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Die Wirtschaft hat gut die Hälfte des Corona-Einbruchs wieder aufgeholt

Gemessen am BIP hat die Wirtschaft einen Großteil der Corona-Verluste wettgemacht. Das Vorkrisenniveau dürfte zum Jahresende trotzdem deutlich unterschritten werden.

Am Montag veröffentlichte die Bundesbank ihren Monatsbericht. Foto: dpa
Am Montag veröffentlichte die Bundesbank ihren Monatsbericht. Foto: dpa

Die deutsche Wirtschaft hat der Bundesbank zufolge einen großen Teil ihrer Corona-bedingten Verluste im Sommer aufgeholt. „Die deutsche Wirtschaft könnte – gemessen am vierteljährlichen Bruttoinlandsprodukt (BIP) – bereits etwas mehr als die Hälfte des drastischen Einbruchs im ersten Halbjahr wieder wettgemacht haben“, heißt es in dem am Montag veröffentlichten Monatsbericht.

Im Frühjahr war das BIP in Zeiten von Lockdown, gestrichenen Flugreisen und geschlossenen Grenzen mit 9,7 Prozent so stark eingebrochen wie noch nie. Und zu Jahresbeginn war es bereits um 2,0 Prozent gesunken. Für das Sommer-Quartal (Juni bis September) erwarten führende Forschungsinstitute ein Wachstum von 6,5 Prozent. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht eine Schnellschätzung dazu an diesem Freitag.

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„Für die Rückkehr zum Vorkrisenniveau vom vierten Vierteljahr 2019 dürften trotzdem noch etwa fünf Prozent fehlen“, warnte die Bundesbank. So habe sich die Konjunktur nach der Talsohle im April bereits im Mai und Juni in vielen Bereichen wieder gefangen, sei danach aber wohl auf einen „verhalteneren Erholungspfad“ eingeschwenkt.

Besonders die Dienstleister dürften der Bundesbank zufolge unter den zuletzt stark gestiegenen Infektionszahlen und den deshalb in einigen Regionen ausgeweiteten Eindämmungsmaßnahmen leiden – vor allem das Hotel- und Gaststättengewerbe.

„Aus heutiger Perspektive dürfte die deutsche Wirtschaft ihre Erholung im laufenden Vierteljahr zwar fortsetzen, dabei jedoch eine erheblich langsamere Gangart einlegen“, heißt es im Bericht. „Das Vorkrisenniveau dürfte auch zum Jahresende noch deutlich unterschritten werden."

Negativzinsen für Banken in Summe bisher kein Problem

Banken könnten nach Einschätzung der Bundesbank infolge der Coronakrise bei der Kreditvergabe restriktiver werden. Durch den konjunkturellen Einbruch aufgrund der Pandemie sei „mit einer Eintrübung der Ertragslage der deutschen Banken zu rechnen“, schreibt die Notenbank. Zudem legen die Institute wieder deutlich mehr Geld für mögliche Kreditausfälle zurück.

„Bei steigender Risikovorsorge im Kreditgeschäft wird der Ertragsdruck aus rückläufigen Zinsmargen für die Banken schwerer zu kompensieren sein. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Margendruck eine Verknappung des Kreditangebots bedingt“, folgern die Experten der Bundesbank in dem am Montag veröffentlichten Bericht.

Bislang seien Deutschlands Banken relativ gut durch das Umfeld aus Niedrig- und Negativzinsen gekommen. Es gebe hierzulande bisher „keine Hinweise darauf, dass die Kreditvergabebereitschaft der Banken gesunken sein könnte“, stellt die Bundesbank fest. „Vielmehr weiteten die Banken ihr Kredit- und Einlagengeschäft weiter aus.“

Seit Mitte Juni 2014 müssen Geschäftsbanken Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Aktuell liegt dieser Einlagenzins – im Fachjargon Einlagefazilität – bei minus 0,5 Prozent. Auch wenn es inzwischen Freibeträge für bestimmte Summen gibt, bleibt dies aus Sicht der Branche eine Milliardenbelastung. Die Kosten dafür geben immer mehr Geldhäuser an ihre Kunden weiter: in Form negativer Zinsen und steigender Gebühren.

Die EZB will mit dem Negativzins erreichen, dass Geschäftsbanken das viele billige Geld an Unternehmen und Verbraucher weiterreichen, das die EZB ihnen beispielsweise über besonders günstige Sonderkredite zur Verfügung stellt. So sollen Investitionen und Konsum angekurbelt, die Konjunktur angeschoben und der Preisauftrieb verstärkt werden.

Nach Einschätzung der Bundesbank hat sich der Negativzins als sehr wirksames geldpolitische Instrument erwiesen, in der Summe seien die Effekte auf das gesamte Bankensystem positiv: „Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass die geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems – darunter die Absenkung des Zinssatzes der Einlagefazilität in den negativen Bereich bis zur Coronakrise ihre intendierte Wirkung im deutschen Bankensystem entfalteten.“

Allerdings nehme die Wahrscheinlichkeit zu, dass in einer Gemengelage aus Konjunkturabschwung, steigender Risikovorsorge und schrumpfenden Eigenkapitalpuffern ein Punkt erreicht werde, an dem Negativzinsen ihre Wirkung einbüßten oder sich diese in ihr Gegenteil verkehre.

Am Immobilienmarkt könnte es künftig ruhiger zugehen

Nach Einschätzung der Bundesbank zeichnet sich trotz Coronakrise keine abrupte Korrektur der Wohnimmobilienpreise in Deutschland ab. Diese Annahme setze allerdings voraus, dass die Konjunkturerholung nicht „gravierend“ gestört werde. Die Pandemie habe bislang kaum Spuren am Wohnimmobilienmarkt hinterlassen. Allerdings sei das makroökonomische Umfeld inzwischen „weitaus fragiler“ als zuvor.

Die Bundesbank schließt vor diesem Hintergrund nicht aus, dass es an dem heiß laufenden Wohnimmobilienmarkt künftig etwas ruhiger zugehen könnte: „Insbesondere angesichts der Kombination einer vorerst unverminderten Ausweitung des Wohnungsangebots und schwächerer Nachfrage könnte sich die Preisdynamik bei zusätzlichen Turbulenzen schneller und stärker ermäßigen als bisher angelegt.“

Angesichts des anhaltenden Preisauftriebs dürften zuletzt die eigenen vier Wände im Durchschnitt weniger erschwinglich geworden sein – trotz der nach wie vor überaus günstigen Finanzierungskonditionen, so die Einschätzung der Bundesbank: „Die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte stagnierten im zweiten Vierteljahr, und die allgemeine Unsicherheit ist hoch.“ Daher könnte sich aus Sicht der Bundesbank-Volkswirte die Wohnraumnachfrage – zumindest zeitweilig – ermäßigen.

Falls die abgeschwächte Einkommensentwicklung von Kaufinteressenten als vorübergehend einzuschätzen sei, dürfte sie demnach die Wohnraumnachfrage dennoch nur geringfügig dämpfen. Das Fazit der Bundesbank-Volkswirte: Wohnimmobilien dürften im Niedrigzinsumfeld eine „attraktive Anlagealternative“ bleiben.