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Welche Rolle Gold in Indien, China, Türkei und Iran spielt

Nirgendwo wird mehr Gold abgesetzt als in Deutschland. Dennoch sind die Deutschen mit ihrer Leidenschaft für das Edelmetall nicht allein. Ein Überblick.

Deutschland ist eines der goldaffinsten Länder der Erde. Die Passion für das Edelmetall teilen die Deutschen beispielsweise mit Chinesen, Indern, Türken oder Iranern. Dort ist Gold Teil des täglichen Lebens, Kulturgut und sicheres Wertaufbewahrungsmittel zugleich. Die Handelsblatt-Korrespondenten geben einen Überblick.

China

Das Land ist der mit Abstand wichtigste Player auf dem globalen Goldmarkt. Rund ein Drittel des weltweit für die Schmuckindustrie geförderten Goldes geht dorthin, und auch ein Drittel der Weltnachfrage für Barren und Münzen entfiel in den vergangenen Jahren auf China. Das Edelmetall ist bei wohlhabenden Chinesen neben Immobilien im Ausland ein wichtiger Baustein im Portfolio. Daneben stockt auch die chinesische Notenbank mit tonnenschweren Goldkäufen jeden Monat die eigene Währungsreserve auf.

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Doch in der Coronakrise ist den Chinesen die Kauflust vergangen: Die Nachfrage nach Goldschmuck ist Daten des World Gold Councils zufolge um über 30 Prozent eingebrochen. Und auch die Nachfrage nach Barren und Münzen war zuletzt rückläufig. Indexfonds spielen in China kaum eine Rolle – dort zählt einzig der physische Besitz.

Indien

Die Liebe der Inder zum Gold schien lange grenzenlos: Zuletzt importierten sie pro Jahr durchschnittlich rund 700 Tonnen des Edelmetalls. Doch die Coronakrise hat Indiens Goldgeschäfte zum Stillstand gebracht: Im April, als die Schmuckläden am Höhepunkt des Lockdowns landesweit schließen mussten, brachen die Importe im Vergleich zum Vorjahr um 99 Prozent ein – auf den niedrigsten Stand seit drei Jahrzehnten.

Inzwischen können die Inder zwar wieder den Goldschmuck kaufen, der als Mitgift bei jeder Hochzeit eine große Rolle spielt. Doch die Lust darauf scheint ihnen angesichts einer historischen Wirtschaftskrise in ihrem Land vergangenen zu sein: Die Importzahlen liegen deutlich unterhalb des Vorjahres. Für das gesamte Finanzjahr rechnen Analysten der UBS mit einem Einbruch der indischen Goldimporte um rund 50 Prozent.

Das ändert aber nichts daran, dass Indien weiterhin auf dem größten Goldschatz der Welt sitzt: Insgesamt hat das Land laut World Gold Council rund 25.000 Tonnen angehäuft. Rund 4000 davon entfallen auf hinduistische Tempel, die das Gold als Spenden von Gläubigen erhalten.

Dass so viel Kapital in Goldform ungenutzt herumliegt, stößt bei der Regierung von Premierminister Narendra Modi auf Missfallen. Deshalb wurde 2015 ein Programm gestartet, das die Inder mit steuerfreien Zinszahlungen dazu verleiten sollte, ihr Gold bei Banken zu hinterlegen, wo es eingeschmolzen und in den Kreislauf gebracht wird. Das sollte die Importe und damit Indiens Handelsbilanzdefizit reduzieren. Doch bislang fällt es vielen Indern offenbar schwer, sich von ihrem Schatz zu trennen.

Türkei

Wenn es etwas gibt, das Menschen in der Türkei ein Leben lang begleitet, dann ist es Gold. Zur Geburt schenken Freunde und Verwandte dem neugeborenen Baby gern ein „Ceyrek Altin“, also eine Viertelunze Gold. Ebenso für Geburtstage und Hochzeiten ist das Edelmetall ein gern gewähltes Geschenk. Schätzungen zufolge lagern rund 5000 Tonnen Gold in türkischen Haushalten.

