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Forschung zu Finanzkrisen: Nobelpreis für Wirtschaft geht an Ex-US-Notenbankchef Ben Bernanke, Douglas Diamond und Philip Dybvig

Träger des Wirtschaftsnobelpreises 2022: Ben Bernanke, Douglas Diamond, Philip Dybvig - Copyright: Niklas Elmehed © Nobel Prize Outreach
Träger des Wirtschaftsnobelpreises 2022: Ben Bernanke, Douglas Diamond, Philip Dybvig - Copyright: Niklas Elmehed © Nobel Prize Outreach

Der Wirtschaftsnobelpreis 2022 geht an die drei US-Ökonomen Ben Bernanke, Douglas Diamond und Philip Dybvig. Sie erhalten die Auszeichnung für ihre Forschung zu den Themen Banken und Finanzkrise. Das teilte das Nobelpreis-Komitee am Montag in Stockholm mit. Bernanke war von 2006 bis 2014 Chef der US-Notenbank Federal Reserve.

Mit ihren Erkenntnissen hätten Bernanke, Diamond und Dybvig das Verständnis der Rolle von Banken in der Wirtschaft - vor allem in Finanzkrisen - bedeutend verbessert, würdigte die Akademie. Sie hätten in den frühen 1980er Jahren die Grundlagen zur modernen Bankenforschung gelegt mit Beiträgen zu den Fragen, warum es Banken überhaupt gebe, wie man sie in Krisen weniger anfällig mache und wie wichtig es sei, ihren Zusammenbruch zu verhindern. "Ihre Analysen sind von großer praktischer Bedeutung bei der Regulierung der Finanzmärkte und dem Umgang mit Finanzkrisen gewesen", betonte die Akademie.

Als Präsident der US-Notenbank Fed war der heute 68 Jahre alte Bernanke von 2006 bis Anfang 2014 einer der mächtigsten Männer der Finanzwelt gewesen. In dieser Zeit steuerte er die USA durch die globale Finanzkrise, die ihren Anfang 2007 auf dem amerikanischen Immobilienmarkt genommen hatte und 2008 in der Pleite der US-Bank Lehman Brothers gipfelte.

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Es handelte sich um die schwerwiegendste Wirtschaftskrise seit der Großen Depression der 1930er Jahre - ebenjener Krise, mit deren Untersuchung sich Bernanke zuvor einen Namen in der Forschungswelt gemacht hatte. Er habe gezeigt, wie der Ansturm von Kunden auf Banken zum Abheben ihrer Ersparnisse aus einer relativ gewöhnlichen Rezession in den 30ern eine schwerwiegende Krise mit dramatischen Folgen weltweit gemacht habe, erklärte der schwedische Ökonom John Hassler vom zuständigen Nobelkomitee bei der Bekanntgabe. «Er hat gezeigt, dass Banken da sein müssen», sagte Hassler. Ohne sie funktioniere die Wirtschaft weitaus schlechter.

Heute arbeitet Bernanke beim Brookings Institute in der Hauptstadt Washington. Seine Mitpreisträger Diamond und Dybvig haben Professuren an der Universität von Chicago beziehungsweise der Washington-Universität in St. Louis im US-Staat Missouri inne.

Der Wirtschaftsnobelpreis gilt als unechter Nobelpreis, weil er erst deutlich später als die anderen Nobelpreise von der Schwedischen Reichsbank gestiftet wurde. Er gilt aber dennoch als wichtigste Auszeichnung für Wirtschaftswissenschaftler.

Was steckt genau hinter dem Nobelpreis für Wirtschaft, wer waren die bisherigen Gewinner? Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Wirtschaftsnobelpreis 2022.

Was ist der Wirtschaftsnobelpreis?

Der Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften wurde 1968 von der Schwedischen Reichsbank gestiftet. Er wird also nicht vom Nobelpreis-Komitee vergeben wie die fünf klassischen Nobelpreise für Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Frieden. Der Nobelpreis für Wirtschaft gilt daher als "unechter Nobelpreis". Doch die Verbindung ist eng. Der Preisträger wird stets direkt nach den klassischen Nobelpreisen bekannt gegeben, der Preis wird gemeinsam mit den übrigen Nobelpreisen am Todestag des Stifters Alfred Nobel verliehen und ist mit dem gleichen Preisgeld dotiert. Daher der Name: Wirtschaftsnobelpreis.

