Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    17.737,36
    -100,04 (-0,56%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.918,09
    -18,48 (-0,37%)
     
  • Dow Jones 30

    37.986,40
    +211,02 (+0,56%)
     
  • Gold

    2.406,70
    +8,70 (+0,36%)
     
  • EUR/USD

    1,0661
    +0,0015 (+0,14%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.780,73
    +2.475,92 (+4,32%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.368,95
    +56,33 (+4,29%)
     
  • Öl (Brent)

    83,24
    +0,51 (+0,62%)
     
  • MDAX

    25.989,86
    -199,58 (-0,76%)
     
  • TecDAX

    3.187,20
    -23,64 (-0,74%)
     
  • SDAX

    13.932,74
    -99,63 (-0,71%)
     
  • Nikkei 225

    37.068,35
    -1.011,35 (-2,66%)
     
  • FTSE 100

    7.895,85
    +18,80 (+0,24%)
     
  • CAC 40

    8.022,41
    -0,85 (-0,01%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.282,01
    -319,49 (-2,05%)
     

Der Wettbewerb mit China wird zum Haltungstest

Einst sollte der Freihandel demokratische Werte nach China bringen. Stattdessen kommen jetzt chinesische Werte zu uns – und wir sind schlecht vorbereitet. Das zeigt nicht nur der Fall Daimler.

Pu der Bär sollte eigentlich eine Figur „mit sehr geringem Verstand“ sein. Der Autor Alan Alexander Milne hatte sich in den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts von einem Stofftier seines Sohnes inspirieren lassen. Als gutmütig, langsam und honigsüchtig stellte er sich den Star seines Kinderbuchs vor.
Beinahe 100 Jahre später hat der Bär leider seine Unschuld verloren. Pu ist zwar immer noch honigsüchtig, aber schon lange nicht mehr harmlos – zumindest der Pu aus Peking. Diesen Übernamen verwenden die Chinesen gerne, wenn sie über ihren Präsidenten spotten. Pu hat in ihren Erzählungen gerade besonders viele Auftritte. Denn Xi Jinping soll unbegrenzt regieren dürfen, wenn es nach dem jüngsten Willen des Zentralkomitees geht. Der König der Parteibonzen möchte sich ewigen Zugang zu den Honigtöpfen verschaffen. Fast so wie einst Mao.

In Deutschland nennt man solche Menschen nicht Pu, sondern Diktator. Damit wird deutlich, welchen Illusionen sich der Westen jahrzehntelang hingegeben hat. Die wirtschaftliche Öffnung werde das Reich der Mitte irgendwann irgendwie demokratisieren, machte sich die Politik etwas vor. Regierungen pilgerten nach Peking, murmelten etwas von Menschenrechten und unterzeichneten das nächste Investitionsprojekt. Die Euro-Zentriker glaubten nicht ohne Arroganz, mit den westlichen Gütern würden auch die westlichen Werte in China siegen.

Inzwischen dämmert allen, dass das Gegenteil die Situation besser beschreibt. Aus der Demokratisierung wurde gar nichts, stattdessen bestimmen die chinesische Werte und Produkte immer mehr das Denken hierzulande. Das hat nicht nur damit zu tun, dass beinahe wöchentlich ein chinesischer Investor bei deutschen Institutionen wie Deutsche Bank, Kuka oder jetzt Daimler einsteigt. Pekings Ambitionen gehen viel weiter. Man will die Märkte und Technologien der Zukunft beherrschen – und auch deren Regelwerk.

Künstliche Intelligenz und Genetik sind nur zwei von mehreren Megathemen, mit denen sich die Chinesen gerade intensiv und hemmungslos auseinandersetzen. Dort ist möglich, was sich hier ein Ethikrat nicht mal im Albtraum vorstellen könnte – wie etwa frisch gezüchtete Embryos im Labor genetisch zu verändern oder ein Land frei von Datenschutz mithilfe von Gesichtserkennungssystemen zu überwachen.
Europäische Wertvorstellungen sind im Vergleich dazu schlicht nicht wettbewerbsfähig. Der gesellschaftliche Diskurs über die Frage, wie weit Unternehmen in diesem Wettbewerb gehen dürfen und sollen, um mithalten zu können, muss sehr bald stattfinden. Auch in der Bundesregierung drückt man sich vor dieser Entscheidung, weil rote Linien Geschäft kosten.
Pu der Bär hat diese Haltungsfrage längst für sich beantwortet. Sein bester Freund ist ein Schweinchen.