf keine leichte Aufgabe.

Unter der Voraussetzung, dass das Gesundheitssystem nicht mehr in Gefahr ist, empfiehlt die Gruppe eine „differenzierte graduelle Öffnung“ verschiedener Sektoren entsprechend den Ansteckungsrisiken.

Vollautomatische Fabriken sollten nicht stillstehen, Wirtschaftszweige, in denen Homeoffice möglich ist, sollten dort weiterarbeiten, in Regionen mit niedrigen Infektionsraten muss weniger geschlossen sein als in Hotspots. Auch Industrieunternehmen mit hoher Wertschöpfung sollten prioritär wieder eröffnen dürfen.

Klar kommunizieren

Die große Schwierigkeit bei all dem ist, dass wohl manche Öffnung auch wieder zurückgenommen werden muss, sollten sich Ansteckungsraten regional wieder erhöhen. Kommunikation halten die Wissenschaftler daher für entscheidend.

Die Politik, die Taskforces auf Bundes- und Länderebenen bilden soll, müsse jederzeit klar sagen, was sie warum und für wie lange anordne. Sie solle auch ehrlich sagen, dass eine Rückkehr zur Normalität „aller Wahrscheinlichkeit nach nur langsam“ möglich sein wird, so die Wissenschaftler.

Die Kommunikation soll demnach ein „Wirgefühl“ fördern und nichts versprechen, was nicht zu halten wäre. Risiken dürften weder verharmlost noch übertrieben dargestellt werden.

Für Kanzlerin Angela Merkel und die Länder-Ministerpräsidenten heißt das, dass sie nach Ostern dringend sagen müssen, wie es wo in welchen Schritten weitergehen wird.

Ein wichtiges Ziel nennen die Wissenschaftler dann aber doch konkret: Schulen und Kindergärten sollen zuerst wieder geöffnet werden, weil in ihnen „wenig vulnerable Personen“ zusammenkämen.