Wie lange kann man abgelaufene, aber noch nicht geöffnete Produkte benutzen?
50 Jahre waren ein Klacks für den Inhalt der Dose, die der Brite Les Lailey zu seiner Hochzeit 1956 geschenkt bekommen hatte und die er an seinem 50. Hochzeitstag verputzte. Darin enthalten war übrigens Hühnchen – „etwas salzig“, aber tadellos. So lange halten natürlich nicht alle Produkte jenseits ihres Verfallsdatums. Aber viele länger, als man glauben könnte.
1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel landen weltweit im Müll. Oft deswegen, weil sie laut Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) abgelaufen sind. Das MHD gibt aber nur an, wie lange die Produkte in Farbe, Geruch, Geschmack und im Hinblick auf die Nährwerte so sind, wie an dem Tag, an dem sie abgepackt wurden. Die Unternehmen drucken es selbst auf und übernehmen damit eine Garantie. Und sie bauen immer einen Puffer ein. Dass ein Produkt abgelaufen ist, heißt also noch lange nicht, dass es auch verdorben ist. Tee, Salz, Essig oder Zucker zum Beispiel verderben eigentlich nie, sofern sie trocken gelagert werden.
Fleisch, Sonnencreme & Co.: So lange sind angebrochene Produkte haltbar
Dass auf ihnen überhaupt ein Mindesthaltbarkeitsdatum aufgedruckt ist, könnte schon bald der Vergangenheit angehören. Laut EU-Richtlinie müssen solche Produkte kein Mindesthaltbarkeitsdatum haben und auch in der Bundesregierung gibt es Überlegungen, ein solches abzuschaffen.
Oft halten sich die Lebensmittel noch monatelang
Reis, Nudeln, Kaffee, Mehl oder andere Fertiglebensmittel wie etwa Puddingpulver sind auch Monate nach dem Ablauf des MHDs noch ess- und genießbar. Bei Bier, Wein, Saft und Marmeladengläsern ist das genauso. Oregano, Paprika und andere Gewürze kann man ebenfalls viel länger benutzen, als das Datum verspricht. Mehrere sind drin, wenn die Gewürze auch wirklich trocken geblieben sind. Wer die Tüte oder den Streuer aber öfter über dem kochenden Topf benutzt oder sie in der Nähe des heißen Herds oder Wasserdampfs lagert, sollte vorsichtiger sein. Sobald die Gewürze feucht geworden sind, können sich Keime darin bilden und ausbreiten.
Konserven sind lange genießbar
Auch bei Konservendosen kann man alle Fünfe getrost gerade sein lassen. Auch, wenn heutzutage produzierte Dosen aufgrund veränderter Materialdicke und Sterilisationsprozess nicht für jahrzehntelange Lagerung gedacht sind, halten sie sich doch eine ganze Weile. Ein paar Monate nach Ablauf lassen sie sich in der Regel immer noch verspeisen. Auch, wenn sie Fleisch oder Fisch enthalten.
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Sollten sich Deckel oder Böden ausgewölbt haben, ist das ein Hinweis auf Botulinus-Toxine, die schwere Lebensmittelvergiftungen hervorrufen können. In dem Fall gehören Konserven sofort in den Müll. Auch Tiefkühlkost kann man oft noch Monate nach dem Ablauf des MHDs essen. Vorausgesetzt natürlich, dass die Kühlkette nicht unterbrochen wurde. Bei Fleisch hält sich Rind am längsten, Huhn am kürzesten.
Wurst, Joghurts, Eier
Eingeschweißte Wurst, Käse und andere Milchprodukte wie Joghurts oder Sahne sind originalverpackt ebenfalls länger haltbar, als auf der Verpackung angegeben. Mehrere Tage auf jeden Fall. Bei Eiern empfiehlt sich ein Test. Dazu muss man das Ei einfach in ein Glas mit Leitungswasser legen. Ist es frisch, bleibt es auf dem Boden liegen.
Ist es schlecht, schwimmt es. Richtet es sich auf, kann man es öffnen und den Geruch prüfen. Ist das Mindesthaltbarkeitsdatum von Eiern überschritten, sollte man sie sicherheitshalber ganz durchkochen oder durchbraten.
Davon sollte man die Finger lassen
Falls Lebensmittel schlecht riechen oder schmecken sollte man sie unabhängig vom aufgedruckten Mindesthaltbarkeitsdatum entsorgen. Dasselbe gilt für Lebensmittel, die Schimmel aufweisen. Während man ihn bei manchen Hartkäsen oder Salami am Stück auch großflächig abschneiden kann, sollte man folgende Lebensmittel ganz wegwerfen, wenn sie befallen sind: Schnittkäse, Frischkäse, Weichkäse, Wurst, Joghurt, Marmelade, Saft, Nüsse, Brot, Getreide, Obst und Gemüse.
Der Unterschied zwischen Mindesthaltbarkeits- und Verbrauchsdatum
Anders als beim Mindesthaltbarkeitsdatum ist das Verbrauchsdatum kein Richtwert, sondern ein tatsächliches Verfallsdatum. Man findet es auf leicht verderblichen Produkten wie Fisch oder Hackfleisch, die oft mit dem Hinweis „Zu verbrauchen bis …“ versehen sind. Ist das Verbrauchsdatum überschritten, sollte man die Lebensmittel auf jeden Fall wegwerfen.
Was ist mit Kosmetikprodukten und anderen Drogerieartikeln?
Bei Kosmetikprodukten ist es wie bei Lebensmitteln: Eine Überschreitung des Mindesthaltbarkeitsdatums bedeutet nicht, dass man den Artikel wegwerfen muss. Vielmehr gibt das Datum darüber Auskunft, wie lange die Wirkung der Inhaltsstoffe mindestens gewährt ist.
Ungeöffnete Duschgele und Shampoos werden praktisch nie schlecht, genauso wie zum Beispiel Kajalstifte. Puder und Liedschatten halten sich auch Jahre über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus. Vorausgesetzt, sie werden kühl und trocken gelagert. Auch Sonnencreme kann noch lange Schutz bieten. Hier ist es aber besonders wichtig, dass sie bis zum Gebrauch keiner Hitze ausgesetzt ist.
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Bei einer Sache allerdings sollte man sich streng an das Haltbarkeitsdatum halten: Kondome. Mit der Zeit wird das Material porös und kann beim Geschlechtsverkehr reißen. Erst recht, wenn die Dinger zuvor längere Zeit zum Beispiel im Geldbeutel mit herumgeschleppt werden, der gerne mal im heißen Auto vergessen wird oder auf dem man so manchen Abend in der Kneipe herumsitzt.