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Wie Wirecards Datenschatz künftig die Umsätze steigern soll

CEO Markus Braun erklärt vor Investoren in New York, warum er die Prognose für 2025 anhebt und was die Kooperation mit Softbank bringt.

Markus Braun hat den nächsten großen Schritt klar vor Augen. „Wir werden künftig berechnen können, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Verbraucher den nächsten Kauf tätigt“, erklärte der Wirecard-Chef am Dienstag vor Investoren in New York.

Einzelhändler, aber auch Hotels oder Fahrdienstanbieter wie Uber und Lyft könnten dank dieser Information dann passgenau Angebote an den Verbraucher schicken. Wirecard sehe schließlich „genau, wie die Zahlungsmuster sind“ und könne dank neuster Algorithmen entsprechende Ableitungen bilden. „Das ist etwas, was sonst niemand kann“, schwärmt Braun.

Der CEO und Gründer des Zahlungsdienstleisters aus Aschheim bei München ist nach New York gekommen, um Investoren und Kunden zu treffen und um seine Prognose für das Jahr 2025 noch einmal anzuheben. Umsatz, Gewinn und Transaktionsvolumen sollen in den kommenden sechs Jahren stärker wachsen als zunächst geplant, teilte das Unternehmen mit.

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Wirecard will künftig verstärkt auf große Einzelhändler mit einem Transaktionsvolumen von über einer Milliarde Euro setzen. Sie sollen künftig für ein Drittel des gesamten Transaktionsvolumens stehen, das 2025 bei mehr als 810 Milliarden Dollar liegen soll. Auch in den USA will der Zahlungsanbieter das Geschäft deutlich ausbauen.

Beim Wachstumsschub hilft auch die Kooperation mit dem japanischen Technologiekonzern Softbank. Die hatte Braun bereits im April angekündigt. Weil bei der geplanten Maßnahme aber eine Wandelanleihe im Volumen von 900 Millionen Euro ausgegeben werden sollte, wollte das Unternehmen erst die Aktionäre bei der Hauptversammlung im Juni befragen. Die stimmten mit großer Mehrheit zu.

Seit September ist der Deal perfekt und im Handelsregister eingetragen. Vorstandschef Braun hatte zuletzt bereits mehrfach angekündigt, dass mit dem Abschluss der Transaktion auch die Prognosen erhöht werden sollten.

Von der Kooperation mit Softbank verspricht sich Wirecard den Zugang zu den namhaften Unternehmen, an denen Softbank über seinen 100 Milliarden Dollar schweren Technologiefonds bereits beteiligt ist. So hält Softbank etwa Anteile an Uber und dem chinesischen Konkurrenten Didi, dem angeschlagenen Bürovermieter WeWork, aber auch an Fintechs wie Cabbage. Wirecard arbeitet derzeit bereits mit der Softbank-Beteiligung Oyo zusammen, einer indischen Hotelkette, ebenso wie mit dem deutschen Start-up Auto1 und dem US-Mobilfunkunternehmen Brightstar.

USA: Größere Unternehmen und Fintechs im Fokus von Wirecard

„Von der ersten Minute an hat uns Softbank ein Portfoliounternehmen nach dem anderen vorgestellt“, sagte Wirecards Produktchefin Susanne Steidl im Gespräch mit dem Handelsblatt. Der Vorteil: Durch die Verbindung zum einflussreichen Investor bekomme Wirecard direkt Zugang zu den wichtigsten strategischen Entscheidern, statt sich mühevoll neue Kunden zu erschließen.

Softbank hat es sich zum Ziel erklärt, die vielen Portfolio-Unternehmen stärker zu vernetzen, um Synergien und schnelleres Wachstum zu schaffen. Experten gehen seit geraumer Zeit bereits davon aus, dass Softbank ein weltweites Konglomerat aus vielen Branchen schmieden will und Wirecard dabei die Aufgabe zufällt, dessen Zahlungsverkehr über die hauseigene Plattform abzuwickeln. Zudem soll über die Partnerschaft mit Softbank der Zugang zu den Märkten in Japan und Südkorea ausgebaut werden, auf denen Wirecard bisher deutlich weniger präsent ist als in vielen anderen Teilen Asiens.

Gut ein Drittel der 900 Millionen Euro schweren Wandelanlehen haben die Aschheimer bereits verwendet, erklärte Finanzchef Alexander von Knoop. Ein Teil davon habe Wirecard genutzt, um bestehende Kredite zurückzuzahlen, ein Teil wurde in neue Produkte investiert. „Außerdem sind wir in den letzten Zügen, um ein Aktienrückkaufprogramm zu finalisieren“, versicherte von Knoop. „Ich bin sehr optimistisch, dass wir schon in der kommenden Woche zu einem Ergebnis kommen.“

In den USA will Wirecard ebenfalls vor allem größere Unternehmen und Fintechs gewinnen. 2017 übernahm das Unternehmen das Prepaid-Geschäft der Citigroup und sicherte sich so den Markteinstieg in Amerika mit 36 Kunden und damals 20 Millionen Dollar Umsatz. Der sei seitdem in etwa so schnell gewachsen wie andere Regionen, stellte Produktchefin Seidl klar, und damit um etwa 30 Prozent. Genaue Zahlen veröffentlicht Wirecard dazu nicht. Im Sommer konnten die Aschheimer den Telekommunikationskonzern AT & T als Kunden gewinnen.

Zwar gibt es mit Paypal und Stripe große Konkurrenten in einzelnen Bereichen. Doch der Markt besticht vor allem durch seine Größe. „Für Produkte, die in Europa eine Nische bedienen, gibt es in den USA eine deutlich höher Nachfrage, einfach weil der Markt viel größer ist“, sagt Steidl. Negative Schlagzeilen wie etwa der Streit mit der „Financial Times“ um Bilanzierungsunregelmäßigkeiten in Singapur werden in den USA von den wenigsten Kunden verfolgt.

Ob Wirecard künftig zu einer Datenkrake im Stile von Google werden könnte? CEO Braun winkt ab. Wirecard berechne lediglich Wahrscheinlichkeiten und stelle diese den Einzelhändlern zur Verfügung, konkrete und persönliche Daten würden nicht weitergegeben.

Im besten Fall würden Verbraucher künftig weniger von Werbung berieselt, sondern würden passgenaue Angebote genau zur richtigen Zeit erhalten. „Vielleicht sogar zu einem niedrigeren Preis“, glaubt er. Kundenakquise sei schließlich teuer für Unternehmen, und die Kosten dafür könnten durch die neue Form des Marketing sinken.

Wirecard trifft damit einen Nerv. Auch andere Tech-Konzerne wie etwa Amazon arbeiten daran, genauer vorherzusagen, was der Kunde als nächstes kaufen könnte, um noch schneller ausliefern zu können.

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