Ein Wirtschaftsprofessor hat eine erstaunliche Erklärung, warum Deutschland an der Zukunft versagt
Der Dieselskandal sorgt weitverbreitet für Diskussionen — jetzt stellt auch deshalb ein Experte das gesamte deutsche Wirtschaftssystem infrage. Die Rede ist von Peter Bofinger, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Uni Würzburg und Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung fordert er mehr Zentralismus, also mehr staatliche Industriepolitik. „Der freie Wettbewerb bringt die besten Ideen hervor? Pustekuchen“, so der Experte.
Damit fordert er nun das genaue Gegenteil der bisherigen Überzeugung von einem freien Wettbewerb. Drei Punkte führt er an, in denen dieses System versagt hat: Die Banker in der Finanzkrise, die das Risiko der faulen Anleihen komplett missachtet oder unterschätzt haben. Auch die deutschen Energiekonzerne kritisiert Bofinger, die solange an Atomkraftwerken festgehalten und andere Forschungen zu erneuerbaren Energien blockiert haben, dass ihnen das Fukushima-Unglück und die damit verbundene, vorzeitige Energiewende massive Probleme bereitete.
Der dritte Punkt ist der aktuelle Dieselskandal in der Autoindustrie. Auch hier haben es die Manager verpasst, sich rechtzeitig um alternative Antriebe zu bemühen und stattdessen die Energie dafür aufgebracht, die etablierten Dieselmotoren mit einer Schummel-Software als vermeintlich sauber dazustellen.
Auktions-Verfahren der Bundesregierung bei Erneuerbaren Energien als positives Beispiel
Ein positives Beispiel, wie eine vom Staat geführte Technologie funktionieren kann, sei bei den Erneuerbaren Energien zu sehen. „Hier ist es dem deutschen Staat durch Subventionen gelungen, eine neue Schlüsseltechnologie auf den Weg zu bringen und dadurch private Innovationen und Investitionen zu stimulieren“, schreibt Bofinger in seinem Gastbeitrag.