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Wirecard steigert Gewinn und Umsatz kräftig

Der Zahlungsdienstleister bleibt im dritten Quartal auf Wachstumskurs. Zusätzliche Transparenz gewährt der Vorstand nur in kleinem Umfang.

Der Zahlungsdienstleister hat am Mittwochmorgen seine Zahlen für das dritte Quartal vorgelegt. Das sind die wichtigsten Fakten.

  • Der Umsatz ist nach neun Monaten um 37,7 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro gewachsen. Im dritten Quartal stieg er um 36,8 Prozent auf 731,5 Millionen Euro.

  • Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wuchs von Januar bis September um 38,4 Prozent auf 553,1 Millionen Euro. Im dritten Quartal stieg er um 42,2 Prozent auf 211,8 Millionen Euro.

  • Im kommenden Jahr erwartet der Zahlungsdienstleister einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 1,0 bis 1,12 Milliarden Euro. Für dieses Jahr wird weiter die Spanne von 765 bis 815 Millionen Euro angepeilt.

Das fällt positiv auf

Wirecard ist trotz aller Turbulenzen um die Vorwürfe möglicher Fehlbuchungen in den Bilanzen weiter auf Kurs. Wieder steigen Umsatz und Ergebnis außergewöhnlich.

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Auffällig ist auch, dass trotz eines erneuten kritischen Berichts in der britischen Wirtschaftszeitung Financial Times (FT) die Kunden dem Unternehmen weiter vertrauen. Die Anzahl der großen und mittelgroßen Kunden ist gegenüber dem Vorjahreszeitraum von rund 40.000 auf 44.000 gestiegen. Darunter sind so bekannte Namen wie Sun Express, WHSmith, Royal Air Maroc oder Shopee. Die Zahl der kleinen Kunden, die bei Wirecard stets überwiegen und bei denen auch die Gewinnmargen höher sind, wuchs gar von 225.000 auf 269.000.

Auch nennt Wirecard in der Quartalsbilanz Namen von Geschäftspartnern, mit denen man zuletzt ins Geschäft kam. Darunter sind die Auto1 Group, die Sisal Group, Softbank und Rakuten Viber. Dazu wurden die Geschäftsbeziehungen mit der japanischen Mizuho Bank, Union Pay, lastminute.com und dem Etikettier-Spezialisten SES Imagotag erweitert.

Das fällt negativ auf

Zusätzliche Transparenz, wie von zahlreichen Analysten und Anlegern nach den jüngsten Vorwürfen gefordert, gewährt der Konzern nur in begrenztem Umfang. In der üblichen Investoren-Präsentation finden sich zwei neue Folien zu den sechs technischen Hubs des Konzerns sowie zu seinem globalen Lizenznetzwerk.

Die enthaltenen Informationen fallen aber dünn aus: In 33 Ländern hält der Konzern demnach eigene Lizenzen, in 100 ist er mit der Hilfe von Drittpartnern präsent. Eine Liste der Partner oder ihrer Beiträge zum Transaktionsvolumen veröffentlicht Wirecard nicht. Auch im Finanzbericht finden sich Detailinformationen nur zum Erwerb des Pekinger Anbieters AllScore.

Wirecard-CEO Markus Braun hatte im Interview mit dem Handelsblatt vor wenigen Tagen erklärt, man werde die Bedeutung des Partnernetzwerks „noch breiter und besser erklären und hierzu auch zusätzliche Kennzahlen veröffentlichen.“

Klar ist auch: Wirecard hat durch sein rasantes Wachstum in den vergangenen Jahren die Messlatte immer höher gelegt. Steigerungsraten von mehr als 35 Prozent bei Umsatz und Ergebnis werden von den Anlegern beinahe schon erwartet. Insofern bleibt der Zahlungsdienstleister ein Getriebener des eigenen Erfolges.

Die hohen Erwartungen der Märkte zeigten sich zuletzt auch stets darin, dass die Prognosen übertroffen oder für die Zukunft nach oben geschraubt werden mussten, um überhaupt noch Aufsehen zu erregen. Das ist diesmal nicht der Fall. Das Unternehmen aus Aschheim bei München geht für dieses Jahr weiter von einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 765 bis 815 Millionen Euro aus.

Auf dieses Niveau hatte man die Prognose im August gesetzt, aber auch da stieg die Spanne nur um fünf Millionen Euro gegenüber der vorherigen Prognose nach oben. Im kommenden Jahr soll nun erstmals ein Milliardengewinn erreicht werden, wurde am Mittwochmorgen bekannt. Aber auch das hatten viele Experten bereits erwartet.

Was jetzt passiert

Viele Investoren und Analysten hoffen auf eine Klärung der gravierenden FT-Vorwürfe durch die KPMG-Sonderprüfung, die Wirecard in Auftrag gegeben hat. Entgegen der Hoffnung von Vorstandschef Braun im Handelsblatt-Interview, deren Ergebnisse könnten schon Anfang des Jahres vorliegen, verzögert sich ihre Vorstellung jedoch. Der Finanzbericht stellt einen Abschluss der Untersuchung am Ende des ersten Quartals 2020 in Aussicht.

Rund um die Wirecard-Aktie dürfte es trotz der sehr guten Zahlen auch in den kommenden Wochen turbulent zugehen. Die Aktie ist zwar nach dem jüngsten Kurssturz nicht mehr der Dax-Wert, der am höchsten bewertet ist. Inzwischen sind Titel wie die Deutsche Bank, Beiersdorf, Adidas oder Linde vorbeigezogen. Dass die Unruhe um die Wirecard-Aktie weiter anhalten wird, belegen jedoch Zahlen des Datenanbieters IHS Markit.

Demnach ist der Anteil ausgeliehener Aktien an der gesamten Marktkapitalisierung in den vergangenen Wochen auf 15,8 Prozent gestiegen. In der Regel handelt es sich bei den sogenannten „Leerverkäufern“ um Hedgefonds, die auf fallende Kurse setzen. Sie leihen sich gegen eine Gebühr Aktien bei Großinvestoren wie Banken oder Versicherungen, verkaufen sie am Markt und hoffen, sie später zu günstigeren Kursen wieder zurückkaufen zu können.

Ab einem Anteil von 0,5 Prozent müssen diese Leerverkäufer sich zu erkennen geben und eine Meldung im Bundesanzeiger abgeben. Zuletzt hatte der Londoner Hedge Fonds Marshall Wace Netto-Leerverkaufspositionen von 0,61 Prozent gemeldet. Slate Path Capital aus New York verfügte über 0,94 Prozent. Citadel Europe aus London meldete dagegen eine leichte Reduzierung seines Anteils von 0,51 Prozent auf 0,48 Prozent.