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Wie finanzieren sich die Taliban?

Wie finanzieren sich die Taliban?
Die Taliban haben die Kontrolle über den Großteil Afghanistans übernommen. So finanziert sich die Gruppe. (Bild: Getty)

Die islamistische Terrorgruppe Taliban hat die afghanische Hauptstadt Kabul eingenommen – nur zwei Monate nachdem die USA verkündet hatten, dass sie ihre Streitkräfte aus dem Land abziehen werden.

Der rasche Vormarsch der Aufständischen in dem asiatischen Land kam überraschend. Die USA und ihre Verbündeten, darunter auch Australien, hatten in den letzten 20 Jahren 300.000 afghanische Sicherheitskräfte ausgebildet, in der Hoffnung, die Terrorgruppe an der Wiedererlangung der Macht zu hindern.

Jetzt, da Taliban-Kämpfer den Präsidentenpalast in Kabul übernommen haben, wird das Scheitern der US-Strategie und die Stärke der aufständischen Kräfte deutlich.

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Es stellt sich auch die Frage, wie eine Taliban-Truppe von rund 75.000 Kämpfern die afghanischen Sicherheitskräfte besiegen konnte und wie sie ihren Feldzug durch das Land finanziert hat.

Berichten zufolge verfügen die Taliban über Einnahmen in Höhe von 1,36 Mrd. Euro

„Die Hauptfinanzierungsquellen der Taliban sind nach wie vor kriminelle Aktivitäten, einschließlich Drogenhandel und Schlafmohnanbau, Erpressung, Entführung gegen Lösegeld, Ausbeutung von Bodenschätzen und Einnahmen aus der Steuererhebung in Gebieten, die von den Taliban kontrolliert oder beeinflusst werden“, heißt es in einem im Juni veröffentlichten Bericht der Vereinten Nationen über die Finanzierung der Taliban.

Der Bericht wurde auf der Grundlage von Informationen der UN-Mitgliedstaaten erstellt. Darin wird auch festgestellt, dass die Taliban finanzielle Unterstützung in Form von Spenden wohlhabender Einzelpersonen und eines Netzes an Nichtegeriungsorganisationen erhalten.

„Es ist zwar nicht möglich, die Einnahmen der Taliban genau zu bestimmen, aber die Schätzungen reichen von 300 Millionen US-Dollar (255 Millionen Euro) bis zu 1,6 Milliarden US-Dollar (1,36 Mrd. Euro).“

Diese enorme Zahl wird von der Gruppe selbst bestätigt. Mullah Yaqood, Anführer und Sohn des Taliban-Gründers Mullah Mohammad Omar, sagte, die Gruppe habe pro Jahr bis März 2020 Einnahmen in Höhe von 1,6 Milliarden US-Dollar erzielt.

Das entspricht etwa einem Drittel der Gesamteinnahmen der afghanischen Regierung.

Bergbau

Nach Angaben des US Geological Survey Afghanistan gibt es in Afghanistan noch unerschlossene Mineralvorkommen im Wert von fast 1 Billion US-Dollar (850 Mrd. Euro).

Die Taliban haben durch den Abbau und die Besteuerung von Kupfer, Öl, Gas, Kobalt, Gold, Eisen, Lithium und Lapislazuli Gewinne in Höhe von rund 464 Millionen US-Dollar (394 Mio. Euro) erzielt, teilten die Mitgliedstaaten der UNO mit.

„Die Taliban erzielten Einkünfte aus dem Bergbau, der direkt unter ihrer Kontrolle steht, und dürften zumindest aus einigen der von den Warlords kontrollierten Bergbaugebiete weitere Einnahmen erzielen“, heißt es in dem UN-Bericht.

Opium

Opium, das für die Herstellung von Morphium, Kodein und Heroin verwendet wird, ist nach wie vor eine der wichtigsten Finanzierungsquellen für die Taliban.

Laut dem Weltdrogenbericht 2020 der Vereinten Nationen stammen rund 84 Prozent des weltweiten Opiumangebots aus Afghanistan.

Und der größte Teil der Gewinne fließt an die Taliban. Nach Angaben der Afghanistan Research and Evaluation Unit erheben die Taliban eine zehnprozentige Steuer auf jedes Glied der Opium-Produktionskette.

Erpressung

Erpressung bringt weitere 160 Millionen US-Dollar (136 Mio. Euro) in die Kassen der Taliban. Autofahrer auf von den Taliban kontrollierten Highways müssen Mautgebühren entrichten und Ladenbesitzer werden gezwungen, in den von ihnen kontrollierten Gebieten Steuern direkt an die Taliban zu zahlen.

Landwirte zahlen außerdem eine „ushr“, eine zehnprozentige Steuer auf ihre Ernte, zusätzlich zu einer 2,5-prozentigen Vermögenssteuer, so Hanif Sufizada, wirtschaftspolitischer Analyst am Zentrum für Afghanistanstudien.

Hinzu kommen die besteuerten Wirtschaftszweige, darunter Medien, Telekommunikation und Entwicklungsprojekte.

Einfuhrzölle

Nachdem sie mehrere wichtige Grenzposten erobert haben, werden die Taliban auch in der Lage sein, der afghanischen Wirtschaft Millionen von Dollar zu entziehen, indem sie Einfuhrzölle auf Waren erheben, die ins Land kommen,

Die afghanische Regierung verlor im Juli 2,7 Milliarden Afghanis (28 Mio. Euro), nachdem die Taliban acht Zollposten entlang der Grenzen zu Pakistan, Iran, Turkmenistan und Tadschikistan besetzt hatten.

„Die Eroberung wichtiger Grenzübergänge durch die Taliban könnte der afghanischen Regierung potenziell beträchtliche Zolleinnahmen vorenthalten und ihre Fähigkeit, ausreichende inländische Einnahmen zu erzielen, weiter einschränken“, so der Sondergeneralinspekteur für den Wiederaufbau Afghanistans in einem Bericht vom 30. Juli.

Spenden

Ein geheimer CIA-Bericht aus dem Jahr 2008 schätzt, dass die Taliban 106 Millionen US-Dollar (90 Mio. Euro) an Spenden aus dem Ausland, insbesondere aus den Golfstaaten, erhalten haben.

Die BBC berichtet jedoch, dass sich die Spenden von Privatpersonen sogar auf bis zu 500 Millionen US-Dollar (425 Mio. Euro) pro Jahr belaufen könnten.

Die Taliban haben es auch geschafft, ohne umfangreiche Rüstungsausgaben auszukommen, nachdem Afghanistan während der sowjetischen Intervention in Afghanistan von 1979 bis 1989 mit Waffen überschwemmt wurde.

Und die Taliban selbst haben keine hohen Operationskosten, erklärte der Direktor des Newlines Institute, Kamran Bokhari, gegenüber der Washington Post.

„Sie leben nicht in großen Häusern. Sie tragen keine schicke Kleidung. Die größten Ausgaben sind Gehalt, Waffen und Ausbildung“, so Bokhari.

Lucy Dean