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„Wettbewerb wird dadurch verzerrt“ – Ryanair-Chef kritisiert andere Airlines für Verhandlungen um Staatshilfen

Der irische Billigflieger fühlt sich durch die Unterstützung für andere Airlines benachteiligt. Ryanair-Chef Michael O´Leary übt heftige Kritik und kündigt Klagen an.

Für das laufende Geschäftsjahr will Ryanair keine Prognosen abgeben. Foto: dpa
Für das laufende Geschäftsjahr will Ryanair keine Prognosen abgeben. Foto: dpa

Der Billigflieger Ryanair bereitet einen drastischen Stellenabbau vor. Ab Juli würden mit Gewerkschaften die Verhandlungen über den Abbau von bis zu 3000 Stellen – in erster Linie von Piloten und Kabinenpersonal – beginnen, teilte das Unternehmen in einer Mitteilung am Freitag mit. Für die irische Airline arbeiten insgesamt rund 17.000 Menschen.

Im Interview mit dem Handelsblatt vor wenigen Tagen hatte Ryanair-Chef Michael O´Leary einen solchen Plan bereits angekündigt. „Wir werden weniger Flüge durchführen. Da werden wir weniger Personal brauchen“, sagte er. Dass zehn bis 20 Prozent der Jobs wegfallen, sei „fast unvermeidlich“.

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Ryanair-Mitarbeiter sind aber nicht die einzigen, die um ihren Job fürchten müssen: Bei British Airways stehen 12.000 Jobs auf dem Prüfstand, und Lufthansa-Chef Carsten Spohr kündigte an, 10.000 Mitarbeiter entlassen zu wollen.

Die Fluggesellschaften müssen seit März wegen der Reisebeschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie ihre Maschinen am Boden lassen. Deswegen stehen sie vor dem Problem, dass sie kein Geld einnehmen, gleichzeitig aber Kosten verbuchen müssen.

Fast alle haben deswegen staatliche Unterstützung wie Kurzarbeitergeld in Anspruch genommen – aber einigen Gesellschaften reicht das nicht. Lufthansa etwa verhandelt parallel in Berlin, Wien, Brüssel und Bern mit den Regierungen um Staatshilfen.

Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung

Ryanair-Chef O´Leary macht das wütend. Laut seinen Hochrechnungen erhalten und verhandeln Fluggesellschaften – vor allem Lufthansa, Air France-KLM, Alitalia, SAS und Norwegian – insgesamt über 30 Milliarden Euro, die „im Widerspruch zu EU-Regeln“ stehen. Der Wettbewerb werde dadurch verzerrt, kritisiert der Manager.

Alle Gesellschaften müssten die gleichen Hilfen erhalten. Man könnte beispielsweise einige Steuern und Abgaben streichen – für die gesamte Branche, fordert er. Das derzeitige Vorgehen sei aber „selektives Doping“ einiger Airlines. Dagegen werde Ryanair vor Gericht ziehen, kündigte er an.

Die Verärgerung sei in Ansätzen nachzuvollziehen, meint Analyst William Ryder von Hargreaves Lansdown dazu. Es werde sehr viel schwieriger, mit Konkurrenten mitzuhalten, die sich auf Unterstützung des Staates verlassen können.

Die Dubliner Airline rechnet damit, dass der Flugverkehr zwar ab Juli langsam anläuft. Eine Erholung des europäischen Flugverkehrs auf das Niveau von vor der Coronakrise sei aber frühestens für Sommer 2022 zu erwarten, dämpfte O´Leary die Erwartungen.

Im laufenden Geschäftsjahr bis Ende März 2021 rechnet Ryanair mit weniger als 100 Millionen Passagieren, 35 Prozent weniger als ursprünglich geplant. Im ersten Quartal liege man mit unter 150.000 Passagieren 99,5 Prozent unter dem Plan, und im zweiten Quartal dürfte die Zahl der Passagiere nicht einmal die Hälfte der einst erwarteten 44,6 Millionen sein.

Überprüfung der Wachstumspläne

Gleichwohl erwartet der Airline-Manager nicht, dass Fliegen teurer wird: O´Leary sagt voraus, dass sich die Fluggesellschaften einen Preiskampf liefern werden, befeuert von der staatlichen Unterstützung einiger Airlines.

Angesichts der schlechteren Aussichten kündigte O´Leary an, seine Wachstumspläne und Flugzeugbestellungen zu überprüfen. Dazu würden Gespräche mit dem US-Hersteller Boeing geführt.

Für das laufende Geschäftsjahr will Ryanair keine Prognosen abgeben. Aber für das derzeit laufende ersten Quartal kalkuliere man mit einem Nettoverlust von über 100 Millionen Euro, teilte Ryanair mit, und auch im zweiten Quartal erwarte man Verluste. Gleichwohl betonte O´Leary, dass die irische Fluggesellschaft die Krise überleben könne.

Aber auch er persönlich nimmt Verluste in Kauf: Sein Gehalt wurde für April bereits um 50 Prozent gekürzt. Nun will er einen derartigen Schnitt bis Ende des Geschäftsjahres akzeptieren. Die Zahlen zum letzten Geschäftsjahr per Ende März 2020 sollen am 18. Mai veröffentlicht werden.

Unterdessen droht die Airline mit der Schließung der österreichischen Tochter Lauda in Wien. Lauda-Jets würden mit Ryanair-Flugzeugen ersetzt, sollte die Belegschaft nicht zu Lohnkürzungen und neuen Arbeitsverträgen bereit sein, sagte O'Leary im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag.

Die Gespräche zwischen Lauda und der Gewerkschaft seien schwierig. „Wir haben eine Frist bis zum 20. Mai gesetzt“, sagte O'Leary. Sollten sich die Angestellten weigern, würde die Lauda-Basis in Wien geschlossen. „Wenn wir Lauda schließen, kommt sie als Ryanair zurück: größer und angriffslustiger als Lauda jemals war.“

Mit Agenturmaterial von Reuters.