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Welche Dax-Konzerne hohe Dividenden zahlen – und wo sie zuverlässig fließen

Die Mitglieder des Leitindexes glänzen mit ihrer Dividendenrendite. Doch nicht alle Anleger können sich nachhaltig über hohe Ausschüttungen freuen.

Bayer muss nach dem 50 Milliarden Euro teuren Monsanto-Deal sparen und streicht weltweit 12.000 Stellen. Aktionäre können sich – scheinbar – beruhigt zurücklehnen, denn ihre Dividende ist sicher. Die Ausschüttung soll „mindestens auf Höhe des Vorjahres“ liegen, so hat es Konzernchef Werner Baumann versprochen.

Dafür will Bayer von seiner üblichen Politik, 30 bis 40 Prozent des bereinigten Ergebnisses je Aktie an die Aktionäre zu verteilen, nach oben hin abweichen. Bekommen Anleger im nächsten Frühjahr mindestens die Vorjahresdividende von 2,80 Euro pro Aktie, errechnet sich daraus eine Rendite von 4,2 Prozent.

Nur auf 1,6 Prozent Rendite kommt Fresenius, obwohl die Dividende von 75 auf vermutlich 80 Cent steigt. Doch ist Bayer deshalb besser als Fresenius? Zweifel sind angebracht. Immerhin schüttet der Pharmahersteller mit 2,6 Milliarden Euro rund die Hälfte seines Nettogewinns an die Aktionäre aus.

Diese laufen Gefahr, dass Bayer in Zukunft um Kürzungen nicht herumkommt, weil das Pharmageschäft nicht so läuft wie erhofft und der Konzern immer mehr Geld für Entschädigungen aus der Klagewelle gegen Monsanto auszahlen muss.

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Fresenius dürfte seine Dividende im Frühjahr zum 26. Mal in Folge erhöhen. Die vergleichsweise niedrige Dividendenrendite resultiert aus dem rasant gestiegenen Aktienkurs. In 26 Jahren stieg die Dividende um rund 18 Prozent – und das im Schnitt in jedem Jahr. Der Aktienkurs legte noch stärker um jährlich über 20 Prozent zu.

Es reicht also nicht, sich nur an der Dividendenrendite zu orientieren. Es bedarf mehr: Unternehmen, die ihre Dividenden oft erhöhen, möglichst nie senken, ihre Gewinne stetig steigern, wenig verschuldet sind und sich ihre Ausschüttungen auch leisten können, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft viel Geld ausschütten.

Hohe Risiken lauern dagegen bei Unternehmen, die fast ihren gesamten Gewinn ausschütten, einhergehend mit hohen Dividendenrenditen bei gleichzeitig starken Kursverlusten. Daran gemessen häufen sich die Sorgen ausgerechnet in der dividendenstärksten Branche der Automobilhersteller.

BMW, Daimler, VW und der Zulieferer Continental stehen mit insgesamt knapp zehn Milliarden Euro Dividendensumme für mehr als ein Viertel der gesamten Ausschüttungen im Dax 30. Angesichts – noch – üppiger Gewinne dürften die Autobauer ihre Dividenden im kommenden Frühjahr wohl nicht antasten.

Auffällig sind rekordhohe Dividendenrenditen: Gemessen am aktuellen Aktienkurs streichen Anleger bei BMW eine Dividendenrendite von 5,3 Prozent, bei Daimler sogar von 7,0 Prozent ein. Was auf den ersten Blick attraktiv erscheint, ist für Commerzbank-Analyst Andreas Hürkamp ein Alarmsignal: „Der Markt erwartet bei Daimler, dass sich die Dividende auf Sicht mehrerer Jahre halbieren wird.“

Seine Argumentation: Daimler kommt nur deshalb auf solch eine hohe Rendite, weil der Kurs stark gefallen ist – und Aktionäre künftig mit schlechteren Erträgen und Dividenden rechnen. Die Argumentation hat einiges für sich: In Europa, den USA und Asien sinken Monat für Monat die Verkaufszahlen, in China das erste Mal überhaupt.

Gerade auf diesen Markt sind die deutschen Autobauer angewiesen, nachdem sie in den vergangenen Jahren ihre Verkaufszahlen rasant erhöht haben. China zählt für BMW und Daimler zu den wichtigsten Absatzmärkten.

