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Wirecard prüft Aktienrückkauf mit Geld von Investor Softbank

Der Technologiekonzern Softbank investiert mit einer Wandelschuldverschreibung in Wirecard. Er sichert sich damit die Möglichkeit, als Großaktionär einzusteigen.

Der Zahlungsabwickler Wirecard erwägt eine Beteiligung seiner Aktionäre an der Geldspritze seines neuen Investors Softbank. „Wir prüfen einen Aktienrückkauf“, sagte Vorstandschef Markus Braun am Mittwoch bei der Vorlage der Quartalszahlen. Ziel sei es, „einen signifikanten Anteil“ der Gesamtsumme von 900 Millionen Euro an die Anteilseigner auszuschütten.

Der japanische Technologiekonzern Softbank investiert mit einer Wandelschuldverschreibung in Wirecard und sichert sich damit die Möglichkeit, in fünf Jahren als Großaktionär mit voraussichtlich fünf Prozent der Anteile einzusteigen. Haupteigner ist Vorstandschef Braun mit gut sieben Prozent.

Die Japaner sollen Wirecard auch bei der Expansion des Geschäfts mit Online-Bezahlungssystemen nach Japan und Südkorea helfen. Die Konzerne hatten ihre Partnerschaft erst vor zwei Wochen bekannt gegeben. Braun sagte nun, Wirecard führe bereits Gespräche mit sechs bis acht Unternehmen, an denen Softbank beteiligt ist. Namen nannte Braun nicht, er sagte aber, es handle sich um Firmen nicht nur in Asien, sondern auch in Europa und den USA.

Wirecard aus Aschheim bei München hat bittere Monate hinter sich. Anfang 2019 machten Betrugs- und Manipulationsvorwürfe im Asiengeschäft die Runde, der Aktienkurs schwankte stark. Doch die Geschäftszahlen, die der Konzern am Mittwoch veröffentlichte, entwickelten sich trotz der Unsicherheiten unverändert gut.

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Die Kunden, darunter 293.000 Onlinehändler, halten Wirecard die Treue. Das wichtige Transaktionsvolumen stieg im ersten Quartal um 37 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf mehr als 36 Milliarden Euro. Der Umsatz wuchs um knapp 35 Prozent auf 566 Millionen Euro. Und der Nettogewinn kletterte um 50 Prozent auf 106 Millionen Euro.

„Durch die Konvergenz des digitalen Bezahlens mit innovativen Mehrwertdiensten wird sich einer der global größten Wachstumsmärkte formieren“, erklärte Konzernchef Markus Braun. Heißt im Klartext: Da immer mehr Menschen per App oder Kreditkarte bezahlen statt mit Bargeld, setzt Wirecard auf weiteres Wachstum. Hinzu kommen datengetriebene Dienstleistungen, etwa Versicherungen für online gekaufte Produkte.

Zukäufe treiben Wachstum

Besonders stark wächst Wirecard in Asien. Während der Umsatz auf dem europäischen Markt im ersten Quartal 2019 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um gut 27 Prozent auf 264 Millionen Euro stieg, ging es in der Region Asien/Pazifik um ganze 50 Prozent nach oben auf 291 Millionen Euro. Das liegt auch an den vielen Zukäufen der Vergangenheit.

„Die Zahlen zeigen deutlich die Auswirkungen des Citi-Deals in Asien“, erklärt Hannes Leitner, Analyst der Schweizer Großbank UBS. 2017 hatte Wirecard ein großes Portfolio der Citibank übernommen und wickelt seitdem für Zehntausende asiatische Händler Kreditkartenzahlungen ab.

„Wirecard wächst organisch. Daher könnte sich die starke Ergebnisentwicklung auch in Zukunft fortsetzen“, sagt Leitner. Als technologiegetriebenes Unternehmen falle es Wirecard leichter, in der durch niedrige Margen geprägten Zahlungsabwicklung erfolgreich zu sein. So könne Wirecard durch den Verkauf zusätzlicher Dienstleistungen mit bestehenden Kunden mehr verdienen.

Die größte Stärke ist zugleich die größte Schwäche des Konzerns: Wirecards Abhängigkeit vom asiatischen Markt hat sich 2019 weiter erhöht, obwohl die Firma ein weltweit organisches Wachstum propagiert. So kann sich Wirecard in der Region Amerika/Afrika, insbesondere auf dem wichtigen US-Markt, weiter nicht durchsetzen. Der Umsatz stieg hier nur um neun Prozent auf 45 Millionen Euro.

In Asien hatte der Konzern zuletzt gravierende Probleme einräumen müssen. So kam es in der Singapur-Einheit zu Fehlbuchungen und anderen Unregelmäßigkeiten. Wirecard möchte den Skandal lieber heute als morgen hinter sich lassen.

Gewinnprognose erhöht

Dazu passt, dass der Vorstand für 2019 einen noch optimistischeren Ausblick präsentierte. So soll der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen zwischen 760 und 810 Millionen Euro liegen. Zuvor war man von einer Gewinnspanne von 740 bis 800 Millionen Euro ausgegangen.

Die Erhöhung der Gewinnprognose überrascht UBS-Analyst Leitner nicht. „Das ist Wirecard-typisch. Der Vorstand hat bereits häufig die Ergebnisschätzung leicht angehoben, um den Markt zu überraschen.“ Der Wegfall zusätzlicher Rechtsberatungskosten in Singapur dürfte laut Leitner im weiteren Jahresverlauf Gelder freisetzen, der angekündigte Aktienrückkauf die Investoren besänftigen. „Wirecard kann positive Schlagzeilen nach den Diskussionen der vergangenen Monate brauchen.“

Ein möglicher Problempunkt, der viele Analysten umtreibt, sieht auch Leitner: „Das Geschäftsmodell Wirecards ist in Teilen eine Blackbox. Es ist nicht einfach, alle Treiber zu erfassen, obwohl das Unternehmen deutlich mehr an Kennzahlen veröffentlicht als vor einigen Jahren.“ So fehle es auf der Kostenseite an Transparenz, auch sei die Profitabilität einzelner Sparten, etwa der Endverbraucher-App Boon, unklar. Auch zu den angekündigten Partnerschaften mit dem neuen Großinvestor Softbank hofft Leitner auf weitere Details.

Mit Material von Reuters.