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„Ich will eine Vision für mein Unternehmen wie Elon Musk sie für Tesla hatte“

Sieben Jahre bei Tesla prägen. Das gibt der Bayer Tobias Duschl zu, der seit mehr als zehn Jahren in Kalifornien lebt. - Copyright: Vinci
Sieben Jahre bei Tesla prägen. Das gibt der Bayer Tobias Duschl zu, der seit mehr als zehn Jahren in Kalifornien lebt. - Copyright: Vinci

„We are still early”. Das sei der meistgehörte Satz in der Web3-Branche, sagt Tobias Duschl. Er müsse jedes Mal lachen, wenn er die Phrase hört. Es gäbe „We are still early“-Memes und Beiträge, die vor allem von denjenigen geteilt werden, die als Vorreiter das neue Internet beackern. Was ironisch gemeint ist, sei dennoch wahr: „Wir sind noch sehr früh dran mit dieser Technologie. Vieles von dem, was gerade passiert, fällt eher in den Bereich Forschung und Entwicklung, anstatt der Kommerzialisierung von Produkten. Das fand ich sehr faszinierend“, so Duschl.

Vor drei Monaten übernahm er den Posten als CEO und COO von Vinci, einem Web3-Unternehmen, fokussiert auf den Kulturbereich, wo es Kulturschaffende und Organisationen mit innovativen Softwarelösungen unterstützt. Unter anderem zählt dazu ein NFT-Marktplatz für digitale Musik und Kunst. Das Startup hat 40 Mitarbeitern weltweit und befindet sich, so der CEO, gerade zwischen Seed- und Series-A. Also: auch früh.

Immerhin kennt Duschl sich damit aus, früh dran zu sein: Als er 2012 einen Job bei Tesla im Silicon Valley antrat, war es auch noch früh in der Firmenphase. Damals hatte das Unternehmen knapp tausend Mitarbeiter und ein einziges Auto auf der Straße, den Roadster. Tobias Duschl war als Gastdozent für die Haas School of Business der Berkley University nach Kalifornien gekommen, nachdem er Volkswirtschaft in München und Barcelona studiert und in Zürich einen Doktor gemacht hatte. „Mit dem Titel konnte ich bei Tesla allerdings nicht viel anfangen“, grinst er. Berufserfahrung aus der Unternehmensberatung in der Schweiz und bei BMW einige Jahre zuvor waren schon nützlicher. Vor allem aber war der Zeitpunkt gut: „Es war eine sehr gute Phase dort einzusteigen, noch vor dem Model S, also noch vor dem Eintritt in den Massenmarkt.“

Als Senior Director direkt unter Elon Musk

Der Bayer begann im After-Sales-Bereich, Service Strategies und Service Operations. Er entwickelte zum Beispiel Kundenprogramme für die Pannenhilfe und das Flottenmanagement. Sein Job sei es gewesen, fasst Duschl zusammen, ein Premium-Kundenerlebnis für Tesla-Fahrer zu schaffen – ohne jedwede Infrastruktur wie Werkstätten oder ähnliches. Und ohne Bankrott zu gehen. „Wir haderten immer mit einer sehr schwierigen ökonomischen Fragestellung: Wie schnell können wir expandieren? Tesla musste knallhart diszipliniert sein, weil noch keine großen Umsätze eingingen.“ Die Devise sei damals gewesen: Projekte müssen mit minimalem Budget und maximaler Geschwindigkeit umgesetzt werden.

Als Senior Director of Business Operations arbeitete Duschl in seinen sieben Tesla-Jahren direkt mit Elon Musk zusammen. „Meetings mit ihm waren immer faszinierend“, erzählt er. Besonders eindrucksvoll habe er eine Eigenschaft gefunden: „Elon Musk hat eine enorme Klarheit hinsichtlich seiner Vision für Tesla. Ich glaube, das ist wirklich eine Sache, die er wie kein Zweiter verkörpert: diese Klarheit der Mission und der Vision, sodass jeder sie nachvollziehen kann.“ Und was ihm erst im Nachhinein bewusst geworden sei: „Diese Vision war, als ich ihn zum ersten Mal getroffen habe, die gleiche wie in meinem letzten Jahr bei Tesla. Musk bleibt knallhart dabei und artikuliert sie auch immer wieder." Das habe den Mitarbeitern geholfen, durch schwere Phasen zu manövrieren, so der Bayer. Etwa, wenn es schlechte Nachrichten aus der Produktion gegeben habe oder auch in der Presse sowie den sozialen Netzwerken.

