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Wirtschaftsforscher senken Wachstumsprognose auf 2,5 Prozent — Konjunktur erholt sich langsamer als erwartet

Eine Mitarbeiterin in einem VW Werk.
Eine Mitarbeiterin in einem VW Werk.

Noch ist keine Erleichterung beim Aufschwung der deutschen Wirtschaft in Sicht. Die Erholung der Konjunktur nach dem Corona-Einbruch wird stärker als erwartet ausgebremst.

Das belegen Zahlen des Müncher Ifo-Instituts. Es hat seine Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft wegen der anhaltenden Lieferengpässe in der Industrie deutlich gesenkt. In diesem Jahr dürfte die Wirtschaftsleistung nur um 2,5 Prozent zulegen. Das sind 0,8 Prozentpunkte weniger als noch im Juni vorhergesagt. "Die ursprünglich für den Sommer erwartete kräftige Erholung nach Corona verschiebt sich weiter", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser am Mittwoch.

Obwohl die Auftragsbücher voll seien, "schrumpft die Produktion der Industrie als Folge von Lieferengpässen bei wichtigen Vorprodukten", sagte Wollmershäuser. Die weltweite Nachfrage nach langlebigen Konsumgütern und elektronischen Artikeln habe viele Hersteller von Vorprodukten an ihre Kapazitätsgrenzen gebracht. Veränderte Warenströme stellten die globalen Lieferketten vor enorme Herausforderungen. Der Rückgang der Industrieproduktion dürfte sich bis Jahresende fortsetzen.

Inflationsrate in diesem Jahr auf drei Prozent

2020 war die Wirtschaftsleistung Deutschlands um 4,9 Prozent zum Vorjahr eingebrochen. Tragende Säule der Erholung sei derzeit der private Konsum, sagte Wollmershäuser. Nach dem Wegfall vieler Corona-Beschränkungen liefen Handel und Dienstleistungen wieder besser, "Die Konjunktur ist gespalten." Die Zahl der Arbeitslosen dürfte von 2,7 Millionen dieses Jahr auf 2,6 Millionen und im kommenden Jahr noch weiter auf 2,4 Millionen sinken. "Auch die Kurzarbeit wurde spürbar abgebaut und wird im kommenden Jahr ihr Vorkrisenniveau erreichen", sagten die Wirtschaftsforscher voraus.

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Die Inflationsrate dürfte in diesem Jahr auf 3,0 Prozent steigen, für das kommende Jahr erwartet das Institut eine Teuerung von 2,3 Prozent. Derzeit stiegen die Preise für Energie, in der Gastronomie und in einigen Dienstleistungsbereichen. Sollten die Lieferengpässe andauern und höhere Preise für Vorprodukte auf die Verbraucherpreise abgewälzt werden, könnte die Inflation auch etwas höher ausfallen. Das Staatsdefizit – die Neuverschuldung von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungen – dürfte dieses Jahr 157 Milliarden Euro erreichen.

Immerhin ist der Ausblick fürs nächste Jahr optimistischer: Für 2022 rechnen die Wirtschaftsforscher mit 5,1 Prozent Wirtschaftswachstum, sofern die nächste Bundesregierung die derzeit beschlossenen Wirtschafts- und Finanzpakete umsetze.

Mit Material der dpa