Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    17.742,36
    -95,04 (-0,53%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.919,46
    -17,11 (-0,35%)
     
  • Dow Jones 30

    37.959,27
    +183,89 (+0,49%)
     
  • Gold

    2.407,10
    +9,10 (+0,38%)
     
  • EUR/USD

    1,0666
    +0,0019 (+0,18%)
     
  • Bitcoin EUR

    60.554,38
    +813,28 (+1,36%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.387,09
    +74,46 (+6,02%)
     
  • Öl (Brent)

    82,99
    +0,26 (+0,31%)
     
  • MDAX

    26.001,08
    -188,36 (-0,72%)
     
  • TecDAX

    3.188,15
    -22,69 (-0,71%)
     
  • SDAX

    13.940,03
    -92,34 (-0,66%)
     
  • Nikkei 225

    37.068,35
    -1.011,35 (-2,66%)
     
  • FTSE 100

    7.896,45
    +19,40 (+0,25%)
     
  • CAC 40

    8.023,88
    +0,62 (+0,01%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.437,50
    -164,00 (-1,05%)
     

Widerstand gegen Bitcoin-Verbot wächst

Südkorea ist eine Hochburg des Krypto-Handels. Der Justizminister will ihn verbieten, doch es gibt Widerstand. Viele Jugendliche spekulieren mit, auch wegen der hohen Arbeitslosigkeit – und schielen neidisch auf Japan.

Unter den technikbegeisterten Südkoreanern formiert sich Widerstand gegen das erwogene Verbot des Handels mit Kryptowährungen. Bis Freitag unterzeichneten 120.000 Personen eine Online-Petition auf der Internetseite des Präsidentenpalastes, dem sogenannten Blauen Haus. Diese brach wegen des großen Ansturms zeitweise zusammen.

Das Büro des Präsidenten Moon Jae In betonte daraufhin, dass ein Verbot nur eine von mehreren diskutierten Maßnahmen sei. „Die Idee, alles zu verbieten, ist offenbar aus der Furcht geboren, dass bei einem Platzen der Spekulationsblase die Schuld der Regierung in die Schuhe geschoben wird“, sagte Yun Chang Hyun, Wirtschaftsprofessor an der Universität von Seoul.

Wegen der hohen Jugendarbeitslosigkeit in Südkorea setzen viele junge Menschen dort auf den Handel mit Kryptowährungen. „Besteuert es, so hoch Ihr wollt, aber verbietet es nicht“, schrieb ein Petitionsunterzeichner auf der Internetseite des Blauen Hauses. „Mein Leben hängt davon ab.“ Studentin Lee Mi Kyung betonte, sie habe mit Bitcoin-Handel umgerechnet 14.000 Euro verdient – doppelt so viel, wie sie ursprünglich investiert hatte. „Der Aufstand unterstreicht die Bedeutung von Bitcoin und Co. in Südkorea“, sagte Timo Emden, Deutschland-Chef des Online-Brokers DailyFX. „Die Schmerzgrenze hat Präsident Moon Jae In somit ausgetestet.“

Südkorea ist eine der Hochburgen der Spekulation mit Bitcoin & Co. Der Internetseite Coinhills.com zufolge laufen 15 Prozent des weltweiten Handels über die dortigen Börsen. Bei Bitcoin ist Südkorea nach Japan und den USA der drittgrößte Markt. Und bei Ethereum führte das Land laut dem amerikanischen Technikmagazin Technology Review Ende 2017 mit einem Handelsanteil von 33 Prozent sogar die Liga der Umschlagplätze an. Daher beobachten Investoren rund um den Globus sehr genau, wie Südkoreas Regierung den Handel einschränken will.

WERBUNG

Einer Umfrage des südkoreanischen Job-Portals Saramin zufolge handeln mehr als 30 Prozent der befragten südkoreanischen Angestellten mit virtuellen Währungen. Im Schnitt hätten sie umgerechnet etwa 4.000 Euro in diese Anlageform gesteckt. Die meisten gaben als Motivation an, es sei aus ihrer Sicht der schnellste Weg, Geld zu machen. Wegen der großen Nachfrage kostete Bitcoin auf Bithumb, der zweitgrößten südkoreanischen Handelsplattform, am Freitag umgerechnet 18.616 Dollar. An der Luxemburger Börse Bitstamp lag der Kurs dagegen bei 14.013 Dollar.

Bereits seit längerem liegen die Tauschkurse auf südkoreanischen Börsen deutlich über denen europäischer und US-Börsen, was den globalen Durchschnittspreis verzerrte. Aus diesem Grund hatte sie das Analysehaus Coinmarketcap am Montag aus seiner Index-Kalkulation geworfen. Die Korrektur trieb viele Spekulanten zu Panikverkäufen, was die Kurse in dieser Woche auf breiter Front absinken ließ.