Bis Tesla ihm zu groß wird

Auf der anderen Seite kreierte Musk mit seiner eisernen Vision aber auch das, wofür der Chef und die Unternehmenskultur bei Tesla bekannt sind: immensen Druck. „Diese Vision erfüllen zu wollen, setzt höchsten Leistungsdruck frei, aber eben auch enorm viel Produktivität und Fokus“, sagt Duschl. „Ich bin überzeugt, dass alle meine Kollegen sehr stolz sind auf das, was sie geleistet haben in ihrer Zeit bei Tesla. Es ist aber, glaube ich, auch kein Geheimnis, dass die Halbwertszeit bei Tesla für viele nicht besonders hoch ist.“

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Als Duschl 2018 das Unternehmen verließ, war Tesla von 1.000 Kunden und 1.000 Autos auf circa 500.000 Autos auf der Straße und mehr als 50.000 Mitarbeiter gewachsen. Ihm persönlich sei das Unternehmen damit zu groß gewesen, er wechselte in ein kleineres und beschloss 2020 schließlich ganz bewusst, als einer der Pioniere in das Web3 vordringen zu wollen. Um eben wieder ganz früh dran zu sein. Im Oktober 2021 geht die Musik-NFT-Plattform Vinci an den Start mit Tobias Duschl als CEO an der Spitze. Einen Vorsatz hatte er sich von seinem früheren Arbeitgeber mitgenommen: „Mein persönlicher Anspruch ist es, genau so eine Klarheit der Vision für Vinci zu schaffen, wie Elon Musk sie immer für Tesla hatte.“

Wofür braucht es Web3.0?

Im Grunde sei das Thema Web3 zu der Zeit sogar noch in einer so frühen Phase gewesen, sodass unklar war, wozu man es nutzen konnte, sagt Duschl. Auf der einen Seite habe der Ökonom zahlreiche Potenziale gesehen: „Es bietet eine Infrastruktur für Transaktionen, die geprägt ist durch Transparenz, die sehr zensurresistent und gleichzeitig enorm skalierbar ist.“ Anwendungsgebiete? Viele, meint der Experte. Man könne mithilfe von Web3 allerlei Transaktionen verbessern, beispielsweise in der Supply Chain. Also, wo kommen die Produkte her, wo werden sie hingehen, wer hat sie zwischen gehandelt. Aber auch bei Finanztransaktionen, die komplex und derzeit nicht sehr transparent seien, ergebe Web3 Sinn. „Es gibt auch sehr viele Web3-Projekte, die noch nicht genau wissen, was denn wirklich der nachhaltige Wert ist, den sie schaffen wollen.“

Und dann sei da eben auch die Kultur- genauer noch die Musikbranche gewesen, der Duschl sich als musikalischer Mensch verbunden fühlt. Dort, erklärt der Ökonom, gäbe es ein großes Problem: Die Wertverteilung passiert nicht fair. Musiker, sogar die beliebtesten, verdienen nur Bruchteile von dem Wert, den sie generieren, und viele Musiker verdienen nahezu überhaupt nichts. Weil sie Songs ja nicht einzeln an individuelle Fans verkaufen können – bisher. Weil Rechte an musikalischen Kunstwerken bei Plattenlabels liegen – bisher. Web3 könnte das ändern.

„Wir entwickeln Tools, womit Künstler ihre Kunst auf den Markt bringen können und wirklich fair entlohnt werden für die kreative Arbeit, die sie leisten“, erklärt Duschl die Plattform Vinci, deren Idee, wie er erzählt, ursprünglich im Austausch von einigen dänischen und niederländischen Männern aus der Musikindustrie auf Reddit entstanden war. Zugleich gäbe es hier aber auch Vorteile für die Fans, die so einen direkteren Zugang zu den Künstlern bekommen. Sie stehen in einer virtuellen Verbindung mit dem Künstler und anderen Fans, weil ihnen Anteile der Musik gehören. Dafür gibt es eine eigene Kryptowährung bei Vinci. Der Marktplatz ist bereits life, kürzlich feierte das Unternehmen mit House-Legende Todd Terry seinen ersten NFT-Drop, der innerhalb weniger Stunden ausverkauft war. Andere Feautures sind noch im Aufbau. Ein prominentes Advisorboard hat Vinci jedenfalls schon zusammengestellt: Unter anderem ist hier Ronny Shibley, einer der Co-Gründer von Gorillas dabei,

Krypto-Krise? Ja, hat aber auch ihr Gutes

Für Krypto ist es vielleicht nicht mehr früh. Es ist kein Nischenthema mehr, aber der Hype ist etwas vorbei, und der Fokus hat sich auf echten Mehrwert gerichtet. Die Zeiten von plötzlichen Krypto-Preisexplosionen ohne ein ernsthaftes Produkt scheinen erstmal vorbei. „Der Markt ist nicht leicht derzeit, aber gleichzeitig weiß jeder: Die einzige Möglichkeit, in so einem Markt zu überleben, ist es, gute Produkte zu entwickeln, die Kunden lieben und die Absatz finden.“