Die schwache Konjunktur und der Handelsstreit zwischen China und den USA, wodurch sich in Amerika hergestellte BMW- und Daimler-Limousinen in China verteuern, setzen den Konzernen ebenso zu wie die aufstrebenden Wettbewerber um Tesla mit ihren Elektroautos oder Toyota mit Hybridantrieben.

Die Automobilbranche könnte die knapp zehn Milliarden Euro für die Aktionäre gut für Investitionen in alternative Antriebssysteme gebrauchen. „In vielen Branchen stehen erhebliche Investitionen in den Umbau von Geschäftsmodellen und die Entwicklung neuer Technologien an“, urteilt Mathieu Meyer, Mitglied der Geschäftsführung beim Wirtschaftsprüfer EY, „da ist es wichtig, für solche Zukunftsinvestitionen ausreichend Finanzmittel vorzuhalten.“

Finanziellen Puffer nicht gefährden

Das gilt auch für die Deutsche Telekom. Sie braucht viel Geld für die vielen notwendigen Investitionen in die Infrastruktur samt Aufbau eines leistungsstarken 5G-Netzes für ein schnelleres Internet. Doch die Telekom hat bereits angedeutet, ihre Dividende von 65 auf 70 Cent je Aktie zu erhöhen. Das ergibt eine Gesamtsumme von 3,3 Milliarden Euro.

Der erwartete Nettogewinn liegt mit knapp vier Milliarden nur wenig höher. Daraus errechnet sich eine Ausschüttungsquote von fast 80 Prozent. Der Puffer für schwierigere Zeiten ist also gering. Auf solch einen Puffer können die Anleger bei den Versicherern Munich Re und Allianz vertrauen. Der Rückversicherer hat seit 1969 seine Dividende nicht mehr gekürzt, die Allianz immerhin seit einem Jahrzehnt nicht.

Beide Finanzinstitute überzeugen Jahr für Jahr mit Dividendenrenditen zwischen drei und sechs Prozent. Aktuell sind es bei beiden 4,6 Prozent. Um diese Kontinuität längerfristig durchzuhalten, erhöht die Allianz nach guten Ertragsjahren wie 2015 ihre Dividende nur maßvoll und um ein paar Cent weniger, als es der Konzerngewinn eigentlich hergibt. Damit verschafft sich die Allianz einen Puffer für schwächere Jahre.

Dasselbe Prinzip gilt bei der Munich Re: Nach dem miserablen Ertragsjahr 2017, als der Nettogewinn nach hohen Schadenssummen infolge ungewöhnlich starker Naturkatastrophen einbrach, blieb die Dividende stabil. Im nächsten Frühjahr winkt wieder eine Erhöhung, vermutlich von 8,60 auf 9,00 Euro, weil das bisherige Geschäftsjahr gut gelaufen ist.

Stabil auch in Krisenzeiten

Oder BASF: 2015 war angesichts eingebrochener Ölpreise der Nettogewinn um fast ein Viertel gesunken. Dennoch mussten Aktionäre des größten europäischen Chemiekonzerns nicht befürchten, dass ihre Dividende sinkt.

Der damalige Vorstandschef Kurt Bock folgte wie schon sein Vorgänger Jürgen Hambrecht der firmeneigenen Dividendenpolitik mit dem Kernsatz, der sich seit vielen Jahren in jedem Geschäftsbericht findet: „Wir streben an, die Dividende jährlich zu steigern, sie zumindest aber auf dem Niveau des jeweiligen Vorjahres zu halten.“

Einmal wich BASF davon ab. Nach dem Krisenjahr 2009 hatte der Konzern die Dividende einmalig um 25 Cent auf 1,70 Euro gesenkt. Doch schon im darauffolgenden Jahr stieg sie auf 2,20 Euro. Im vergangenen Frühjahr zahlte BASF 3,10 Euro, im kommenden Frühjahr wird es mindestens wieder so viel sein.

Acht Dax-Konzerne haben im vergangenen Jahrzehnt, also auch während der schweren Krise, in der Deutschlands Konjunktur um fünf Prozent einbrach, ihre Dividende fast immer erhöht und nie gesenkt. Neben Munich Re, Fresenius und seiner Tochter FMC zählen dazu Henkel, Linde, SAP, Siemens – und bislang auch Bayer. Der Ansporn, diese Tradition nach dem teuren Monsanto-Deal beizubehalten, ist also groß.