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In diese Aktienmärkte können Anleger jetzt noch günstig einsteigen

Es ist eine erstaunliche Gleichgültigkeit, die Anleger an der Wall Street demonstrieren. Weder eskalierende Handelskonflikte noch die abnehmenden geldpolitischen Stützen bringen im zehnten Jahr der Hausse den US-Aktienmarkt ernsthaft in Bedrängnis. Die wichtigsten Börsenmesslatten notieren keine fünf Prozent unter ihren Allzeithochs.

Doch Experten warnen: Mit weiter steigenden Zinsen wird sich der Blick auf die überzogenen Bewertungen verschieben. Dann drohen Verluste. Vorausschauende Anleger suchen nach Alternativen. Attraktiv erscheinen vor allem einige Schwellenländer. Das zeigt eine Handelsblatt-Analyse der von Investoren stark beachteten Kennzahlen.

„US-Blue-Chips notieren klar oberhalb ihres fairen Bewertungsbereichs“, sagt Aktienanalyst Markus Reinwand von der Helaba. Dabei müsse in einer Phase anziehender Leitzinsen etwa das Kurs-Gewinn-Verhältnis sichtbar zurückgehen, so der Profi. Hintergrund: Die im S & P 500 notierten Top-Firmen der USA werden mit dem 21-Fachen ihres erwarteten Jahresertrags bewertet. Das ist ein Fünftel höher als im Schnitt der vergangenen zehn Jahre.

Ähnlich alarmierend ist das Ergebnis aber auch, wenn man den Börsenwert der Firmen durch ihr Eigenkapital teilt und so das Verhältnis von Kursen zum Buchwert bestimmt (KBV). Es zeigt die Firmensubstanz hinter Aktien. Noch klarer wird die extreme Bewertung beim Blick auf das Verhältnis von Kurs zu Geschäftsumsatz je Aktie: Das KUV ist 42 Prozent über sein Langfrist-Mittel gestiegen.

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Vor zwei Wochen hat die US-Notenbank ihren Leitzins zum zweiten Mal im laufenden Jahr angehoben – auf eine Spanne von 1,75 bis zwei Prozent. Es ist das höchste Niveau seit 2008. Auch die Fachleute der Credit Suisse zeigen sich daher beunruhigt: „Die US-Bewertungen sind im Vergleich zum Weltmarkt extrem“, sagt Investmentprofi Markus Geisbüsch. Gleichzeitig habe der Verschuldungsgrad der US-Firmen einen Höchststand erreicht. Das mache die Unternehmen angesichts der steigenden Zinsen immer verwundbarer.

Im Vergleich zum S & P 500 sind die Aktien in Europa, gemessen am Mix aus KGV, KBV und KUV, zwar wesentlich günstiger. Aber auch hierzulande signalisieren die meistbeachteten Bewertungskennzahlen erhöhte Risiken: So kosten die deutschen Schwergewichte im Dax fünf Prozent mehr als im Zehnjahresschnitt (Tabelle). Die Euro-Land-Pendants im Euro Stoxx 50 sind sogar doppelt so stark überbewertet. „Auf Basis fundamentaler Faktoren lassen sich derzeit keine nachhaltig steigenden Notierungen ableiten“, urteilt Helaba-Mann Reinwand.

Günstige Titel aus Schwellenländern

Zu den wenigen Märkten , die nahe ihrer historisch normalen Niveaus notieren, gehören dagegen vor allem Schwellenländerbörsen. Allen voran sind türkische Aktien bei den 20 untersuchten Märkten niedrig bewertet – gemessen an allen drei Kennzahlen. So liegt das KGV im Leitindex ISE 100 mit nur 7,6 mehr als ein Viertel unter dem Schnitt seit 2008, die Verhältnisse der Kurse zum Geschäftsumsatz sowie zum Buchwert liegen deutlich darunter. Investoren hatten sich wegen zweistelliger Inflation, einer fallenden Lira sowie aus Sorge über die am Sonntag abgehaltenen Wahlen zurückgezogen. Der ISE weist 2018 mit einem Minus von 20 Prozent die weltweit schlechteste Entwicklung auf.

Doch inzwischen sind Experten zufolge viele Bedenken eingepreist – und Anleger könnten Käufe in Erwägung ziehen. „Meine Strategie ist, auf die Ergebnisse der Wahlen zu warten, die Folgen zu analysieren und dann vielleicht sogar ein kurzfristiges Handelsgeschäft zu versuchen, indem ich zu ,übergewichten‘ übergehe“, sagt Heinz Rüttimann, Anlagestratege bei der Schweizer Bank Julius Bär.

Günstig zu haben sind auch Chinas Festlandsaktien. Die Blue Chips im Leitindex CSI 300, der Dividendenpapiere an den Börsen in Schanghai und Shenzhen abbildet, kosten, gemessen am Kennzahlenmix, über ein Zehntel weniger als im langfristigen Mittel. Maßgeblicher Grund: Aus Furcht vor dem Handelsstreit zwischen Washington und Peking haben Investoren chinesische Aktien verkauft. Die Messlatten notieren so tief wie zuletzt 2016.

Anlegern bietet dies gute Einstiegschancen. Denn die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wächst mit derzeit geschätzten 6,5 Prozent jährlich auch weiter deutlich überdurchschnittlich. Zu bevorzugen seien Nebenwerte, empfiehlt Luke Barrs von Goldman Sachs Asset Management. Denn die wären laut dem Chefstrategen weniger von einem Handelskrieg betroffen. Midcaps und Smallcaps seien stärker auf den Binnenmarkt ausgerichtet. „Sie profitieren eher von inländischen Reform- und Wachstumsentwicklungen und sind weniger dem internationalen Handel ausgesetzt“, sagt Barrs.

Langfristig antreiben dürfte die Börsen zudem, dass chinesische Festlandsaktien seit Anfang Juni im weltweit wichtigsten Schwellenländerbarometer des Indexanbieters MSCI enthalten sind. Dadurch werden laut der Großbank HSBC in den nächsten fünf bis zehn Jahren über 600 Milliarden US-Dollar zusätzlich in die Titel fließen. „Die Aufnahme dürfte dazu führen, dass sich institutionelle Investoren aus dem Ausland stärker am chinesischen Aktienmarkt engagieren“, erklärt Portfoliomanager Raymond Ma vom Fondsanbieter Fidelity.

Zehn Prozent Kurspotenzial

Unter den Industrieländer-Börsen erscheint der britische Markt am attraktivsten. Die Aktien im Leitindex FTSE 100 kosten, gemessen am Kennzahlen-Trio, acht Prozent weniger als im langfristigen Mittel. Trotz aller Turbulenzen angesichts des im März anstehenden Brexits empfehlen daher Profis der US-Bank Morgan Stanley, jetzt einzusteigen: „Angesichts günstigerer Bewertungen und der Attraktivität unter Strategie-Gesichtspunkten“, sollten Anleger sie laut dem Chefstrategen Andrew Sheets gegenüber Europas Gesamtmarkt bevorzugen. Auf Jahressicht erwartet der Experte ein Zehntel höhere Kurse. Auch weil in London notierte Aktien oft besser laufen, wenn der weltweite Konjunkturzyklus eine „reifere Stufe“ erreicht hat – so wie jetzt.