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"Weinend bei den Energieversorgern angerufen": Alleinerziehende Schauspielerin rechnet vor, wie schlecht sie durch die Energiekrise kommt

Gisa Kümmerling, alleinerziehende Mutter zweier Söhne, hat am Ende des Monats noch etwa 1000 Euro zum Leben. - Copyright: Privat
Gisa Kümmerling, alleinerziehende Mutter zweier Söhne, hat am Ende des Monats noch etwa 1000 Euro zum Leben. - Copyright: Privat

Mit durchschnittlich rund 21.500 Euro Jahreseinkommen pro Kopf gehört der Wahlkreis Erzgebirge zu den ärmsten bundesweit. Für viele Menschen bedeuten die hohen Energie- und Lebensmittelpreise in diesen Regionen nicht einfach, dass sie mal ein paar Monate weniger sparen können. Für sie geht es viel mehr um die Frage, ob sie ihre Rechnungen, insbesondere für Energie, überhaupt noch zahlen können.

Schauspielerin Gisa Kümmerling aus dem Erzgebirge, ist eine von ihnen. Die alleinerziehende Mutter lebt mit ihren zwei Söhnen, zwölf und 16 Jahre, in der Stadt Annaberg-Buchholz und hat schon jetzt mit den hohen Rechnungen zu kämpfen. Für Business Insider hat sie offengelegt, warum sie die hohen Energie- und Lebensmittelpreise trotz staatlicher Entlastungsmaßnahmen kaum stemmen kann.

"Teilweise habe ich schon weinend bei den Energieversorgern angerufen"

Aktuell zahlt die Schauspielerin 180 Euro für Heizung pro Monat, demnächst soll sich diese Abschläge noch auf 230 Euro erhöhen. Für Strom kommen zudem weitere 120 Euro Kosten auf sie zu. Abzüglich der Miete bleiben der Schauspielerin damit noch mit Kindergeld etwa 1000 Euro zum Leben, für Essen, für Schulmaterialien, Kleidung der Kinder. Zu viel, so sagt Kümmerling, um einen Anspruch auf Wohngeld oder einen Kinderzuschlag zu bekommen. Zu wenig, um jetzt schon oft alle Abschläge rechtzeitig zu bezahlen.

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"Teilweise habe ich schon weinend bei den Energieversorgern angerufen, um die Zahlungsfrist aufschieben zu können", so Kümmerling. Die Erhöhung des Kindergelds um 18 Euro im kommenden Jahr oder die einmalige Energiepauschale würden ihr kaum helfen. "Die staatlichen Entlastungen sind ein Tropfen auf dem heißen Stein", sagt sie. Oft müsse sie in den letzten drei bis vier Tagen am Monatsende bei ihrer Mutter nach Geld fragen, obwohl sie arbeiten gehe, erzählt uns Kümmerling. Vor jedem Einkauf prüfe sie alle Angebote in den Supermarkt-Prospekten und überlege genau, ob sie die Lebensmittel wirklich brauche oder ob es auch ohne ginge. Fleisch gebe es höchstens einmal in der Woche.

Zahlreiche Menschen nehmen an einer linken Demonstration gegen die Energie- und Sozialpolitik der Bundesregierung auf dem Leipziger Augustusplatz Anfang Sep
Zahlreiche Menschen nehmen an einer linken Demonstration gegen die Energie- und Sozialpolitik der Bundesregierung auf dem Leipziger Augustusplatz Anfang Sep

Dabei ist Kümmerling kein Einzelschicksal: Einige Stadtwerke im Erzgebirgskreis rechnen teilweise mit einem Zahlungsausfall von 15 Prozent in den Wintermonaten. Gehen die Prognosen auf, kann mehr als jeder sechste Kunde der betroffenen Stadtwerke seine Energierechnungen nicht mehr zahlen – und sitzt womöglich im Dunklen und Kalten. Hinzukommt: Die rund 2,15 Millionen alleinerziehenden Mütter und über 460.000 Väter in Deutschland waren schon vor der Energiekrise besonders von Armut bedroht. Jeder dritte Haushalt Alleinerziehender ist laut einer Anfrage der Linken auf Hartz IV angewiesen. Und die Ergebnisse einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) aus dem September zeigen außerdem, dass fast jede 20. alleinerziehende Person in Deutschland zur Tafel geht.

"Als Alleinerziehende hatte man in Deutschland schon vor der Krise verloren"

Wie schnell man als Alleinerziehende in die Armut abrutschen kann, erlebt auch Kümmerling. "Als Alleinerziehende hatte man in Deutschland schon vor der Krise verloren und angesichts der steigenden Preise noch viel mehr", sagt sie. Gerade bei schulischen Ausgaben wie Klassenfahrten wünscht sich die Schauspielerin mehr staatliche Unterstützung. "Damit mein Sohn im kommenden Sommer für 350 Euro mitfahren kann, muss ich jetzt schon anfangen zu sparen", sagt Kümmerling. Das Problem sei jedoch, dass sie oft gar nicht mehr wisse, wo sie noch sparen solle. Oft lasse sie dann alles weg, was ihr selbst zugutekommen würde.

Neben der staatlichen Unterstützung bei Schulsachen wünscht sich Kümmerling aber auch mehr Unterstützung bei den hohen Gas- und Stromrechnungen. Aus dem Kreis der Alleinerziehenden aus ihrem Ort weiß sie, wie dringend viele dieses Geld brauchen würden. Erst vor Kurzem sei einer Mutter das Internet abgestellt worden, weil sie es angesichts der steigenden Energiepreise nicht mehr bezahlen konnte. Das Kind der Frau habe seine Hausaufgaben daraufhin nicht mehr zuhause erledigen können.

Ein Vater streicht seiner Tochter über den Kopf. (Symbolbild)
Ein Vater streicht seiner Tochter über den Kopf. (Symbolbild)