Werbung
Deutsche Märkte öffnen in 3 Stunden 5 Minuten
  • Nikkei 225

    37.063,81
    -1.015,89 (-2,67%)
     
  • Dow Jones 30

    37.775,38
    +22,07 (+0,06%)
     
  • Bitcoin EUR

    58.132,09
    -133,24 (-0,23%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.277,27
    +391,73 (+42,59%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.601,50
    -81,87 (-0,52%)
     
  • S&P 500

    5.011,12
    -11,09 (-0,22%)
     

Windenergie kommt nicht voran – Neuer Negativrekord bei Ausschreibungen

Der Ausbau der Windkraft in Deutschland gerät ins Stocken. Bei der aktuellen Ausschreibungsrunde sind so wenige Gebote eingegangen wie noch nie.

In Deutschland werden nicht nur immer weniger Windräder gebaut, kaum jemand will überhaupt noch welche bauen. Bei der zweiten Ausschreibungsrunde für Windenergie an Land haben sich gerade einmal 20 Prozent der teilnahmeberechtigten Projekte beworben. Das ergab eine Analyse der Fachagentur Windenergie an Land.

Von den ausgeschriebenen 650 Megawatt (MW) konnten so gerade mal 270 MW für den Bau neuer Windräder vergeben werden. Die Auswertung liegt dem Handelsblatt exklusiv vor. Nach der Abschaffung von festen staatlichen Vergütungen muss sich die Windbranche in freien Ausschreibungen um die Höhe der Zuschüsse streiten.

„Die Lage spitzt sich langsam zu. Von Runde zu Runde wird die Beteiligung immer schlechter“, warnt Windexperte Jürgen Quentin von Windenergie an Land. Immer mehr Bürger wehren sich gegen Windrädern in ihrer Nachbarschaft – auch vor Gericht. Die Klagen gegen die mittlerweile über 200 Meter hohen Anlagen häufen sich, der Ausbau droht ins Stocken zu geraten.

Das größte Problem sehen Experten in den sich häufenden Klagen. Kaum mehr ein Windpark wird gebaut, ohne vor Gericht zu landen. Mehr als 1000 Bürgerinitiativen in ganz Deutschland engagieren sich mittlerweile gegen den Bau neuer Anlagen.

WERBUNG

Die Verfahrensdauer kann sich bei solchen Klagen schon mal über mehrere Jahre hinziehen. Das Problem: bekommt ein Projekt den Zuschlag für eine Ausschreibung, bleibt nur ein Zeitfenster von zwei, bis maximal zweieinhalb Jahren um den Windpark auch tatsächlich zu realisieren. Sonst drohen Strafzahlungen von 150.000 bis 200.000 Euro – pro Anlage.

Darin sieht auch Quentin den Grund für die maue Beteiligung an den Ausschreibungsrunden. Zwar gebe es darüber keine Statistik, doch hätten stichpunktartige Recherchen ergeben, dass der Ausbau von mindestens 750 Megawatt Leistung brachliege, weil dagegen Klagen anhängig seien.

Ausbau im Süden kommt zum Erliegen

„An der Wirtschaftlichkeit kann es zumindest nicht liegen. Der Preis ist in den letzten Auktionen wieder gestiegen.“ Lag der Durchschnittspreis pro Zuschlag im Mai vergangenen Jahres noch bei 4,73 Cent pro Kilowattstunde (kWh), stieg er bei der aktuellen Runde auf die zulässige Gebotsobergrenze von 6,20 pro kWh. „Obwohl die Genehmigungen in den Schubladen liegen, gehen die Teilnehmer nicht in die Ausschreibungen“, sagt Quentin.

Durch die geringe Beteiligung verschärfe sich außerdem auch die ungleiche regionale Verteilung weiter. „Seit Einführung der Ausschreibungen sind fast 90 Prozent aller Windräder für Projekte nördlich der Mainlinie bezuschlagt worden“, während der Ausbau im Süden nahezu zum Erliegen gekommen sei. Dabei brauche es gerade hier mit Blick auf die vom Netz gehende Atomenergie mehr Windkraft.

Mit einer Entspannung des Abwärtstrends rechnet Jürgen Quentin bei der nächsten Auktionsrunde im August nicht. „Wenn das so weiter geht, können wir unsere Klimaziele nicht erreichen.“

Bis 2030 will die Bundesregierung den Anteil erneuerbarer Energien am Strommix von derzeit 38 Prozent auf 65 Prozent erhöhen. Den Großteil davon soll Windenergie schultern. Aktuell sind über 55 Gigawatt (GW) installierter Leistung in Deutschland verbaut. Der Bundesverband für Windenergie geht davon aus, dass es einen Zubau von mindestens 4,5 GW pro Jahr braucht, um dieses Ziel in elf Jahren zu erreichen.

Mehr: Immer mehr Deutsche wehren sich gegen Windräder in ihrer Nachbarschaft – auch vor Gericht. Dabei soll Windenergie einen immer größeren Anteil am Strommix haben.