Wie hoch ist der Wirtschaftsnobelpreis dotiert?

Der Nobelpreis für Wirtschaft ist wie die klassischen Nobelpreise mit aktuell zehn Millionen Schwedischen Kronen dotiert. Das sind aktuell rund 920.000 Euro – genauso viel wie für die klassischen Nobelpreise. Bei mehreren Preisträgern wird das Geld auf die Gewinner aufgeteilt. Sie erhalten zudem eine Medaille, auf deren Rand ihr Name graviert ist.

Rückseite der Medaille für den Wirtschaftsnobelpreis  - Copyright: Lovisa Engblom/The Nobel Foundation via Picture Alliance
Rückseite der Medaille für den Wirtschaftsnobelpreis - Copyright: Lovisa Engblom/The Nobel Foundation via Picture Alliance

Liste der bisherigen Gewinner des Wirtschaftsnobelpreises

  • 1969: Ragnar Frisch (Norwegen) und Jan Tinbergen (Niederlande) – Dynamische Modelle zur Analyse von Wirtschaftsprozessen.

  • 1970: Paul A. Samuelson (USA) – Statische und Dynamische Wirtschaftstheorien.

  • 1971: Simon Smith Kuznets (USA) – Wachstumstheorie.

  • 1972: John. R. Hicks (Großbritannien) und Kenneth Arrow (USA) – Theorie des ökonomischen Gleichgewichts.

  • 1973: Wassily Leontief (USA) – Entwicklung der Input-Output-Methode .

  • 1974: Gunnar Myrdal (Schweden) und Friedrich Hayek (Großbritannien) – Geld- und Konjunkturtheorie sowie Wirtschaftspolitik.

  • 1975: Leonid Kantorowitsch (UdSSR) und Tjalling Koopmans (USA) – Theorie der optimalen Ressourcenverwendung.

  • 1976: Milton Friedman (USA) – Geldtheorie.

  • 1977: Bertil Ohlin (Schweden) und James Meade (Großbritannien) – Theorie des internationalen Handels.

  • 1978: Herbert Simon (USA) – Entscheidungsprozesse in Unternehmen.

  • 1979: Theodore Schultz (USA) und Arthur Lewis (USA) – Entwicklungstheorie und Entwicklungsländer.

  • 1980: Lawrence Klein (USA) – Konjunkturmodell und Wirtschaftspolitik.

  • 1981: James Tobin (USA) – Finanztheorie und Steuern.

  • 1982: George Stigler (USA) – Funktionsweise von Märkten.

  • 1983: Gérard Debreu (USA) – Volkswirtschaftstheorie und Gleichgewicht der Märkte.

  • 1984: Richard Stone (Großbritannien) – Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung.

  • 1985: Francesco Modigliani (USA) – Finanzmarkt-Theorie.

  • 1986: James Buchanan (USA) – Vertragstheorie.

  • 1987: Robert Solow (USA) – Wachstumstheorie.

  • 1988: Maurice Allais (Frankreich) – Theorie der Märkte und effiziente Nutzung von Ressourcen.

  • 1989: Trygve Haavelmo (Norwegen) – Wahrscheinlichkeitstheorie und Ökonometrie.

  • 1990: Harry Markowitz (USA), Merton Miller (USA), William Sharpe (USA) – Theorie der Portfolio-Auswahl.

  • 1991: Ronals Coase (Großbritannien) – Transaktionskosten und Verfügungsrechte.

  • 1992: Gary Becker (USA) – Mikroökonomie und Verhaltensökonomie.

  • 1993: Robert Fogel (USA) und Douglas North (USA) – Wirtschaftsgeschichte.

  • 1994: John Harsanyi (USA), John Forbes Nash (USA), Reinhard Selten (Deutschland) – Nicht kooperative Spieltheorie.

  • 1995: Robert Lucas (USA) – Theorie rationaler Erwartungen.

  • 1996: James Mirrless (Großbritannien) und William Vickrey (USA) – Theorie von Anreizen, Information und Märkten.

  • 1997: Robert Merton (USA) und Myron Scholes (USA): Börsentheorie, Werte von Optionen.

  • 1998: Amartya Sen (Indien) – Wohlfahrts- und Entwicklungsökonomie.

