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Wieland Staud: „Aufwärtstrend nicht gefährdet“

Dass technische Analyse nichts mit Finanz-Vodoo zu tun hat, sondern Verhaltensmuster der Marktteilnehmer sichtbar macht, erklärt Wieland Staud auf der FondsConsult-Investmentkonferenz am Fuschlsee.

„Technische Analyse hat nicht überall einen guten Ruf“, räumt Wieland Staud, Gründer der Firma Staud Research GmbH, gleich zu Beginn seines Vortrages ein. „Teilweise handelt es sich auch um ein Vermittlungsproblem. Für einige betreiben wir technischen Analysten so etwas wie Investment-Esoterik“, erklärt der Kolumnist der FAZ. Damit habe seine Analyse aber nichts zu tun. Vielmehr gehe es um moderne Massenpsychologie. „Wenn eine enorme Anzahl von Menschen ein Ziel verfolgt, dann wird sie sehr vorhersagbar.“ In der technischen Analyse gehe es also um menschliches Verhalten, dass sich „im Großen und Ganzen über die Zeit nicht verändert hat“. Für Staud ist damit klar: Vergangenheit wiederholt sich und Charts machen zu allen Zeiten immer wieder aufs Neue die Verhaltensmuster sämtlicher Marktteilnehmer sichtbar. „Jeder Akteur an den Finanzmärkten hinterlässt durch sein Handeln und Nichthandeln Spuren im Chart. Diese Spuren vergleiche ich mit der Vergangenheit und ziehe Rückschlüsse daraus.“ Auch die superschnelle Informationsverarbeitung der heutigen Zeit habe das Verhalten der Anleger nicht verändert und produziere noch immer dieselben Muster wie vor hundert Jahren.

Dennoch warnt der Experte: „Wir bewerten lediglich Wahrscheinlichkeiten. Das (Other OTC: DASX - Nachrichten) einzige was wir können, ist also die Abwägung von Wahrscheinlichkeiten: Passt das Muster von heute auf das Muster von damals?“ So könne er sagen, ob es unwahrscheinlich ist, dass ein bestimmtes Ereignis eintritt. Die größte Aufgabe bestehe jedoch darin, damit umzugehen, dass auch mal das Unwahrscheinliche geschehen kann. „Die technische Analyse hat auch wenig mit sogenannten Kopf-Schulter-Formationen oder Doppel- und Dreifachböden zu tun. Diese Konzepte machen in der Regel schlechte Vorhersagen: Am wichtigsten ist der Trend, nichts ist essentieller“, betont der Analyst.

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Die erste Regel der technischen Analyse laute daher: Erkenne den Trend und gehe mit ihm. „Sich gegen einen Trend zu entscheiden bedeutet erhebliche Risiken in Kauf zu nehmen und dafür braucht man starke Argumente, urgewaltige Gründe.“ Auch warnt er davor sich von Aussagen wie ‚Wohin soll es noch gehen? ‘ in die Irre leiten zu lassen: „Abschwung heißt erstmal Abschwung und ist nicht notwendiger Weise ein Signal zum Kaufen.“ Es gebe an den Finanzmärkten keine stabileren Erscheinungen als Trends: „Sie können sich sehr viel weiter fortsetzen, als wir uns das in unseren kühnsten bzw. schlimmsten (Alb-)Träumen vorstellen können. Engagements gegen den Trend machen nur selten Sinn.“ Jüngstes Beispiel für diese Bedeutung sei die VW-Aktie: „Wer dort auf den Trend geachtet hat, war schon nicht mehr investiert, bevor sich die Fundamental-Daten im Rahmen des Abgas-Skandals so sehr verschlechterten. Die Aktien hatte bereits davor signifikant an Wert verloren.“ So habe technische Analyse auch nichts mit der Analyse von fundamentalen Daten zu tun. „Die Frage, ob das Ergebnis aus fundamentaler Sicht gerechtfertigt ist, sollte keine Rolle spielen. An den Börsen geschieht sowieso weit mehr Unerwartetes als Erwartetes.“ Auch gehe es nicht darum, in den Spitzen zu kaufen oder verkaufen, sondern darum, sich „zwischenrein zusetzen, wenn die Dinge besonders wahrscheinlich sind“.

Die zweite Regel der technischen Analyse heißt: Trendbrüche erkennen. Trendbrüche beenden Trends und legen Grundsteine für neue Trends bzw. sind der Anfang eines Paradigmenwechsels. „Wird ein Aufwärtstrend durch Trendlinie geschnitten (Verbindung lokaler Minima), hat wahrscheinlich eine Trendwende stattgefunden.“ Schnittpunkte von Kurs und Trendlinie geben damit Signale ab: „Der Aufwärtstrend des EuroStoxx Banken war bereits vor der Lehman-Pleite gebrochen und gab Signale zum Aussteigen.“ Insgesamt seien Trends gute Vorfilter für nachfolgende Signale der tieferen Ebene und eine sehr gute Näherung für eine einfache technische Analyse.

Staud selbst kam über die sogenannten Elliot-Waves zur technischen Analyse. Elliot-Waves sind Fraktale in den Finanzmärkten: Selbstähnliche Strukturen, bekannt aus der Chaostheorie, deren Muster auf tieferen und höheren Ebenen immer gleich bleiben. Sie beschreiben einen Aufwärtstrend als fünfteilige Welle (rauf-runter-rauf-runter-rauf) und die Korrektur des Aufwärtstrend dreiteilig (runter-rauf-runter). „Diese zu erkennen ist mitten drin natürlich schwieriger als danach“, gibt Staud gerne zu. Dennoch: „Der Dax zeigt aktuell eine solche Struktur.“ Auch beim Eurostoxx-50 sei die Wahrscheinlichkeit für eine deutliche Erholung groß, er zeige ebenfalls eine Elliott-Wave-Struktur.

„Trotzdem alledem, man muss jeden Tag (Other OTC: TAGOF - Nachrichten) die eigenen Annahmen kritisch überprüfen und in Frage stellen sowie bereit sein, die Flaggen zu wechseln.“

Auch langfristige Prognosen sind mit der technischen Analyse möglich. Hier sucht Staud ebenfalls nach Mustern der Vergangenheit, die sich wiederholen. Aktuell ist er überzeugt: Der langfristige Aufwärtstrend der Aktienindizes ist nicht gefährdet. „Die nächsten sechs bis zwölf Monate werden zwar wackelig, das vierte Quartal 2015 sollte per Saldo aber ein Gutes werden.“

(TL)