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Welche Lebensversicherer krisenfest sind – und was das für die Kunden bedeutet

Eine neue Studie hat untersucht, wie leistungsstark die größten Lebensversicherer trotz der Zinsflaute sind. Die Kunden vertrauen vor allem einer Marke.

Der Begriff „Lebensversicherung “ ist unter einer Lupe auf Unterlagen für Versicherungen zum Teil zu lesen. Rund 84,1 Millionen Verträge gibt es in Deutschland. Foto: dpa
Der Begriff „Lebensversicherung “ ist unter einer Lupe auf Unterlagen für Versicherungen zum Teil zu lesen. Rund 84,1 Millionen Verträge gibt es in Deutschland. Foto: dpa

Es war eine Warnung aus berufenem Munde. „Die Versicherer können sich nicht entspannt zurücklehnen“, mahnte Frank Grund, oberster Versicherungsaufseher der Finanzaufsicht Bafin, erst im August. Weil die Zinsen gesunken sind, müssten die Gesellschaften künftig mehr Geld zurücklegen, um auch langfristig den Verpflichtungen gegenüber ihren Kunden nachkommen zu können.

Geringe Erträge, hohe Kosten: Der einstige Altersvorsorge-Klassiker Lebensversicherung ist in Zeiten einer expansiven Geldpolitik zunehmend unter Druck geraten. Klassische Policen „können Sie den Kunden ja kaum mehr vermitteln, weil Sie als Versicherter letztlich – nach Abzug der Kosten – nur das ausbezahlt bekommen, was sie eingezahlt haben“, klagte jüngst Armin Zitzmann, Vorstandschef der Nürnberger Versicherung.

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Die weitere Lockerung der Geldpolitik, die die Europäische Zentralbank und die US-Notenbank Fed nunmehr in Aussicht gestellt haben, trifft die Versicherer ins Mark. Ihre Zinsgewinne schrumpfen – für die Gesellschaften wird es immer schwieriger, die erforderliche Rendite einzusammeln. Eine aktuelle Studie der Hochschule Ludwigshafen am Rhein zeigt nun, wie gut oder schlecht es um die Finanzstabilität der großen zwölf Lebensversicherer bestellt ist. Das Ergebnis dürfte nicht jedem der Topmanager in den Konzernzentralen gefallen.

In einem Bilanz- und Unternehmenscheck hat der Versicherungsexperte des Instituts für Finanzwirtschaft der Hochschule, Hermann Weinmann, die wirtschaftlichen Kennziffern der zwölf wichtigsten deutschen Lebensversicherer miteinander verglichen. Laut dem Report, der Ertragskraft, die Beteiligung der Verbraucher an den Ergebnissen, die finanzielle Wetterfestigkeit der Unternehmen sowie stärker als im Vorjahr das Risikoergebnis nach einem Punktesystem bewertet, erhalten vier Versicherer ein sehr gut bis gut.

Fünf Versicherer schneiden dagegen jedoch mit schlechter als befriedigend ab, darunter eine Assekuranz mit der Note 4,0. Insgesamt konnten die besten Versicherer maximal 1000 Punkte erreichen.

Allianz Leben dominiert den Markt

Ganz oben auf der Liste der leistungsstarken Versicherer steht – wie im Vorjahr - die Allianz Leben. Mit insgesamt 750 Punkten erreicht die Stuttgarter Tochter des Dax-Konzerns wieder unangefochten den Spitzenplatz.

„Die Allianz Leben dominiert die ,Königsdisziplin' Lebensversicherung“, attestiert Weinmann. Er spricht von einer Königsdisziplin, da es nicht nur um das reine Versicherungsgeschäft, sondern auch um die Kosten, die Kapitalanlage, die Investmentfonds-Auswahl und um die Ergebnisse für die Kunden gehe. Der Marktführer gewinne immer mehr Kunden dazu.

„Der Marktanteil der Allianz Lebensversicherung nach Brutto-Beiträgen erreichte im Jahr 2018 einen Wert von 24,7 Prozent“, betont Weinmann. Die Beitragssumme der Allianz Leben ist laut Studie genau so groß wie die der sechs nachfolgenden Lebensversicherer zusammen, heißt es in der Studie.

