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Wirecards Ex-Schatzmeister rechnet mit ehemaligen Vorständen ab

Thorsten Holten ist der erste ehemalige Top-Manager des Wirecard-Konzerns, der sich zu den Vorwürfen gegen Wirecard äußert. Er fühlt sich betrogen.

Als erster ehemaliger Top-Manager nimmt der langjährige Chef des Treasury von Wirecard, der bis zuletzt unter anderem für die Konten und die Finanzierung des Dax-Konzerns zuständig war, im Interview mit der WirtschaftsWoche Stellung zu den Vorwürfen gegen das Unternehmen. Thorsten Holten sagt: „Ich fühle mich betrogen und missbraucht“. Insgesamt 3,3 Milliarden Euro habe er bei Investoren eingeworben, „im guten Glauben, dass die Bilanzen echt“ sind. Man hat mich nach vorn geschickt und irgendjemand im Hintergrund hat gewusst, dass die Bilanzen, die wir den Investoren und Bankern gezeigt haben, gefälscht waren.“

Wirecard hatte im Juni Insolvenz angemeldet, nachdem bekannt geworden war, dass Treuhandkonten, auf denen knapp zwei Milliarden Euro hätten liegen sollen, leer sind. Holten sagt, seine Abteilung habe keinen elektronischen Zugang zu den Treuhandkonten gehabt. „Die Guthaben auf diesen Konten wurden uns nur einmal im Quartal von der Buchhaltung mitgeteilt. Per Excel-Datei.“ Er habe nachgefragt, warum er die Kontoinformationen nicht im selben Format bekommen könne wie bei allen anderen Geschäftskonten. „Es hieß, das gehe nicht, weil die Konten auf den Namen des Treuhänders laufen und nur der die Kontoauszüge bekommt.“

Nachdem im Frühjahr, ausgelöst durch ein Sondergutachten des Wirtschaftsprüfers KPMG, erstmals Zweifel an der Existenz der Konten aufkamen, habe es intern Diskussionen gegeben, sagt Holten. „Daraufhin wurden mir Saldenbestätigungen der Banken in Kopie als PDF zur Verfügung gestellt. Wo die herkamen, weiß ich nicht. Ich habe aber keinen Grund gesehen, an der Echtheit zu zweifeln.“

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Holten berichtet, er habe erst am 18. Juni 2020, als Wirecards Geschäftsbericht für das Jahr 2019 veröffentlicht werden sollte, von Finanzvorstand Alexander von Knoop erfahren, dass die knapp zwei Milliarden Euro auf den Treuhandkonten wahrscheinlich nicht existieren. Er habe jedoch damit gerechnet, dass es sich um ein Irrtum handle, sagt der Ex-Wirecard-Manager. „Ich glaubte da immer noch, das wird sich schon noch aufklären. Ich habe bis zum Tag der Insolvenz gedacht, wir werden das Geld noch finden. Das ist alles ein Missverständnis.“

Auch im Zusammenhang mit anderen strittigen Geldflüssen sei er über die Hintergründe nicht informiert gewesen, sagt Holten. Er sei vielmehr davon ausgegangen, dass diese von anderen Instanzen ordnungsgemäß geprüft worden seien. So flossen in den letzten Wochen vor dem Zusammenbruch des Unternehmens noch 100 Millionen Euro an ein Unternehmen in Singapur ab, das von einer ehemaligen Führungskraft des Dax-Konzerns geleitet wurde. Der Ex-Chef des Treasury sagt gegenüber der WirtschaftsWoche: „Ich habe mich darauf verlassen und darauf verlassen müssen, dass die Entscheider, die 100 Millionen Euro an die Firma in Singapur geben, wissen, was sie tun. Ich kann als Treasurer nicht einfach zum Vorstand gehen und fragen: Wollt ihr das wirklich? Allein der Gedanke ist absurd.“ Der Vorstand habe „ja aus mehreren Personen“ bestanden, „ab gewissen Beträgen muss auch der Aufsichtsrat zustimmen.“

Durch den Kollaps von Wirecard sei für ihn eine Welt zusammengebrochen, sagt Holten, der seit 2002 für den Dax-Konzern gearbeitet hat. „Alles, woran ich geglaubt habe, war eine Lüge. Das ist furchtbar.“

Mehr zum Thema: Das gesamte Interview mit dem ehemaligen Schatzmeister Wirecards lesen Sie hier.