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Ein Weltenbummler für Mannheim

Also doch: Der Mannheimer Dienstleistungskonzern Bilfinger hat rasch einen Nachfolger für den Hals über Kopf ausgeschiedenen Vorstandschef Per Utnegaard gefunden. Der bisherige Linde-Vorstand Thomas Blades wird den Posten übernehmen. Der 59-jährige Brite ist bei seit 2012 für das Amerikageschäft und darüber hinaus für Medizin- und Edelgase (wie Neon oder Xenon) zuständig.

Blades ist Experte für Öl und Erdgas und arbeitete zuvor bei Siemens, Halliburton und Schlumberger. Seine Erfahrungen kann Blades bei Bilfinger gut gebrauchen. Denn die Probleme der Ölkonzerne wegen des niedrigen Ölpreises sowie der Energiekonzerne wegen der Energiewende machen Bilfinger erheblich zu schaffen.

Zentrales Thema ist für Blades das Risikomanagement. „Risiken einzuschätzen ist immer wichtig im Geschäft“, sagte er dem Handelsblatt. Auch er selbst geht mit dem Wechsel ins Risiko. Schließlich haben sich die Vorgänger bei Bilfinger nicht lange im Amt gehalten. Ob der Job bei Bilfinger die schwierigste Aufgabe in der deutschen Industrie ist? „Es ist wahrscheinlich in den Top Ten“, sagt eine Person aus Blades' Umfeld.

Bei Linde sind manche Vorstandskollegen erstaunt, dass er nun weiter aufsteigt. Der freundliche Brite, der exzellent deutsch spricht, ist nicht nur bei seinen Büronachbarn beliebt. Doch große Spuren hat er in der Konzernzentrale nicht hinterlassen – was vielleicht auch daran liegt, dass er so oft in den USA war.

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Linde-Vorstandschef Wolfgang Büchele schätzt seinen scheidenden Kollegen. „Er hat einige Dinge toll gemacht.“ Als jüngstes Beispiel nennt er die Verlängerung des Vertrags für die weltgrößte Gas-Trennanlage in Mexiko Anfang des Jahres.


Radikale Veränderungen stehen an

Bei Bilfinger geht es seit mindestens zwei Jahren drunter und drüber. Mit herben Verlusten im Kraftwerksgeschäft begann in Mannheim die Krise. Die Wende in der Energiepolitik sowie derbe Managementfehler ließen die Aufträge für Bau und Wartung von Kraftwerken massiv einbrechen. Der frühere hessische Ministerpräsident Roland Koch musste nach mehreren Gewinnwarnungen im Sommer 2014 gehen. Erst wurde übergangsweise sein bereits verrenteter Vorgänger Herbert Bodner reaktiviert, dann im Juni 2015 der damalige Swissport-Chef Per Utnegaard installiert.

Der Norweger soll bei Bilfinger laut „Manager Magazin“ vor allem Chaos bewirkt haben. Neben Führungsversagen werden ihm dramatisch hohe Spesenabrechnungen vorgehalten, schreibt das Magazin. Außerdem soll er zu selten in Mannheim gewesen sein. Aufsichtsratschef Eckhard Cordes hatte gegenüber dem Handelsblatt erklärt, Utnegaard gehe aus persönlichen Gründen.

Der leidenschaftliche Hobbysportler Blades hat sich ordentlich etwas aufgeladen: Bilfinger steht möglichweise vor einer radikalen Verkleinerung. Denn inzwischen steht nicht das Kraftwerksgeschäft, sondern auch die Bau- und Immobiliensparte zum Verkauf. Angeblich ist der Konzern in engen Gesprächen mit dem Investor EQT. Ob die Sparte verkauft wird oder nicht, wird wohl schon in der kommenden Woche zur Hauptversammlung verkündet. Vorstandschef Blades muss dann dringend eine neue Strategie für den verbleidenden Rumpfkonzern entwerfen.

Für den Sport wird Blades künftig womöglich weniger Zeit bleiben. Im Urlaub geht er gern zum Kite-Surfen, seine Leidenschaft gilt aber vor allem dem Triathlon. Da Schlaf wegen des Jetlags ohnehin schwierig ist, ging er in den USA oft schon morgens um vier Uhr trainieren. Traditionell nimmt er am Triathlon in Hamburg teil.

KONTEXT

Die größten Baukonzerne Europas (nach Umsatz)

Platz 9

Bilfinger SE - 7,7 Milliarden Euro Umsatz (Stand: 2014)

Deutschlands zweitgrößter Baukonzern schafft es trotz eines Umsatzeinbruchs auf den neunten Rang. Neben dem klassischen Baugeschäft setzen die Mannheimer auch auf Dienstleistungen für Industrieanlagen, Kraftwerke und Immobilien.

Platz 8

Ferrovial (Spanien) - 8,8 Milliarden Euro Umsatz

Das Unternehmen aus Madrid baut und betreibt auch Autobahnen und Flughäfen. Der Konzern errichtete unter anderem das Guggenheim-Museum in Bilbao.

Platz 7

Balfour Beatty (Großbritannien) - 10,91 Milliarden Euro Umsatz

Bereits seit 1909 sind die Briten im Baugeschäft tätig und gehören europaweit zu den Platzhirschen. Die Londoner beschäftigen europaweit rund 30.000 Mitarbeiter.

Platz 6

Strabag (Österreich) - 12,48 Milliarden Euro Umsatz

Aus Wien in die Welt: Die Österreicher haben vor allem in Osteuropa expandiert. 2014 konnte der Konzern den zuvor stark abgerutschten Umsatz stabil halten.

Platz 5

Eiffage (Frankreich) - 13,95 Milliarden Euro Umsatz

Neben einigen TGV-Trassen gehört auch die Erweiterung des EU-Parlaments zu den großen Projekten des Konzerns. Beheimatet sind die Franzosen in AsniÁ¨res-sur-Seine.

Platz 4

Skanska (Schweden) - 15,75 Milliarden Euro Umsatz

Kaum eine Straße, ein Kraftwerk oder Bürogebäude in Schweden ist ohne Beteiligung des skandinavischen Bauriesen entstanden. Auch international sind die Schweden aus Solna mittlerweile breit aufgestellt.

Platz 3

Bouygues (Frankreich) - 33,35 Milliarden Euro Umsatz

Neben Immobilien und dem Straßenbau ist der Pariser Konzern Großaktionär des französischen Fernsehsenders TF1. Auch in der Telekommunikation ist der Konzern aktiv.

Platz 2

ACS (Spanien) - 38,37 Milliarden Euro Umsatz

Die Spanier haben in den vergangenen Jahren ein rasantes Wachstum hingelegt. Allein in den vergangenen zwei Jahren stieg der Umsatz um fast zehn Milliarden Euro und ACS klettert das Treppchen weiter hoch.

Platz 1

Vinci (Frankreich) - 38,7 Milliarden Euro Umsatz

Der größte Baukonzern Europas ist auch der größte Baukonzern der Welt und ist in der Kleinstadt Rueil-Malmaison nahe Paris beheimatet. Dem Konzern gehört unter anderem die Hälfte aller französischen Autobahnen.

Quelle: Deloitte