Dem „Markt droht für die Zukunft ein Ungleichgewicht, wenn nicht gar eine Verwerfung“, warnt der Betriebswirtschafts-Professor vor diesem Hintergrund. Doch die Allianz sei durchaus nicht die einzige deutsche Assekuranz, die als finanzstark bezeichnet werden dürfe. So können sich auch die Nürnberger Leben, Zurich Deutscher Herold sowie die R+V Leben ein Prädikat „betriebswirtschaftlich sehr stark bis stark“ abholen.

Das starke Vertrauen in die Allianz Leben „kann möglicherweise auch mit einem fehlenden Vertrauen in andere Anbieter begründet werden“, meint der Experte. Es seien aber insgesamt vier Unternehmen, die als betriebswirtschaftlich „stark“ oder „sehr stark“ eingestuft werden.

Wie die Kunden die Versicherer bewerten

Am unteren Ende des betriebswirtschaftlichen Ergebnisses finden sich dagegen die Bayern Versicherung und die Debeka Leben. Das frühere Rating-Vorzeigeunternehmen Debeka ist durch die hohen Lasten für den Kapitalpuffer der Zinszusatzreserve auf den letzten Rang abgerutscht. Die Assekuranz bekommt nun zu spüren, dass die Versicherung einst für alle Verträge die jährliche Garantieverzinsung auf vier Prozent hochgesetzt hatte.

Auch beim Gesamtergebnis, das auch noch eine Verbrauchernote berücksichtigt, liegen die beiden Firmen mit den Noten 3,7 und 4,0 auf den letzten Plätzen. Auch die Aachen Münchener, Generali sowie Ergo tun sich schwer. Nach dem Spitzenreiter Allianz setzen sich dagegen am oberen Ende des Notenbildes Nürnberger, Zurich und R+V mit der Beurteilung „gut“ fest.

Aus Verbrauchersicht trübt allerdings eine vergleichsweise geringe Teilhabe der Kunden am Ertrag das Gesamtbild. Am besten schneidet dabei die Allianz ab, doch gleich dahinter reiht sich die Nürnberger auf den zweiten Platz ein. Die Franken haben ihr betriebswirtschaftliches Ergebnis deutlich verbessert und zuletzt ihre Kunden stärker am Erfolg beteiligt. Auf ähnliche Weise hat sich auch die Zurich auf Platz drei vorgearbeitet, die seit Jahren nur noch auf fondsgebundene Lebensversicherungen setzt.

Für Außenstehende ist es bis heute schwierig, sich ein neutrales Bild über die Lage der Branche zu machen, wie Weinmann betont. Doch wie sich an der Studie ablesen lässt, wird die Kluft zwischen den stärksten Lebensversicherern größer. So sind Ergo Leben und die Generali Leben, die für ihre Bestände keine Neukunden mehr werben, über das vergangene Jahrzehnt die größten Verlierer in der Beitragsentwicklung gewesen.

Das rät der Experte vor einem Neuabschluss

Die Allianz Leben lässt dagegen die Konkurrenz immer weiter hinter sich. „Die Dominanz eines einzelnen Unternehmens in der Lebensversicherung muss aus Wettbewerbsgründen beunruhigen“, glaubt Weinmann. Doch die Kunden fühlen sich angesichts der schwierigen Konjunktur und Niedrigzinsen in der Dauerschleife offenbar vor allem beim Marktführer noch sicher.

„Für einen Bestandskunden ist die Vergangenheitsentwicklung durchaus von Bedeutung“, betont Weinmann. Der potenzielle Neukunde könne sich von „der Entwicklung der Vergangenheit zunächst nichts kaufen“. Eine Lebensversicherung sei jedoch kein Aktieninvestment, bei dem der Verlierer von gestern der strahlende Sieger von morgen sein könne.

„Von daher muss auch der potenzielle Neukunde oder der Vermittler sich für die Vergangenheit der Anbieter interessieren“, lautet der Rat des Betriebswirtschafts-Professors. Denn die Zukunft zu meistern, „bedeutet die Königsdisziplin Lebensversicherung strategisch auszurichten“. Das scheint jedoch, wie die Studie belegt, nicht allen großen deutschen Lebensversicherern bisher gleich gut gelungen zu sein.