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«Wirtschaftsweise» warnt vor Gefahr sozialer Spaltungen

Veronika Grimm, Professorin für Volkswirtschaft, warnt vor sozialen Spaltungen.
Veronika Grimm, Professorin für Volkswirtschaft, warnt vor sozialen Spaltungen.

Welche Folgen hat die anhaltende Pandemie, wer ist besonders betroffen? Eine «Wirtschaftsweise» sieht vor allem eine Gefahr.

Berlin (dpa) - Die «Wirtschaftsweise» Veronika Grimm hat vor der Gefahr von sozialen Spaltungen in der Corona-Krise gewarnt. «Die unteren Einkommensgruppen gehören zu den größten Verlierern in der Corona-Krise, in vielfacher Hinsicht», sagte Grimm der Deutschen Presse-Agentur.

«Befragungsdaten zeigen, dass sie im Durchschnitt eher Einbußen hinnehmen mussten als die mittleren und oberen Einkommensgruppen. Zum anderen sind viele Minijobs weggefallen, was für diese Einbußen einer der Gründe sein könnte», sagte Grimm. «Außerdem arbeiten viele Personen in den unteren Einkommensklassen in Berufen, die jetzt besonderen Belastungen ausgesetzt sind, wie zum Beispiel im Gesundheitswesen oder in den geöffneten Supermärkten.»

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Die Kinder im Homeschooling seien dann oft auf sich gestellt, wenn die Eltern arbeiten müssten und nicht zu Hause seien. «Wir müssen viel mehr tun, damit nicht zu große Lernrückstände entstehen und bereits entstandene Lernrückstände abgebaut werden. Es muss sichergestellt werden, dass Schülerinnen und Schüler genügend betreut werden», so Grimm. «Es müssen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, wenn es zum Beispiel Probleme mit der IT gibt oder anderweitig Unterstützung gebraucht wird. Schülerinnen und Schüler von heute sind Fachkräfte von morgen.»

Grimm ist Mitglied des Sachverständigenrats und Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Universität Erlangen-Nürnberg. Angesichts der anhaltenden Corona-Krise hatten die «Wirtschaftsweisen» vor kurzem ihre Konjunkturprognose für 2021 gesenkt.

Eine Folge der Pandemie ist es, dass die Sparquote enorm gestiegen ist. «Viele haben ihre Urlaubsreisen abgesagt, konnten nicht ins Theater oder Kino gehen», sagte Grimm. «Vieles von dem, was jetzt nicht stattgefunden hat, kann aber nicht unmittelbar nachgeholt werden. Die Menschen haben jetzt viel Geld in der Tasche. Aber sie gehen nicht doppelt so oft ins Restaurant, wenn das wieder möglich ist, oder fahren doppelt oder dreimal so oft in den Urlaub.»

Das sei ein Grund, warum diese Ersparnis nicht so schnell abgebaut werden dürfte. «Die Ersparnis findet auch im wesentlichen bei den höheren Einkommensgruppen statt und dürfte zum Teil ins langfristige Sparen übergehen, wenn sich der Konsum weitestgehend an den monatlichen Einkommen orientiert.»

Grimm sprach sich außerdem für Strukturreformen aus, damit Unternehmen Anreize hätten, in klimaneutrale Geschäftsmodelle zu investieren. «Es ist ganz wichtig, dass wir jetzt die Grundsteine legen. Ein wesentliches Element ist eine Energiepreis-Reform, die stärker die Belastung von CO2-Emissionen vorsieht, also einen konsequenten Anstieg der CO2-Bepreisung und das möglichst in ganz Europa.»

Im Gegenzug sollten die Abgaben und Umlagen auf den Strompreis konsequent abgebaut werden. «Die Dekarbonisierung in den Sektoren Verkehr und Wärme sowie in der Industrie kann nur über erneuerbaren Strom stattfinden», sagte Grimm. «Es ist sehr ungünstig, dass der Strompreis in Deutschland so hoch ist, weil das Geschäftsmodelle, die den erneuerbaren Strom in der Wärmeerzeugung, in der Mobilität und in der Industrie nutzen, unattraktiv macht.» Die Abgaben und Umlagen müssten runter. «Das könnte refinanziert werden durch einen ansteigenden CO2-Preis und durch die Abschaffung von direkten und indirekten Subventionen fossiler Energieträger.»

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung berät die Politik. Die Experten werden umgangssprachlich auch als die «Wirtschaftsweisen» bezeichnet.