Allerdings kaufen Türkinnen und Türken nicht nur für die schönen Anlässe im Leben Gold, sondern vor allem auch in Krisenzeiten. Das liegt auch an der schwachen Heimatwährung. Denn wenn die Lira gegenüber dem Dollar an Wert verliert, verteuert sich Gold in der Türkei. Seit Jahresbeginn hat die türkische Währung rund ein Drittel zum Dollar an Wert verloren. Gleichzeitig stieg der Goldpreis pro Feinunze seit Jahresbeginn von 1500 auf knapp 1900 US-Dollar.

Wer das in Lira umrechnet, der bekommt folgende Zahlen: Kostete eine Feinunze in der Türkei zum Jahresbeginn noch rund 9000 türkische Lira, so liegt der Preis inzwischen bei 14.688 Lira. Das entspricht einem Plus von 63 Prozent. Ein besseres Investment gibt es derzeit für Türkinnen und Türken schlicht nicht. Kein Wunder, dass mit der Ausweitung der Corona-Pandemie noch mehr Anleger die Goldstuben des Landes aufsuchten.

Zentrum des Goldhandels in der Türkei ist der Große Basar in der Istanbuler Altstadt. Hier lagern Tonnen von Gold, und es sind neben den Touristen vor allem Großhändler, die sich hier mit dem Edelmetall eindecken. Doch im April kam eine Gruppe hinzu: einfache Bürgerinnen und Bürger.

„Vor den Läden bildeten sich lange Schlangen“, erklärt eine Goldschmiedin, die regelmäßig im Basar das Rohmaterial für ihre Schmuckkollektionen besorgt. „Alle wollten Gold kaufen, weil sie einen Absturz der Lira fürchteten.“ Die inoffiziellen Preise für Gold seien schon damals höher gewesen als der offizielle Marktwert.

Iran

Der Iran ist im Goldrausch. Je tiefer die Landeswährung Rial fällt, desto mehr gilt Gold den Persern als sicherer Hafen. Traditionell wird die Goldmünze Bahar-e-Azadi (Frühling der Freiheit) bei Hochzeiten verschenkt. Bei spektakulären Scheidungen im Land wird immer wieder über die Verteilung des familiären Goldschatzes gestritten.

Die auch Imami – nach dem Revolutionsführer Imam Chomeini – benannten Goldmünzen sind 8,14 Gramm schwer. Größere Münzen wurden nur im Revolutionsjahr 1979 geprägt und sind bis zu 40,7 Gramm schwer. Während der Wechselkurs der Landeswährung seit der Freigabe eines Marktpreises am 1. Januar 2018 von 42.000 Rial pro Dollar auf zuletzt rund 300.000 abstürzte, steigt der Preis für die „Freiheits“-Münzen unaufhaltsam – auf zuletzt 153 Millionen Rial pro Stück.

Um an Gold zu kommen und so den rasanten Anstieg der Nachfrage nach Goldmünzen zu befriedigen, geht das unter harten US-Sanktionen stehende Land Schleichwege. Vor allem aus Venezuela, wo die umstrittene Regierung private Schürfer nach Gold suchen lässt und ihnen die Beute dann wegnimmt, kommt Gold in den Iran. Das ist unter anderem eine Gegenleistung für von den USA als illegal erklärte Lieferungen iranischen Benzins.

Der Iran tut zudem alles, um die eigene Goldproduktion hochzufahren. „Um nicht erneute Volksunruhen zu riskieren, wenn diesmal nicht einmal mehr Goldmünzen zu kaufen sind“, wie ein Teheraner Devisenhändler berichtet. Die nachgewiesenen Goldreserven des Landes werden derzeit auf 340 metrische Tonnen geschätzt, die in 24 Minen liegen. Vom Ministerium für Industrie, Bergbau und Handel heißt es: „Bald wird Gold im Iran eine ähnliche Rolle spielen wie Stahl.“

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