Auch in anderen Staaten zerbrechen sich die Behörden den Kopf, wie sie den bislang unregulierten Markt für Kryptowährungen in den Griff bekommen können. Im September 2017 verbot die chinesische Regierung den Handel mit Bitcoin und Co. Daraufhin gaben mehrere Börsen auf. Allerdings wichen viele Kunden auf Handelsplattformen in anderen Staaten oder in der Sonderverwaltungszone Hongkong aus, wo eigene Gesetze gelten. Auch der US-Senat will sich im kommenden Monat in Anhörungen mit dem Aufkommen der virtuellen Währungen beschäftigen.

Einen anderen Weg geht Südkoreas asiatischer Nachbar, Japan. Nach der Pleite der dortigen Bitcoin-Börse Mt. Gox im Jahr 2014, die ein Jahr zuvor noch 60 Prozent des weltweiten Bitcoin-Handelsvolumens vermittelt hatte, setzte Tokio auf eine konsequente, aber krypto-freundliche Regulierung von Börsen und Währungen. Das Ziel der Regierung: die Innovationswelle so zu lenken, dass die Unternehmen und Banken des Landes den globalen Trend mitbestimmen.

Der Plan trägt längst Früchte, was von den Krypto-Enthusiasten in Südkorea genau registriert wird. Wie die Zeitung „Japan Times“ berichtet, verhandelt Japans „Whatsapp“, die Chat-App „Line“, derzeit mit mehreren Unternehmen, um im hauseigenen mobilen Bezahldienst „Line Pay“ Bitcoin und andere virtuelle Währungen zu integrieren. „Line“ hat 168 Millionen regelmäßige Nutzer; mit „Line Pay“ arbeiten 30 japanische Banken zusammenarbeiten.

Der Aktienkurs des Unternehmens befindet sich seit der Ankündigung im Höhenrausch. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg soll auch die südkoreanische Handelsplattform UPbit als Kooperationspartner im Gespräch sein, die mit der großen US-Börse Bittrex zusammenarbeitet. Ein vollständiges Krypto-Verbot in Seoul könnte alle Kooperationsideen mit einem Schlag zunichte machen.

Mit Material von Reuters.

KONTEXT

Hackerangriffe auf Bitcoin & Co

Bereits knapp eine Million Bitcoin gestohlen

Börsen, an denen Bitcoin & Co. gehandelt werden, sind ein beliebtes Ziel von Hackern. Bei ihren Überfällen erbeuten sie manchmal Millionen und stürzen die Betreiber der Handelsplattformen oft in die Insolvenz. Bislang wurden insgesamt knapp eine Million Bitcoin gestohlen - zum aktuellen Kurs ist das eine Beute von 8,2 Milliarden Dollar.

Einer Studie von Tyler Moore zufolge, einem Professor für Cyber-Sicherheit an der Universität von Tulsa, wurden seit der Erfindung von Bitcoin 2009 ein Drittel aller Handelsplattformen für Krypto-Währungen gehackt. Nach Angaben der Datenschutz-Organisation Privacy Rights Clearinghouse lag die Quote bei US-Banken im gleichen Zeitraum bei einem Prozent.

Mt.Gox

Am bekanntesten ist die Attacke auf die damals weltgrößte Bitcoin-Börse Mt.Gox aus Japan. Etwa 25.000 Kunden verloren rund 650.000 Bitcoin - aktueller Wert: 5,3 Milliarden Dollar. Die Bitcoin-Börse, über die seinerzeit 90 Prozent des weltweiten Handels abgewickelt wurden, schlitterte daraufhin Anfang 2014 in die Pleite. Der Insolvenzverwalter der Börse hat Ansprüche von Geschädigten im Volumen von 400 Millionen Dollar anerkannt.

Tether

Das jüngste Hacking-Opfer ist Tether. Das Startup teilte am 21. November 2017 mit, "externe Angreifer" hätten die gleichnamige Kryptowährung im Volumen von 31 Millionen Dollar gestohlen. Dem Branchendienst CoinMarketCap.com zufolge ist Tether mit einem Börsenwert von insgesamt 674 Millionen Dollar die Nummer 19 der insgesamt etwa 1300 Internet-Währungen.

Bitfinex

Im August 2016 erbeuteten Hacker bei einem Angriff auf die Hongkonger Handelsplattform Bitfinex 120.000 Bitcoins im damaligen Wert von etwa 70 Millionen Dollar. Gemessen am aktuellen Kurs beläuft sich der Schaden auf 982 Millionen Dollar.

Cryptsy

Im Juli 2017 wurde der Betreiber der kollabierten Börse Cryptsy dazu verurteilt, 8,2 Millionen Dollar an seine Kunden zu zahlen. Der Richter sah es als erwiesen an, dass 11.325 Bitcoin (heutiger Wert: rund 92 Millionen Dollar) gestohlen wurden. Allerdings blieb unklar, von wem.

Kraken

Am 7. Mai 2017 verloren Kunden der Handelsplattform Kraken einer Klageschrift zufolge fünf Millionen Dollar, weil sie während eines Hacker-Angriffs nicht auf ihre Konten zugreifen konnten. In dieser Zeit stürzte der Kurs der Internet-Währung Ether auf der Handelsplattform um 70 Prozent ab. Die Ether-Bestände derjenigen Anleger, die auf Pump spekuliert hatten, wurden daher zwangsverkauft.

Quelle: Reuters