  • 1999: Robert Mundell (Kanada) – Geld- und Fiskalpolitik.

  • 2000: James Heckman (USA) – Wirtschaftsstatistik und Daniel McFadden (USA) – Entscheidungsökonomie.

  • 2001: George Akerlof (USA), Michael Spence (USA) und Joseph Stiglitz (USA) – Märkte mit asymmetrische Information.

  • 2002: Daniel Kahneman (USA/Israel) – Wirtschaftspsychologie und Vernon Smith (USA) - neue Methoden zur empirischen ökonomischen Analyse.

  • 2003: Robert Engle (USA) und Clive Granger (USA) – Wirtschaftsstatistik.

  • 2004: Finn Kydland (Norwegen) und Edward Prescott (USA) – Konjunktur und Wirtschaftspolitik.

  • 2005: Robert Aumann (Israel(USA) und Thomas Schelling (USA) – Spieltheorie.

  • 2006: Edmund Phelps – Zielkonflikte in der Wirtschaftspolitik.

  • 2007: Leonid Hurwicz (USA), Eric Maskin (USA), Roger Myerson (USA) – Spieltheorie.

  • 2008: Paul Krugman (USA) – Handelsmuster und wirtschaftliche Aktivität.

  • 2009: Elinor Ostrom (USA) und Oliver Williamson (USA) – Verhaltenstheorie in Unternehmen.

  • 2010: Peter Diamond (USA), Dale Mortensen (USA) und Christopher Pissarides (Großbritannien/Zypern) – Markttheorie.

  • 2011: Thomans Sargent (USA) und Christophe Sims (USA) – Ursache und Wirkung in der Makroökonomie.

  • 2012: Alvin Roth (USA) und Lloyd Shapley (USA) – Martdesign.

  • 2013: Eugene Fama, Lars Peter Hansen (USA) und Robert Shiller (USA) – Kapitalmarkttheorie.

  • 2014: Jean Tirole (Frankreich) – Macht und Regulierung von Märkten.

  • 2015: Angus Deaton (Großbritannien(USA) – Konsum, Armut und Sozialstaat.

  • 2016: Oliver Hart (USA) und Bengt Holmström (Finnland) – Vertragstheorie.

  • 2017: Richard Thaler (USA) – Verhaltensökonomie.

  • 2018: William Nordhaus (USA) – Klimawandel und Makroökonomie, Paul Romer (USA) – Innovationen und Makroökonomie.

  • 2019: Abhijt Banerjee (USA), Esther Duflo (Frankreich/USA) und Michael Kremer (USA) – Armutsforschung.

  • 2020: Paul Milgrom (USA) und Robert Wilson (USA) – Auktionstheorie.

  • 2021: David Card (Kanada/USA) – Arbeitsökonomie sowie Joshua Angrist (USA) und Guido Imbens (Niederlande/USA) - Wirkungsforschung.

  • 2022: Ben Bernanke (USA), Douglas Diamond (USA) und Philip Dybvig (USA) – Banken und Finanzkrise.

Hat schon einmal ein Deutscher den Wirtschaftsnobelpreis gewonnen?

Als bisher einziger Deutscher wurde Reinhard Selten (1980 - 2016) im Jahr 1994 gemeinsam mit den US-Amerikanern John Harsanyi und John Forbes Nash mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet. Sie erhielten den Preis für ihre Beiträge zur nicht kooperativen Spieltheorie. Selten war eigentlich Mathematiker. Seine Interessen galten der Verhaltensforschung und Volkswirtschaft. Er lehrte und forschte an der Universität in Bonn und baute dort mit dem BonnEconLab das erste Labor für experimentelle Ökonomik in Europa auf.

Wie sieht die Statistik der Wirtschaftsnobelpreise aus

Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Der Wirtschaftsnobelpreis ging bisher weit überwiegend an männliche Ökonomen aus den USA. Bei 54 Verleihungen seit 1969 wurden insgesamt 92 Preise vergeben. 90 davon gingen an Männer, nur zwei an Frauen – 2009 an Elinor Ostrom und 2019 an Esther Duflo.

An Staatsbürger der USA gingen allein 68 Auszeichnungen. Auf Ökonomen aus Großbritannien entfielen neun Preise. Drei Nobelpreisträger kamen aus Norwegen, einer aus Deutschland.

Mit Material von DPA