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„Ich wiederhole: NICHT verkaufen!“ – wie die Reddit-Händler auf den Gamestop-Absturz reagieren

Die Aktie des Computerspielehändlers stürzt ins Bodenlose. Das Reddit-Forum, das hinter der Rallye steckt, schwankt zwischen Trotz und Verzweiflung.

Die Beiträge im Reddit-Forum „Wall Street Bets“ klingen wie Durchhalteparolen in einem Schützengraben: „Nicht verkaufen! Ich wiederhole: NICHT verkaufen!“, schreibt ein Mitglied der Gruppe mit mehr als acht Millionen Mitgliedern. „Sie erlauben uns nicht zu kaufen, damit sie den Kurs weiter drücken können. Das ist ihr letzter Versuch, da rauszukommen. Bleibt standhaft!“

Das Forum ist inzwischen weltberühmt, weil es in den Tagen zuvor mit frenetischen Kaufaktionen den Aktienkurs der kriselnde Computerspielehandelskette Gamestop in einer Woche von gut 40 auf mehr als 300 Dollar getrieben hat. Auf dem Papier sind viele Wall-Street-Bets-Mitglieder in den vergangenen Tagen reich geworden und haben den Hedgefonds Melvin Capital, der gegen die Aktie gewettet hatte, um Milliarden Dollar gebracht.

Nun aber fällt die Aktie in ein schwarzes Loch: Um 11 Uhr New Yorker Ortszeit, als das Mitglied seinen Appell schreibt, ist sie von 227 Dollar am Vortag auf 91 Dollar gestürzt. In zwei Handelstagen hat Gamestop drei Viertel ihres Wertes verloren. Einer postet einen Screenshot seiner Handels-App, die einen Verlust von knapp 12.500 Dollar zeigt. Ein anderer eine Bestätigung für den Kauf von 20.000 weiteren Aktien.

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Dann kommt Verstärkung, in Form des Milliardärs Mark Cuban, der zu einer Fragerunde – ein sogenanntes AMA oder „Ask Me Anything“ – in das Forum kommt. „Wer es sich leisten kann, die Aktie zu halten, sollte sie halten“, schreibt Cuban, der als Juror der Start-up-Show „Shark Tank“ so etwas wie der amerikanische Frank Thelen ist. Selbst habe er aber nicht in Gamestop investiert.

Kurzzeitig steigt Gamestop wieder auf 137 Dollar. Als die Wall Street um 16 Uhr den Handel beendet, liegt Gamestop aber wieder bei 90 Dollar und damit 60 Prozent im Minus. Auch andere Aktien, die „Wall Street Bets“ in den letzten Tagen aufgepumpt hat, fallen am Dienstag: die am Rande des Bankrotts stehende Kinokette AMC: minus 41 Prozent, der einst von Apple überrollte Smartphone-Hersteller Blackberry: minus 21 Prozent.

Robinhood braucht Milliardenkredite

„Wall Street Bets“ nennt seine Mitglieder „Die Degenerierten“. Das Forum pflegt einen Kult der Ausgestoßenen, die nun Rache an den Hedgefonds-Milliardären der Wall Street nehmen. Die meisten in der Gruppe rufen zum Stellung halten auf, wie viele aber heimlich die Flucht ergreifen, weiß niemand. Ein Schuldiger für den Gamestop-Einbruch ist jedenfalls gefunden: die Trading-App Robinhood, die viele von ihnen nutzen.

Das Unternehmen aus Menlo Park hatte in den vergangenen Tagen den Handel mit Gamestop-Papieren stark eingeschränkt. Gründer Vlad Tenev schiebt die Schuld auf sein Clearinghaus, das den Handel für Robinhood an den Märkten tatsächlich durchführt und zuletzt deutlich höhere Sicherheiten für den Handel mit der volatilen Aktie verlangt hatte.

Am aktuellen Absturz kann Robinhood aber kaum schuld sein. Nachdem das Start-up von seinen Investoren innerhalb weniger Tage zwei Finanzspritzen von insgesamt 3,4 Milliarden Dollar bekommen hatte, konnte es den Handel mit Gamestop und anderen volatilen Aktien wieder ausweiten. Aktuell kann ein Robinhood-Trader 20 Gamestop-Aktien auf einmal kaufen, am Freitag war es nur eine.

Eher scheint es, dass sich die Reihen der „Degenerierten“ lichten. Während Mark Cuban zum Durchhalten aufruft, gibt Dave Portnoy auf. Der Gründer des beliebten Sport- und Popkultur-Blogs Barstool Sports schreibt seinen 2,3 Millionen Followern auf Twitter, er habe mit Gamestop- und AMC-Aktien 700.000 Dollar verloren – und sei nun ausgestiegen. „Vlad und sein Unternehmen haben mir das Geld gestohlen und müssen ins Gefängnis.“ Das Wort des selten kleinlauten Portnoy gilt in der Gruppe der Reddit-Daytrader mehr als das von Warren Buffett.

Dass Robinhood etwas Illegales getan hat, als es den Handel einschränkte, ist zwar unwahrscheinlich. Aber beliebt gemacht hat sich das Unternehmen weder bei seinen Nutzern noch in der Politik: Am 18. Februar muss Tenev vor dem Finanzausschuss des US-Repräsentantenhauses aussagen. Das Kapitel Gamestop ist noch lange nicht zu Ende geschrieben.